Nozomi Horibe stammt aus Japan und lebt in Berlin. Die Stadt kennt sie, das Umland blieb ihr lange unbekannt. Bis sie sich auf eine Fahrradtour durch Brandenburg begab. In dem Comic „Der Trip“ zeichnet sie eine exotische Welt.
„Der Trip“: Nozomi Horibe verlässt die Komfortzone
„Ausgerechnet fucking Brandenburg“, denkt sich die Autorin unter der Dusche. Es hätte ja auch Kolumbien sein können. Doch es ist das Berliner Umland, das sie als Ziel ihrer vierwöchigen Fahrradtour auswählt. Schließlich liegt die große weite Welt oftmals genau vor der eigenen Haustür.
Horibe will sich wieder unabhängig fühlen, raus aus dem Trott kommen und den Zwängen und vermeintlichen Sicherheiten ihrer Beziehung entfliehen. Kurzum: die Komfortzone verlassen. Die 1986 geborene Japanerin lebt in Berlin, sie studierte Kunst in Weißensee und schlägt sich als Zeichnerin und Übersetzerin durch. Das Großstadtleben kennt sie auswendig, der Speckgürtel, die Provinz, die märkische Scholle und die schnodderige Seele der Einheimischen waren ihr fremd.
Autobiografisch hält sie in feinen Skizzen in Gelb und Dunkelviolett ihre Reise fest. Eine Reise, die sie über Werder und Klein Dammerow, Kyritz und Neuruppin, Schwaneberg und Buckow bis nach Cottbus und Lübbenau führt. Im weiten Bogen umrundet Horibe die Hauptstadt, allein, auf dem Rad. Anfangs voller Ängste und Argwohn, nach und nach mit immer mehr Zuversicht und Selbstbewusstsein. „Der Trip“ gleicht einem Märchen, das vom Helden erzählt, der hinauszieht, um das Glück zu finden.
Ist es Glück, das die junge Japanerin in der märkischen Einöde findet? Vielleicht nicht ganz, sie findet aber zu Gedanken und Selbstreflexion. Herkunft, Heimat, Identität, all das wirbelt sich durch die Geschichte, wenn das Rad den Staub aufwirbelt, wenn die Mücken beim Toilettengang in der Natur stechen oder man beim Grillen im Garten etwas in der Landessprache sagen soll.
Reisetagebuch und die Suche nach etwas Größerem
Horibe verbindet ihr gezeichnetes Reisetagebuch mit der Erzählung von der Suche nach etwas Größerem und verankert die Handlung zugleich in einer hemdsärmeligen brandenburgischen Realität. Es ist ein kurzweiliger Comic, in dem das als bekannt Angenommene im anderen Licht erscheint. Die Autorin blickt auf das Umland und entdeckt dort eine exotische, zugleich banale aber auch zutiefst menschliche Welt. So sind es die Dialoge mit den Leuten, denen sie entlang der Strecke begegnet, die den Reiz von ihrem 1120 Kilometer langem Trip ausmachen. Und die Inspiration, selbst so eine Tour zu wagen.
- Der Trip von Nozomi Horibe, Jaja Verlag, 112 Seiten, 16 Euro
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