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Zehn Jahre Staub-Party im About Blank: „Rein kommt, wer ein schönes Lachen hat“

Die Staub-Party veröffentlicht keine Line-Ups und findet ausschließlich tagsüber statt. Trotzdem ist sie eine der legendärsten Partys der Stadt. In diesem Jahr feiert sie Jubiläum: Die erste Staub-Party fand vor zehn Jahren statt. Wie alles begann und wohin es noch geht, haben uns die Veranstalter:innen erzählt. 

Die Menschen hinter der Staub-Party: Jan, Irakli und Ines (v.l.n.r.) im Backstage des About Blank-Clubs im Friedrichshain. Foto: Livia Lergenmüller

Die Schlangen bei der Staub-Party reichen gerne mal bis zum Ostkreuz

Folgt man Irakli, Jan und Ines durch das About Blank, kommt man keine zwei Meter weit, ohne dass ihnen jemand freudestrahlend in den Weg springt. Ein bisschen wirkt es wie eine Familienfeier: Alle kennen sich, alle haben sich lieb. Und das, obwohl die Schlange des Friedrichshainer Clubs gut und gerne mal bis zum Ostkreuz reicht. Einmal im Monat veranstalten die drei hier ihre legendäre Staub-Party. 

Im Backstage finden sie etwas Ruhe. Zwei Sofas stehen hier und ein Aschenbecher. Mehr braucht es nicht. Die drei organisieren seit 2013 ihre Party im Blank. Zunächst unter dem Namen „Dust“, dann wurde sie zur „Staub“. Das Besondere: Ihr Event findet ausschließlich tagsüber statt. Nur zu seltenen Anlässen wird die Staub-Party mal zur 24-Stunden-Sause. Und noch etwas grenzt sie von den üblichen Berliner Party-Reihen ab: Das Line-up bleibt stets geheim. Erst auf der Party selbst erfährt man, wer an dem Tag auflegt.

Staub: Vom Insidertipp zur Stadtlegende

Jan-Frederik Henschen und Irakli Kiziria lernten sich über den ehemaligen Club „Raum“ in der Ziegrastraße kennen. Jan betrieb den Club damals und veranstaltete gemeinsam mit Irakli Partys. Auch Ines Manseder, die zeitgleich eine Party im Blank veranstaltete, war hier oft zu Besuch. Das Trio verliebte sich sofort ineinander. 2013 wurde der „Raum“ geschlossen und auch die Gruppe hinter Ines‘ Party ging in die Brüche.

Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich die nächste: Das About Blank wollte es mit Tagsüber-Parties versuchen und fragte Ines an. Kurzerhand schloss sie sich mit Irakli und Jan zusammen und begann mit der Staub-Party.

Das About Blank am Ostkreuz ist auch für seine linke Haltung bekannt. Foto: Imago/F. Anthea Schaap

In den ersten zwei Jahre fand die Party selten statt, nur ein paar Mal im Winter. Reich geworden ist damals niemand damit. „Wir haben das Geld immer zu gleichen Teilen unter den DJs und Mitarbeiter:innen aufgeteilt“, erzählt Jan. „Wir selbst haben daran erstmal gar nicht verdient und konnten zu Beginn auch kaum etwas zahlen.“ Damals legten größtenteils Freund:innen der drei auf den Partys auf. Menschen, die Lust hatten, das Projekt zu unterstützen.

„Es gibt in Berlin jeden Tag fette Line-ups und die Gagen schnellen in die Höhe. Wir haben uns bewusst gegen dieses Business entschieden.“

  • Ines Manseder

Auch aktives Netzwerken gehört dazu. Der DJ Savas Pascalidis zum Beispiel spielte zu Beginn umsonst auf der Staub. Irakli hatte ihn irgendwann mal im Berghain angesprochen, als er dort aufgelegt hatte. „Er kam dann mit seinen Platten hier an und wollte nichts dafür“, erinnert sich Irakli. „Weil er unsere Vision unterstützt hat.“

Kein Line-Up, keine Booking-Politik

Zu dieser Vision gehört es seit jeder auch, die DJs geheim zu halten. Ein Statement gegen die Kommerzialisierung des Technos: „Es gibt in Berlin jeden Tag fette Line-ups und die Gagen schnellen in die Höhe. Wir haben uns bewusst gegen dieses Business entschieden.“ erklärt Ines. Außerdem umgehen sie so das komplexe Regelwerk des Berliner Bookings. Wer im Monat schon in einem Klasse 1 Club spielt, darf ansonsten nur in einem Klasse 2 Club spielen, manche Clubs sprechen ihren Artists bisweilen ein Spielverbot in Berlin für den restlichen Monat aus. „Uns ist das scheißegal, wir machen unser Ding“, erklärt Irakli. Dabei könnte man sich durchaus mit Namen schmücken: DJs wie Dr. Rubinstein, Freddy K., oder Oliver Deutschmann gehörten schon zum musikalischen Ensemble. Das erfährt man in der Regel jedoch nur, wenn man auf der Party ist. 

Lange Zeit war die Staub so etwas wie ein Geheimtipp. Im November 2014 tauchten sie dann im Party-Ranking eines Blogs auf, plötzlich wurde die Schlange vor dem Club immer länger. Ein zweiter Floor kam hinzu, dann begannen sie auch noch das Zelt im Outdoor-Bereich des Clubs zu bespielen. 

2016 brachte Ines das erste Staub-Baby zur Welt. Modchi, der Vater des Kindes und Freund von Ines, gehört mittlerweile fest zur Staub-Crew. Er ist meist Day-Manager und das Rückgrat der Veranstaltung. „Egal was ist: Modchi kümmert sich“, erzählt Ines. Bis heute verdienen alle ihr Haupteinkommen in anderen Jobs. Ines arbeitet im Büro einer Physiotherapie-Praxis, Jan arbeitet als Booker in der Quest Agency, Irakli arbeitet als DJ und freischaffender Designer. 

Schwarze Einheitsuniform? Auf der Staub geht es bunt zu

Für eine gute Party muss alles stimmen: die Gäste, die Mitarbeiter:innen, die Musik. „Und man muss flirten können“, findet Ines. Die Staub-Party soll bunt und fröhlich sein. Ihr Selektionskriterium? „Wer reinkommen will, muss ein schönes Lachen haben“, sagt Ines. Einmal kam sie vom Brötchen holen zurück ins About Blank. Die Schlange ging bis zum Ostkreuz, alle waren schwarz angezogen. Ganz am Ende stand eine bunt angezogene Person in grüner Hose. „Ich hab sie mit nach vorne und direkt in den Club genommen. Die wusste gar nicht, wie ihr geschieht“, erinnert sich Ines lachend. 

Eine explizite politische Ausrichtung gibt es dabei nicht. „Love, Peace, Unity“, überlegt Ines. Eigentlich wollen sie aber keine Politik. „So lange man weiß, dass die Leute Gutes wollen, kann man auch mal unterschiedliche Positionen haben“, sagt Irakli mit Blick auf die Clubpolitik des About Blanks. Ausschließen will man niemanden. „Außer Nazis natürlich!“ Aber die kommen im Blank ja sowieso nicht. 

Viel Zeit investieren die drei in die künstlerische Ausgestaltung ihrer Party. Beim Booking hat jeder seinen musikalischen Schwerpunkt und sein Netzwerk. Jan kennt sich mit Elektro aus, Ines ist House-Expertin, Irakli ist für Techno zuständig – und für Designfragen. In Georgien hat er Architektur studiert, dann in Deutschland Design. Ines beschreibt ihn als „Motor“ oder „Visionär“ der Party. Die Fassadendekos zur Jubiläumsparty nach zehn Jahren stammten aus seiner Feder: Gigantische gelbe Smiley wurden an die Außenwand des About Blanks geklebt, in den Augen eine Zehn, im Mund stand „Staub“ geschrieben. 

Zehn Jahre Staub: Zum Jubiläum erhielt die Fassade des About Blanks ein besonderes Design. Foto: Staub

Staub-Compilations auf dem „Intergalactic Research Institute For Sound“

Neben der Party veröffentlicht das Staub-Kollektiv auch Compilations. Zuerst auf Iraklis Label I/Y, mittlerweile auf seinem neuen Label „Intergalactic Research Institute For Sound“. Gerade ist die bereits siebte Platte „STAUB007“ erschienen – ebenfalls alle ohne Nennung der Künstler:innen. Die Produzent:innen dürfen selbst zwar verraten, dass sie etwas für den Release beigesteuert haben, vom Label selbst gibt es jedoch keine Informationen darüber. 

Das Cover der Staub-Compilation STAUB007. Design: Irakli Kiziria

Damit soll der Fokus einzig allein auf die Musik gelegt werden. „Manchmal wird“ einem Track nur dann Aufmerksamkeit und Bedeutung geschenkt, wenn er von einem großen Namen stammt“, erklärt Irakli. „Bei uns sind immer sowohl etablierte Künstler:innen, als auch Newcomer zu finden. Du weißt nie, von wem welcher Track stammt.“

Auch wenn sie bereits seit weit mehr als zehn Jahren im Geschäft geht, ist die Energie weiterhin da, darin sind sich alle einig. Fünf Jahre geht es bestimmt noch weiter, versichert Irakli. Am 26. März veranstaltet die Staub in Kooperation mit der Bewegungsfreiheit eine Soli-Party im Watergate. Die gesamten Einnahmen gehen an die Schlafplatzorga, an K41 und Unterstützung für die Ukraine, das Projekt009 und die No Border Assembly. 


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