Dancehall

„Love Songs“ von Peter Fox: Alles zum neuen Album

Peter Fox ist wieder da! Vor 15 Jahren erschien „Stadtaffe“, ein Album, mit dem der Seeed-Frontmann eine musikalische Sensation auslöste und den deutschsprachigen Dancehall – Made in Berlin – auf die ganz großen Bühnen brachte. Mit „Love Songs“ folgt nun das zweite Solowerk des mittlerweile 51-jährigen einst in Kreuzberg und heute in Lichterfelde lebenden Musikers. Was es über ihn, das neue Album, politischen Aktivismus, Adriano Celentano und eine Debatte um kulturelle Aneignung um den Song „Zukunft Pink“ zu sagen gibt, lest ihr hier.

Peter Fox, hier bei einem Konzert seiner Band Seeed beim Lollapalooza Berlin, 2022. Foto: Imago/Jan Hübner
Peter Fox, hier bei einem Konzert seiner Band Seeed beim Lollapalooza Berlin, 2022. Mit „Love Songs“ Foto: Imago/Jan Hübner

„Love Songs“ von Peter Fox:

Im Studio Babelsberg wuselt es, Fernsehkameras laufen, auf dem Podium stehen bunte Mikrofone der privaten Radiosender, Pressefotografen bringen sich in Position. Alle Stühle im großen Foyer sind frühzeitig besetzt. Es ist selten, dass ein Berliner Musiker zu einer Pressekonferenz lädt. Selbst gestandene Stars wie Herbert Grönemeyer oder Sven Regener von Element of Crime laden Journalisten meist zu Einzelinterviews ein. Doch bei Peter Fox läuft es etwas anders, eher wie nach einem Champions-League-Spiel oder beim Briefing im Weißen Haus.

Der blasse Musiker mit der klobigen Brille sorgt eben für Furore. Sein Album „Stadtaffe“ verkaufte sich millionenfach, Seeed feiern einen Konzerttriumph nach dem anderen. Längst gehören Dancehall und Hip-Hop zum Mainstream, nicht nur, aber auch wegen Fox. Der Erfolg gibt ihm recht, die diesjährige Tour zum neuen Album führt ihn zu den größten Musikfestivals im Land. Am 22. und 23. August spielt er zwei Konzerte in der Waldbühne, beide sind längst ausverkauft.

Peter Fox bei der Pressekonferenz zu seinem Album "Love Songs" im Studio Babelsberg, 23.5.2023. Foto: Jacek Slaski
Peter Fox bei der Pressekonferenz zu seinem Album „Love Songs“ im Studio Babelsberg, 23. Mai 2023. Foto: Jacek Slaski

Peter Fox über „Love Songs“: „Wer es mit früher vergleichen will, soll es machen, für mich spielt es aber keine Rolle“

„So eine Konferenz ist etwas weird, aber ich finde es auch ganz witzig“, sagt Fox zu Anfang und bleibt die nächste Stunde freundlich, verbindlich, manchmal etwas scheu, aber immer konzentriert, und beantwortet eine Frage nach der anderen. Ob er unter Druck war, wegen der Erwartungshaltung, schließlich müsse das Album nach „Stadtaffe“ ein Hit werden? „Am Anfang habe ich einfach nur die Musik gemacht“, sagt Fox über den Entstehungsprozess von „Love Songs“, das am 25. Mai erscheinen wird, „aber jetzt wird immer klarer, dass ich an meinem ersten Album gemessen werde, und damit muss ich leben“.

Fox verweist darauf, dass er heute anders drauf sei als vor 15 Jahren. Er habe weniger Illusionen, die Macho-Posen, die er schon damals etwas aufs Korn genommen hat, erscheinen ihm nun mehr als lächerlich. „Wer die neue Platte mit früher vergleichen will, soll es machen, für mich spielt es aber keine Rolle“.

Eine kleine Sensation: Feature mit Adriano Celentano

Das neue Album also, „Love Songs“, es geht um die Liebe in all ihren Facetten, das kann die Seele anrühren, ans Herz gehen, aber auch den Hintern schwingen lassen. Elf Tracks zwischen Dancehall, Ragga, Hip-Hop in locker-abgehangener Peter-Fox-Manier. Das hitverdächtige „Tuff Cookie“, ein Song der Bewunderung und der Coolness, ein melancholischer Ausflug in die Wüste in „Kein Regen in Dubai“, wo die Einsamkeit, also die Abwesenheit von Liebe, im Mittelpunkt steht, aber mit „Toscana Fanboys“ auch ein „Touri-Swag“, eine Liebeserklärung an die Schönheit der Toskana. Und da eine kleine Sensation: Als Feature findet sich darauf kein geringerer Gast als der legendäre italienische Sänger, Schauspieler, Moderator und Meister aller Klassen: Adriano Celentano.

Wie es zu dieser Zusammenarbeit kam? Fox und seine Entourage mieteten sich in einem Studio in der Toskana ein und produzierten in der Idylle spontan eine Hommage an die Region. Das toskanische Fremdenverkehrsamt dürfte erfreut sein. Weil das Stück etwas mehr Bezug zu Italien haben sollte, dachte Fox daran, einen jüngeren italienischen Rapper einzuladen. Doch niemand passte so recht, und da Celentano in dem Text eh vorkam, fragte man über mehrere Umwege beim 85-jährigen Maestro an –und der sagte zur großen Verwunderung aller zu. Vielleicht auch, weil er Seeed vor vielen Jahren mal in seine Fernsehsendung eingeladen hat und sich an die hippen Jungs aus Berlin noch erinnerte.

Doch nicht alles ist Friede, Freude, Eierkuchen auf „Love Songs“. Ursprünglich sollte das Album „Zukunft Pink“ heißen, nach dem Track auf dem Inéz Schaefer (kurz Inéz) als Gastsängerin zu hören ist. Doch als der Song als große Solo-Comeback-Single im Oktober 2022 erschien, warf der Journalist Malcolm Ohanwe Fox kulturelle Aneignung vor. Es ging um Amapiano, ein aus Südafrika stammendes Subgenre der House-Musik. Diesen speziellen Rhythmus verwendete Fox für „Zukunft Pink“, benannte die Quellen aber laut Ohanwe nicht klar.

Fox nimmt in der Pressekonferenz auf den zurückliegenden Disput um den Song Bezug, räumt eigene Versäumnisse ein, fühlt sich stellenweise auch ungerecht behandelt und verweist darauf, dass diese Debatte eigentlich ein Anliegen von ihm überschattet hat, was ihm viel wichtiger sei: die Tax-me-now-Kampagne, die in dem Text klar benannt wird. Hierbei handelt es sich um eine Initiative, in der sich reiche und sehr reiche Menschen zusammenschließen und sich für „eine höhere Besteuerung von Vermögen einsetzen, um mehr Chancen, Teilhabe und Zukunftsinvestitionen für alle zu ermöglichen.“

Peter Fox: „Ich mache mir viele Gedanken darüber, weil ich reich bin“

Ein zivilgesellschaftliches Engagement, das auch Fox wichtig ist. „Ich mache mir viele Gedanken darüber, weil ich reich bin, durch Musik reich geworden, und weiß, dass ich eine privilegierte Position habe, und die versuche ich zu reflektieren. Ich sehe, dass es politische Kräfte gibt, die darauf beharren, dass es so bleibt, wie es ist, dass Leute, die viel Geld haben, es auch behalten können.“ Warum das so ist, fragt er sich immer wieder.

Doch Fox weiß auch, dass er mit politischen Botschaften in seinen Texten nicht unbedingt viel erreichen kann, obwohl er berühmt ist und ein großes Publikum hat. „Ich habe für radioeins einen politischen Podcast gemacht, habe mich in Initiativen engagiert, über ernste Themen diskutiert. Das Problem ist, nobody cares. ‚Mach mal einen neuen Song, Dicker‘, war dann die Ansage. Die Leute wollen von mir Musik hören.“

  • Peter Fox Love Songs (Warner)
  • Tourtermine siehe hier

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