Wir haben uns die Feuerwachen in Berlin angeschaut: ihre Geschichte, die architektonischen Besonderheiten und was man sonst alles über sie wissen sollte. Von Spandau bis Schöneberg und von Friedrichshain bis Tegel rücken von dort die Feuerwehrleute aus, um Brände zu löschen und um bei bei Notfällen vor Ort zu sein.
Die Feuerwehr im heutigen Sinn hat viel mit der Entwicklung von Berlin zur Großstadt zu tun. Die dichte Bebauung und die steigende Einwohnerzahl machte eine Professionalisierung des Brandschutzes notwendig. Dennoch ist die Feuerwehr eine relativ neue Erfindung, ziemlich genau 170 Jahre alt. Am 1. Februar 1851 wurde die Berliner Berufsfeuerwehr gegründet, davor löschten Freiwillige Feuerwehren die Brände. Hier sind 12 Feuerwachen in Berlin, die man kennen sollte.
Feuerwache Spandau
Im 17. Jahrhundert erließ der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm das sogenannte Einwohnerlöschgebot. Damit begründete er eine frühe Form der Berufsfeuerwehr, die erst 1851 gegründet wurde. 1874 errichtete man in Spandau ein Feuerwehrgerätehaus, doch erst um 1909 wurde in Spandau, nach dem Berliner Vorbild, ebenfalls die Freiwillige Feuerwehr in eine Berufsfeuerwehr umgewandelt.
Die Spandauer bekamen 1925, fünf Jahre nach der Eingemeindung in Groß-Berlin, eine ziegelsteinrote Feuerwache in der Triftstraße. Das vom Berliner Architekten Johannes Gluer im expressionistischen Stil entworfene Gebäude galt damals als die modernste Feuerwache in ganz Berlin.
- Feuerwache Spandau-Nord Triftstr. 8-9, Spandau
Feuerwache Wannsee
Ab 1954 galt der Notruf „112“, zuvor wählte man im Brandfall die „02“. Nach Kriegsende und Mauerbau musste sich auch die Berliner Feuerwehr neu organisieren, nicht nur hinsichtlich der Telefonnummer. Dazu gehörten unter anderem Umstrukturierungen im Südwesten der Stadt. So sollten die alten Berliner Feuerwachen Nikolassee und Wannsee zusammengeschlossen werden.
1972 begannen die Bauarbeiten an der neuen Feuerwache Wannsee, die drei Jahre später abgeschlossen wurden. Das Gebäude ist im funktionalen Stil der 1970er-Jahre errichtet, der die West-Berliner Architektur dominiert hat. Da die Wache auch für die Gewässer in der Umgebung zuständig ist, verfügt sie über ein Löschboot.
- Feuerwache Wannsee Kronprinzessinnenweg 20, Wannsee
Feuerwache Tiergarten
Für Architekturfans sind manche der Feuerwachen in Berlin von besonderem Interesse, vor allem die Feuerwache Tiergarten, die unter anderem für das Regierungsviertel zuständig ist. Das von dem renommierten Architekturbüro Sauerbruch & Hutton 2004 errichtete Gebäude vereint Polizei- und Feuerwache.
Die Fassade des Neubaus, der sich an ein einzelnes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert anschmiegt, ist mit farbigen Schindeln verkleidet, die an den poppig-bunten Stil der 1960er-Jahre erinnern. Es ist das einzige Projekt für die Berliner Feuerwehr seit dem Mauerfall, das architektonisch für Aufsehen gesorgt hat, obwohl Stararchitekten seit der Wende Berlin nachhaltig geprägt haben.
- Feuerwache Tiergarten Elisabeth-Abegg-Str. 2, Tiergarten
Feuerwache Kreuzberg
Die Feuerwache Kreuzberg steht stilistisch der Feuerwache in Wannsee nah. Auch sie wurde in den frühen 1970er-Jahren gebaut, und bis heute versorgt sie von der Wiener Straße aus den Bezirk. So mussten die Kreuzberger Feuerwehrleute etwa am 1. Mai 1987 von dort ausrücken, um die nur wenige hundert Meter entfernte Bolle-Filiale zu löschen. Auch sonst hatten die Kreuzberger immer recht viel zu tun am internationalen Tag der Arbeit.
Die Feuerwache steht inmitten des geschäftigen Teils von Kreuzberg 36, zwischen der Oranienstraße, Görlitzer Park, Moschee und den zahlreichen Kneipen in der Gegend. 2002 wurde in Absprache mit dem Stadtplanungsamt die Fassade der Wache auf einer Länge von gut 100 Metern mit Graffiti besprüht – eine Anerkennung der vor allem in Kreuzberg verbreiteten Kunstform der Urban Art und der großflächigen Murals.
- Feuerwache Kreuzberg Wiener Str. 64, Kreuzberg
Feuerwache in der Oderberger Straße
In Mitte gibt es noch eine ältere, doch dann kommt schon die Feuerwache in der Oderberger Straße, sie ist die zweitälteste der Stadt. 1859 eingeweiht, genau acht Jahre nach der Gründung der Berliner Feuerwehr, ist sie bis heute eine Kiez-Institution in Prenzlauer Berg.
Einst rückten aus dem Klinkersteingebäude noch die Pferdewagen mit ihren Wasserspritzen aus, heute müssen die modernen Löschfahrzeuge durch die engen Einfahrten Tor manövriert werden. Links und rechts bleiben den roten Riesen beim Einparken nicht mehr als fünf bis zehn Zentimeter. Ein präzises Schauspiel, das oft für Aufsehen in der belebten Straße sorgt.
- Feuerwache Prenzlauer Berg Oderberger Str. 24, Prenzlauer Berg
Feuerwehr am Schillerpark
Die alte Weddinger Wache wurde 1910 in den Dienst genommen. Mit elf Mann am Tag und acht in der Nacht gehört sie zu den mittelgroßen Feuerwachen in Berlin. Den Krieg überstand sie relativ unbeschadet. Das heute denkmalgeschützte Gebäude war die erste für den alleinigen Automobilbetrieb vorgesehene Wache der Berliner Feuerwehr. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatten die Pferde langsam aber sicher ausgedient.
- Feuerwache Schillerpark Edinburgerstr. 7, Wedding
Freiwillige Feuerwehr Tegelort
Während in der Innenstadt vor allem die insgesamt 35 Berufsfeuerwehren für die Brandbekämpfung zuständig sind, werden die äußeren Bezirke bis heute von Freiwilligen Feuerwehren versorgt. Insgesamt 1500 ehrenamtliche Mitglieder, aufgeteilt auf 58 Verbände, unterstützen die hauptamtlichen Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen.
Die Freiwillige Feuerwehr Tegelort mit der Wache in der Friederikestraße 19 besteht aus insgesamt 30 Feuerwehrmännern und 3 Feuerwehrfrauen. Noch immer ist das Verhältnis der Geschlechter bei der Freiwilligen Feuerwehren nicht einmal ansatzweise ausgeglichen, das gilt übrigens auch für die Berufsfeuerwehr, wo sich der Frauenanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich bewegt.
- Freiwillige Feuerwehr Tegelort Friederikestr. 19, Tegel
Feuerwache Charlottenburg-Nord
In der Feuerwache Charlottenburg-Nord etwa liegt das Verhältnis von Männern zu Frauen bei 15 zu 1. Der Standort ist vor allem bei Löscharbeiten von Chemiebränden und bei Tunnelbränden gefragt. Das funktionale Gebäude ist modern, doch nicht unbedingt sehenswert. Eingeweiht wurde es 1965. Ein Besuch lohnt sich allerdings am Tag der offenen Tür, den die Berliner Feuerwehr einmal im Jahr veranstaltet. Aktuelle Informationen dazu findet man hier.
- Feuerwache Charlottenburg-Nord Nikolaus-Groß-Weg 2, Charlottenburg
Feuerwache Schöneberg
Bei einer Feuerwehr denkt man normalerweise an ausrückende Löschfahrzeuge, Feuerwehrmänner mit Helmen und Wasserschläuchen, die sich mutig Rauch, Qualm und Flammen entgegenstellen. Die Realität sieht etwas anders aus. In der Feuerwache Schöneberg sind etwa 80 Prozent der Gründe für ein Ausrücken Notfall-Rettungsdiensteinsätze.
Die 1896 fertiggestellte Wache in der Feurigstraße gehört zu den Standorten mit dem höchsten Einsatzaufkommen in Berlin und wird daher als Erprobungsfeuerwache für Ausrüstungsgegenstände und neue Fahrzeuge genutzt.
- Feuerwache Schöneberg Feurigstr. 58, Schöneberg
Feuerwache Neukölln
Die Geschichte der Neuköllner Feuerwehr reicht ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Seit 1907 existiert dort eine Berufsfeuerwehr, der Standort in der Kirchhofstraße wird, mit einer Unterbrechung, seit 1913 genutzt. Das historische Gebäude wurde in den 1980er-Jahren umgebaut und feierte 2013 das 100-jährige Bestehen.
- Feuerwache Neukölln Kirchhofstr. 20, Neukölln
Feuerwache Friedrichshain
Der Standort einer Friedrichshainer Wache existierte bis in die 1950er-Jahre nicht. Die Versorgung übernahm die Wache in der Schönlanker Straße 13 in Prenzlauer Berg. Die heutige Feuerwache Friedrichshain entstand erst mit der Errichtung der sogenannten Arbeiterpaläste in der nahgelegenen Frankfurter Allee und gehörte zu den Vorzeigeprojekten der DDR direkt nach dem Krieg.
Das Gebäude in der Rüdersdorfer Straße, zu dem auch eine Polizeiwache gehört, wurde 1955 eingeweiht. Die Friedrichshainer Feuerwehrmänner waren in der Vergangenheit bei Flugzeugabstürzen auf Berliner Gebiet sowie bei U-Bahnbränden dabei.
- Feuerwache Friedrichshain Rüdersdorfer Str. 56, Friedrichshain
Feuerwehrmuseum Berlin
Im Februar 2020 feiert die Berliner Feuerwehr ihren 170. Geburtstag. Wer sich für die Geschichte der Brandbekämpfung in der Spreemetropole interessiert, ist im Feuerwehrmuseum Berlin genau richtig. Hier gibt es historische Exponate, darunter alte Löschfahrzeuge, Uniformen und Bildmaterial, sowie Modell- und Gerätesammlungen. Ein Muss für große und kleine Feuerwehr-Fans!
- Feuerwehrmuseum Berlin Berliner Str. 16, Tegel. Weitere Infos siehe Website
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