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Persönlichkeiten

12 Berühmte Sportler aus Berlin und Umland: Triumphe und Skandale

Gerade im Sportbereich gibt es unzählige spannende Geschichten, manche glorreich, manche enttäuschend. In Berlin und im Umland schrieben berühmte Sportler:innen ihre eigenen. Siege und Ausschlüsse unter Tränen, Triumphe und Skandale, K. o. und Tore. Wir stellen euch 12 berühmte Sportler:innen vor, erzählen, was sie ausmacht und wie sich in Wettkämpfen geschlagen haben.


Kevin-Prince Boateng

Zurück bei Hertha: der Berliner Sportler Kevin-Prince Boateng. Foto: Imago/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Irgendwie liegt ihnen Fußball in der Wiege, den Boatengs. Die drei Brüder spielen aktiv, zwei auf Profiniveau, konnten viele Siege einfahren, Jérôme holte etwa einen Weltmeistertitel, und ihre Statistiken sprechen für das Zielvermögen der berühmten Berliner Sportler. Kevin Prince (*1987 in Berlin) konnte sich, wie im Fußball üblich, bei vielen, vielen Vereinen ausprobieren. Er begann bei Hertha, spielte dann für die britische Liga, Ghana, aber auch Schalke 04 und Eintracht. Nach mehr als zehn Jahren fand er 2021 aber wieder zu Hertha zurück. Die Seitensprünge haben vielleicht die Leidenschaft für den Berliner Verein neuentfacht. Seit 2013 engagiert er sich zudem gegen Rassismus.

Erfolge Englischer Ligapokal, Italienische Meisterschaft und Supercup, Spanische Meisterschaft, DFB-Junioren-Vereinspokal


Franziska von Almsick

Mittlerweile engagiert sich Franziska von Almsick bei der Deutschen Sporthilfe. Foto: Sven Mandel/CC BY-SA 4.0

Es gibt Menschen, bei denen zeichnet sich die Begabung bereits in früher Kindheit ab: Franziska „Franzi“ von Almsick (*1978) hat jedenfalls schon früh Erfolge als Freistilschwimmern gefeiert. Bei der Kinder- und Jugendspartakiade, Sportwettkämpfe der DDR, gewann sie mit elf Jahren neun Goldmedaillen, mit 15 holte sie ihren ersten Weltcupsieg. Sie war 1996 bei den Olympischen Spielen, holte eine Silbermedaille. Sie war Favoritin, die Medien und Sportverbände erwarteten wahrscheinlich Gold, meckerten dafür aber wenig. Bei den darauffolgenden Olympischen Spielen 2000 kehrte sie ohne Einzelsieg zurück, mit der Staffel holte sie Bronze. Der passende Anlass für herabwürdigende Sprüche: Die Boulevardzeitung B.Z titelte etwa „Franzi van Speck – als Molch holt man kein Gold“. Sie machte anschließend noch ein paar Wettkämpfe, beendete aber nach der Olympia 2004 ihre aktive Karriere. Heute ist sie Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe.

Erfolge Vier Silber- und sechs Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen 18 Goldmedaillen auf europäischer Ebene, zwei Weltmeisterschaftstitel


Katharina Witt

Katharina Witt (mitte) bei den DDR-Meisterschaften 1987. Foto: Bundesarchiv/CC BY-SA 3.0 de

Es ist schade, dass Eiskunstlauf in der öffentlichen Wahrnehmung eher eine untergeordnete Rolle spielt. Hinsichtlich der gebotenen Show und der sportlichen Leistungen, die auch noch auf glattem Terrain zustandekommen, ist das sogar überraschend. Viele Menschen sind Akrobatikshows ansonsten weniger abgeneigt, etwa im Zirkus oder in einer x-beliebigen Marvelverwurstung. Sei’s drum, vielleicht war es anders, als Katharina Witt (*1965 in Falkensee) noch auf dem Eis stand. Ihr erster Erfolg war der dritte Platz bei den DDR-Meisterschaften. Es folgten viele weitere Wettkämpfe, etwa die Europa- und Weltmeisterschaften und, natürlich, Olympia. 1984 war sie das erste Mal Weltmeisterin.

Es würde den Rahmen sprengen, all ihre Siege aufzuzählen, aber hier sei noch angemerkt, dass Katharina Witt bis heute zu den erfolgreichsten Eiskunstläuferinnen aller Zeiten gehört. Auch als Schauspielerin war sie nicht gänzlich erfolglos, gewann sogar einen Emmy für ihre Rolle in „Carmen on Ice“. Ein kurzes Intermezzo bei „Holiday on Ice“ hatte sie Ende der 1980er-Jahre ebenfalls. Sie gründete zudem die Witt-Stiftung, die sich für Katastrophenhilfe engagiert, allerdings gab es zu dieser bereits Kritik wegen mangelnder Transparenz.

Erfolge Zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen, vier Weltmeisterschaftstitel, sechs Goldmedaillen auf europäischer Ebene


Gustav „Bubi“ Scholz

1954 holte Gustav Scholz (rechts) den Weltmeistertitel gegen Al Andrews. Foto: Bundesarchiv/CC BY-SA 3.0 de

Lange bevor die Klitschkos mit ihrem cleveren, aber trägen Stil den Boxsport einschläferten, gab es eine Zeit, in der Boxen noch weitaus dynamischer war. In den 1950er-Jahren prügelte zum Beispiel Jake Lamotta, auch bekannt als „Raging Bull“, mit seinem aggressiven Stil seine Gegner durch den Ring. Für die gewaltliebende Masse deutlich ansprechender als clevere Taktiken. In Deutschland war zu der Zeit Gustav Wilhelm Hermann „Bubi“ Scholz (1930 in Berlin) aktiv. 96 Kämpfe bestritt er, zwei davon verlor er nach Punkten. 1951 war er erstmals Deutscher Meister im Weltergewicht, ein Titel den er zweimal infolge verteidigte. Und, gar nicht so unüblich, aber trotzdem sportliche eine Herausforderung: Zweimal wechselte er die Gewichtsklasse, erst Mittel-, dann Halbschwergewicht. Dort konnte er auch ein paar Siege holen.

So, nun der unangenehme Teil: Scholz erschoss 1984 seine Frau, wurde darauf wegen fahrlässiger Tötung verhaftet, es gab wohl keinen Tötungsvorsatz, obgleich er wohl eine Waffe auf eine Person abfeuerte. Er versuchte sich im Gefängnis umzubringen, kam drei Jahre später frei, heiratete nochmal, erlitt mehrere Schlaganfälle und erkrankte an Altersdemenz. 2008 starb er.

Erfolge 88 Siege, Europa- und Weltmeister


Willi Steputat

Willi Steputat (knieend, rechts) zusammen mit dem restlichen deutschen Olympiateam 1932 in Los Angeles. Foto: Gemeinfrei

Die Siegesserie von Willi Steputat (*1912 in Berlin) lässt sich nicht wirklich als solche bezeichnen. 1923 war er deutscher Meister im Ringen, das war’s. Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen gab es auch, dort schied der Berline Sportler jedoch bereits vor der heißen Phase aus. Die Beine waren vielleicht zu müde fürs Siegertreppchen, dafür trug er aber als Funktionär entschieden zur Entwicklung des Ringens in Deutschland bei. 1928 und 1932 war er bei den Olympischen Spielen Mannschaftsführer des deutschen Ringerteams, welches gleich zwei Goldmedaillen gewann. Außerdem war er dafür verantwortlich, dass Freistilringen ebenfalls in Deutschland als Meisterschaftsdiziplin eingeführt wurde. Dabei sind auch Angriffe auf die Beine erlaubt, beim griechisch-römischen Ringen, dem „Standardstil“, nicht. Sieht etwas beeindruckender aus. Steputat starb 1946 in Berlin.

Erfolge Deutscher Meister


Christian Sandow

Schießen, fechten, schwimmen, reiten, laufen, moderner Fünfkampf verlangt einiges ab. Christian Sandow (1951 in Berlin) war in dem Sport-Potpourri Deutscher Jugend- und Senioren- sowie Mannschaftsmeister, ach ja, und Juniorenweltmeister. Bis 2015 war er Bundestrainer, außerdem ist er der erste Berliner Sportler des Jahres, ein Publikumspreis, der seit 1979 vergeben wird. Ist doch auch ganz nett.

Erfolge: Deutscher Meister (Junioren, Mannschaft, Senioren), Weltmeister (Junioren)


Sven Ottke

Der Berliner Sportler Sven Ottke war in den frühen 2000er-Jahren mehr Mediengestalt denn Boxer. Foto: 9EkieraM1/CC BY-SA 3.0

Er war im „Dschungelcamp“, bei „Dancing on Ice“ und bei der Wok-WM. Ja, ein richtiger Tausendsassa dieser Sven Ottke (*1967 in Berlin). Bevor er jedoch Teil der deutschen Abendprogrammkultur wurde, war er Boxer, hatte bei 34 Profikämpfen nicht eine Niederlage, erlangte sogar den Weltmeistertitel. Schon recht erfolgreich. Noch erfolgreicher war der Berline Sportler beim Publikum, so als siebenfach ausgezeichneter Berliner Sportler des Jahres. Damit dürfte er wohl populärer als in seiner Jugend gewesen sein. Da war er in einige Schlägereien verwickelt. Eine Phase, die er dank Boxen hinter sich lassen konnte. Eine Geschichte wie aus einer Sport-Seifenoper.

Erfolge Zwölfmal deutscher Meister, zweimal Europameister, Weltmeister (IBF und WBA, zwei verschiedene Verbände)


Claudia Pechstein

Claudia Pechstein hetzt seit Jahrzehnten übers Eis. Foto: Bjarte Hetland/CC BY 3.0

Sie ist Polizeihauptmeisterin bei der Bundespolizei und CDU-Politikerin. Trotzdem hat es Claudia Pechstein (*1972 in Berlin) achtmal zur Berliner Sportlerin des Jahres gebracht. Fanliebe überwindet scheinbar alles. Lag vielleicht mehr an ihrem sportlichen Werdegang. Fünf Olympiasiege errang sie im Eisschnelllauf. Mit ihren Medaillen könnte sie sich wahrscheinlich ein eigenes Denkmal bauen und hätte noch genug für Tafelbesteck. Mit 13 zeichnete sich bereits ihr Talent ab, als sie die Kinder- und Jugendspartakiade der DDR gewann. In den ersten gesamtdeutschen Meisterschaften 1991 gewann sie Silber und Gold. 2009 bekam sie eine Dopingsperre wegen ihrer Blutwerte, gegen die sie klagte. Erfolgreich. Kurz darauf kam es zu einer weiteren Sperre, ebenfalls wegen Dopingsverdachts. Wieder waren es die Blutwerte. Ihre Mediziner bescheinigten ihr eine Blutanomalie, diesmal blieb die Sperre jedoch erhalten. Es kam zu einem juristischen Pingpong. Heute ist sie längst wieder aktiv, konnte einige Siege einfahren und nimmt 2022 an den Olympischen Winterspielen teil. Ziemlich erfolgreich. Politisch hapert’s hingegen. In den Bundestag konnte sie 2021 nicht einziehen.

Erfolge Fünf olympische Goldmedaillen, eine Goldmedaille( Mehrkampfweltmeisterschaften), fünf Goldmedaillen (Einzelstreckenweltmeisterschaften), drei Goldmedaillen auf europäischer Ebene


Jürgen Röber

Hier erklärt Jürgen Röber gerade, wieso er Verein (hier Name einsetzen) die Treue schwört. Foto:
Мысякин Александр/CC BY-SA 3.0

Während die Menschen in vielen Sportarten ihrem Verband oder Verein treu bleiben, gibt es beim Fußball unzählige Wechsel. Jürgen Röber (*1953 im Sachsen-Anhalter Niemandsland Gernrode) spielte insgesamt für zehn Vereine. Als Trainer war er bei ach Vereinen. Sollte er einen Karrierewechsel anstreben, könnte er wahrscheinlich Sportumkleiden designen. Über seine Zeit bei Hertha (1996-2002) konnte er sich den Titel als Berliner Sportler des Jahres fünfmal sichern. Seine Sprunghaftigkeit brachte ihn 2003 nach Wolfburg und setzte seiner Siegesserie als Publikumsliebling ein Ende. Schön war’s.

Erfolge Deutscher Meister 1981, Deutscher Amateurmeister als Trainer 1992


Robert Harting

Was ein Brocken: Robert Harting. Foto: Imago/Chai v.d. Laage

Diskuswerfer Robert Harting (*1984 in Cottbus) konnte eine Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 2012 gewinnen und mehrere Welt- und Europameisterschaften für sich entscheiden. Sportler des Jahres war ebenfalls, sogar viermal. Eine Kontroverse von 2009 dürfte aber ein besonders interessanter Punkt seiner Laufbahn sein, ganz ohne Boulevardgetuschel. Er war für die eingeschränkte Freigabe von Dopingmitteln. Grund war auch, dass die Sportler:innen ohnehin nachhelfen würden. Nebenher äußerte er sich aber flapsig gegenüber Doping-Opfern der DDR. beides kam beim Deutschen Leichtathletik-Verband und den Zuschauenden nicht gut an.

Erfolge Eine Goldmedaille bei den Olympische Spielen, drei Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften, drei Goldmedaillen auf europäischer Ebene


Elena Semechin

Elena Semechin, Schwimmerin und Publikumsliebling. Foto: Imago/Martin Hoffmann

Mit elf Jahren zog die Schwimmerin Elena Semechin (*1993 in Woskressnowka) von Kasachstan nach Bamberg. Als sie sieben Jahre alt war, brach bei ihr die Erbkrankheit Morbus Stargardt aus, welche ihre Sehfähigkeit stark einschränkte. Sie entdeckte recht spät das Schwimmen für sich. Erst mit 13 Jahren lernte sie es, die Wettkampfausbildung folgte allerdings im direkten Anschluss. 2012 folgte die erste Teilnahme an den Paralympischen Spielen in London, wobei sie den zweiten Platz im 100 Meter Bruststil und den achten im 50 Meter Freistil gewann. 2015 zog sie nach Berlin, schloss sich direkt dem Paralympischen Sport Club Berlin an und nahm 2020 wieder an den Spielen teil. Sie belegte den ersten Platz im 100 Meter Brustschwimmen. Berliner Sportlerin des Jahres 2019 ist sie ebenfalls.

Erfolge Eine Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen, eine Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften, sechs Goldmedaillen auf europäischer Ebene


Erik Zabel

Der Berliner Sportler Erik Zabel fährt noch immer, allerdings nur aus Spaß. Foto: Imago/Sirotti
Der Berliner Sportler Erik Zabel fährt noch immer, allerdings nur aus Spaß. Foto: Imago/Sirotti

Kaum ein Sport hat ein dermaßen bekanntes Dopingproblem wie der Radsport. Wo es in anderen Sportarten nur selten an die Öffentlichkeit gelangt, gehört Empörung infolge eines Skandals hier fast zur Tradition. Erik Zabel (*1970 in Berlin) ist zum Beispiel diesbezüglich mehrmals aufgefallen, auch im Zuge des fast schon legendären EPO-Skandals. Kortison und Eigenblut spielten dabei eine Rolle, etwa 1996 und 2003. Ob er es wohl trotz der Auffälligkeiten zum Berliner Sportler des Jahres 1997 geschafft hätte?

Erfolge Gesamtsieger Rad-Weltcup, Mailand-Sanremo, Paris-Tours, Amstel Gold Race und viele weitere Turniere


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