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Karlshorst entdecken: Spannende Orte von Trabrennbahn bis Prinzenviertel

Karlshorst hat eine spannende Geschichte und ist eine Gegend, die es zu entdecken lohnt. Willkommen in Dahlem des Ostens! So wurde Karlshorst genannt, als Berlin noch keine Grenze zwischen Ost und West kannte. Ende des 19. Jahrhunderts war hier ein properes Villenquartier angelegt worden, das Prinzenviertel. Und im Biesenhorster Sand eines der ersten Flugfelder Berlins, mit modernen Flugzeughangars und einer riesigen Zeppelinhalle. Später kamen moderne Wohnsiedlungen hinzu. Und im Zweiten Weltkrieg spielte Karlshorst, ebenso wie in DDR-Zeiten, eine besondere Rolle. Ein Streifzug zu 12 Orten in Karlshorst.


Trabrennbahn Karlshorst

Karlshorst entdecken: Rasante Action auf der Trabrennbahn Karlshorst. Foto: Imago/Camera 4
Rasante Action auf der Trabrennbahn Karlshorst. Foto: Imago/Camera 4

Neben Hoppegarten und Mariendorf die dritte große Pferderennbahn in Berlin ist die Trabrennbahn in Karlshorst. Hier fanden bereits 1884 Pferderennen statt, zunächst nur Hindernisrennen. Seit der Nachkriegszeit werden vor allem Trabrennen ausgetragen. Während der Deutschen Teilung wurde die Anlage um das Doppelte vergrößert. Doch wie die anderen Pferderennbahnen in Berlin hatte auch die Trabrennbahn Karlshorst nach der Wende mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Trotzdem finden auf der Trabrennbahn in Karlshorst weiterhin Rennen statt. Die Saison startet im März und endet im Dezember. Jeden Monat wird mindestens ein Rennen ausgetragen. Darüber hinaus ist das Gelände auch für große Flohmärkte bekannt.

  • Trabrennbahn Karlshorst Treskowallee 159, Karlshorst

KAHO (Ehemaliges Theater Karlshorst)

Karlshorst entdecken: Quadratisch, praktisch, gut: Theater Karlshorst. Foto: Imago/Bernd Friedel
Quadratisch, praktisch, gut: Theater Karlshorst. Foto: Imago/Bernd Friedel

Schon der Anfang ist historisch, denn das Theater Karlshorst war der erste Theaterneubau nach dem Zweiten Weltkrieg. Nachdem Karlshorst Sitz der sowjetischen Militäradministration in Deutschland wurde, wollte man hier auch ein anständiges Theater haben. Wohl deshalb nannten die Anwohner den klobigen Bau auch „Russenoper“. In DDR-Zeiten genoss das Haus ein hohes Ansehen, verfiel aber nach der Wende nach und nach. Zuletzt stand es leer, wurde in KAHO umbenannt und soll nach der Sanierung als kultureller Veranstaltungsort genutzt werden. Voraussichtlich ab 2025.

  • KAHO (Ehemaliges Theater Karlshorst) Johannes-Fest-Platz, Karlshorst

Museum Karlshorst

Das Deutsch-Russische Museum heißt nur noch Museum Karlshorst. Foto: Imago/Pond5 Images
Das Deutsch-Russische Museum heißt nur noch Museum Karlshorst. Foto: Imago/Pond5 Images

1945, 1994. Das sind die Eckdaten des sowjetischen Karlshorsts. Am 8. Mai 1945 wurde im damaligen Offizierskasino der Wehrmachtskaserne in der Zwieseler Straße 4 die Kapitulation der Wehrmacht besiegelt. Später residierte in diesem Gebäude der sowjetische Stadtkommandant, ehe das heutige Museum Karlshorst bereits ab 1967 als Ausstellungsraum genutzt werden sollte. Zunächst nur für die eigenen Streitkräfte inszenierte die Sowjetarmee dort den „Sieg im Großen Vaterländischen Krieg“. Einen historischen Spaziergang durch Karlshorst unternehmen wir hier.

  • Museum Karlshorst Zwieseler Straße 4, Karlshorst, online

Waldsiedlung Lichtenberg

Die Waldsiedlung Lichtenberg ist eine architektonische Besonderheit. Foto: Imago/Zoonar.com/ArTox
Die Waldsiedlung Lichtenberg ist eine architektonische Besonderheit. Foto: Imago/Zoonar.com/ArTox

Der in Hamburg geborene Architekt Peter Behrens galt als Vorreiter der sachlichen Architektur, die zur Verkörperung ihrer Inhalte keiner Fremdmittel, allegorischer Statuen und Zinnenkränze bedarf. Aus dem Stil ist die Bauhausschule hervorgegangen. Die Entwürfe für die aus zweigeschossigen Ein- und Mehrfamilienhäusern bestehende „Waldsiedlung Lichtenberg“ fertigte Behrens um 1915 an, errichtet wurde das an den sozialen Erfordernissen der Bewohner orientierte Wohnensemble um 1920.

  • Waldsiedlung Lichtenberg Hegemeisterweg, Karlshorst.

Kirche „Zur frohen Botschaft“

Juwel des preußischen Kulturerbes – Orgel in der Kirche „Zur frohen Botschaft“. Foto: Wikimedia Commons/Wikiwal/CC 4.0
Juwel des preußischen Kulturerbes – Orgel in der Kirche „Zur frohen Botschaft“. Foto: Wikimedia Commons/Wikiwal/CC 4.0

Die Ursprünge von Karlshorst gehen auf das späte 19. Jahrhundert zurück, und so brauchten die Bewohner der „Kolonie Karlshorst“ schon bald auch ein Gotteshaus. 1910 baute man daher die evangelische Pfarrkirche „Zur frohen Botschaft“, ein an die Gotik angelehntes Backsteingebäude. Die große Besonderheit ist hier aber die Orgel. Da das ursprüngliche Instrument in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verloren ging, fand sich später eine „kirchenlose“ Orgel, und nicht irgendeine, sondern ein Meisterwerk aus der Werkstatt des Orgelbaumeisters Johann Peter Migendt, der sie um 1755 für Prinzessin Anna Amalia von Preußen gebaut hatte. Einst war die Amalien-Orgel im Berliner Stadtschloss installiert, nun erklingt sie in Karlshorst.

  • Kirche „Zur frohen Botschaft“ Weseler Straße, Karlshorst

Prinzenviertel

Karlshorst entdecken: Idylle wie aus einem Märchen, die Häuser im Prinzenviertel. Foto: Imago/Raimund Müller
Idyll wie aus einem Märchen, die Häuser im Prinzenviertel. Foto: Imago/Raimund Müller

Die schmucke Villen- und Landhaussiedlung im Südosten von Karlshorst ist für den Beinamen der Gegend als „Dahlem des Ostens“ verantwortlich. Seinen eigentlichen Namen erhielt das Prinzenviertel, da die Straßen dort nach den sechs Söhnen des preußischen Königs und letzten deutschen Kaisers Wilhelm II benannt waren. In dieser preußisch-mondänen Stimmung begannen ab 1894 die Bauarbeiten an den vornehmen Einfamilienhäusern. Die Prinzen sind nach dem Zweiten Weltkrieg verschwunden, denn die Straßen wurden 1951 umbenannt, doch der alte Glanz ist bis heute noch zu spüren.

  • Prinzenviertel Wandlitzstraße, Liepnitzstraße, Müritzstraße u.a., Karlshorst

Parkstadt Karlshorst

Modernes Wohnen in Karlshorst in der Parkstadt Karlshorst. Foto: © Visualisierung: Bonava
Modernes Wohnen in Karlshorst in der Parkstadt Karlshorst. Foto: © Visualisierung: Bonava

So wie sich die Bauherren des Prinzenviertels vor gut 100 Jahren schickes Wohnen am Rand von Berlin vorgestellt haben, so haben auch die Planer des Immobilienunternehmens Bonava sich ein neues Wohnen in Karlshorst mit ihrem Großprojekt „Parkstadt Karlshorst“ erdacht. Und in direkter Nachbarschaft zum Prinzenviertel erbaut. Auf einer Fläche von ca. zwölf Hektar entstanden ab 2020 rund 1000 neue Wohnungen. Die Parkstadt Karlshorst gilt als Modellprojekt des Berliner Wohnungsbauprogramms. 

  • Parkstadt Karlshorst zwischen Blockdammweg, Ehrlich- und Trautenauer Straße und Hönower Wiesenweg, Karlshorst

Seepark Karlshorst

Den namensgebenden See gibt es im Seepark Karlshorst nicht mehr, schön ist er trotzdem. Foto: Wikimedia Commons
Den namensgebenden See gibt es im Seepark Karlshorst nicht mehr, schön ist er trotzdem. Foto: Wikimedia Commons

Seit 1913 gibt es den beschaulichen Seepark Karlshorst, der als grüne Lunge von Karlshorst gilt und auf 20.000 Quadratmetern genug Platz für Spaziergänger, Jogger, tobende Kinder und verliebte Pärchen bietet. Hohe Pappeln, Rosenbeete, schattige Wege und weite Wiesen sorgen für gartenbauliche Abwechslung. Interessanterweise existiert jedoch der namensgebenden See nicht mehr, um 1928 trocknete er aus.

  • Seepark Karlshorst Zugänge über Trautenauer Straße, Traberweg, Liepnitzstraße und Rödelstraße, Karlshorst

Odesa-Platz

Der "Odesaplatz" nach der Eröffnungszeremonie am 16. Januar 2023. Foto: Imago/Emmanuele Contini
Der „Odesaplatz“ nach der Eröffnungszeremonie am 16. Januar 2023. Foto: Imago/Emmanuele Contini

Odesa ist die ukrainische Schreibweise von Odessa, der Hafenstadt am Schwarzen Meer „Odessa“, so zumindest schreibt man sie auf Russisch. Um an den Überfall Russlands im Jahr 2022 zu erinnern und sich solidarisch mit der Ukraine zu zeigen, entschied die Bezirksverwaltung, im Januar 2023 in Karlshorst den Odesaplatz einzuweihen.

  • Odesaplatz Karlshorst

Die verbotene Stadt: Karlowka

Bunkeranlage in der einst verbotenen Stadt "Karlowka". Foto: Imago/Hohlfeld
Bunkeranlage in der einst verbotenen Stadt „Karlowka“. Foto: Imago/Hohlfeld

Wo die Russen waren, da wurde es schnell mal „verboten“. Wünsdorf im Süden von Berlin etwa, wo sich das Oberkommando der sowjetischen Streitkräfte befand. In Karlshorst hatte hingegen die sowjetischen Militäradministration ihren Sitz und so erklärte man auch Teile des Bezirks, die sich nördlich der S-Bahn-Trasse befanden, zur „verbotenen Stadt“, die von den Russen „Karlowka“ genannt wurde. Hier wohnten hochrangige Offiziere und Beamte, es gab Verwaltungs- und Bürogebäude und militärische Anlagen sowie die zweitgrößte KGB-Zentrale nach Moskau. Der unter Denkmalschutz stehende zweigeschossige Hochbunker Typ M 500 (Foto), ein gas- und bombensicherer Schutzbau für 500 Personen, in der Zwieseler Straße befand sich zwischen 1945 und 1994 ebenfalls im sowjetischen Sperrgebiet.

  • Karlowka oder die verbotene Stadt Karlshorst, nördlich der S-Bahn-Trasse

Flugzeughallen Karlshorst-Friedrichsfelde

Heute unscheinbar, einst befand sich hier aber ein Flughafen für Luftschiffe. Foto: Wikimedia Commons/Michael G. Schroeder/CC 3.0
Heute unscheinbar, einst befand sich hier aber ein Flughafen für Luftschiffe. Foto: Wikimedia Commons/Michael G. Schroeder/CC 3.0

Ein Relikt aus der Frühzeit der deutschen Luftfahrt findet sich in Karlshorst, es sind die Flugzeughallen der ehemaligen Fliegerstation Berlin-Friedrichsfelde. 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, fiel die Entscheidung in dem Berliner Vorort (Karlshorst wurde erst 1920 zu Groß-Berlin eingemeindet), einen Flugplatz zu errichten. Das preußische Militär betrieb den 150 Hektar großen Standort. Luftfahrt spielte in der Gegend ohnehin eine Rolle, unweit befand sich auf dem Gelände des Gutshofs Biesdorf eine gewaltige Luftschiffhalle für Zeppeline. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verlor der Flughafen aufgrund der Demilitarisierung Deutschlands an Bedeutung. Die historischen Flugzeughallen aus Stahlbeton sind bis heute erhalten. Mehr über die Berliner Luftfahrtgeschichte lest ihr hier.

  • Flugzeughallen Am alten Flugplatz, Karlshorst

Biesenhorster Sand

Spazierwege durch das Gebiet, parallel zu den Eisenbahn-Gleisen. Foto: Leonhard Lenz/Wikimedia Commons/CC 0

Wer am U-Bahnhof Biesdorf-Süd oder dem S-Bahnhof Wuhlheide aussteigt, findet sich schnell auf dem dazwischen liegenden, kargen und doch faszinierenden Naturschutzgebiet Biesenhorster Sand. Es liegt an der Grenze von Biesdorf (Marzahn-Hellersdorf) und Karlshorst und ist ein Biotop entlang der Bahngleise, das seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bietet und in seiner schroffen Anmutung, an Berliner Brachen aus der Zeit des Mauerfalls erinnert, die nach und nach zugebaut wurden.

  • Biesenhorster Sand zwischen U-Bahnhof Biesdorf-Süd (U5) und S-Bahnhof Wuhlheide

Mehr Berlin verstehen

Auch der Alexanderplatz ist spannend: Eine fotografische Zeitreise ins turbulente Zentrum der Stadt. Hier widmen wir uns der Geschichte der Friedrichstraße und haben uns die historische Sonnenallee in Neukölln angeschaut. Immer spannende Texte über Berlins Vergangenheit lest ihr in unserer Geschichts-Rubrik. Den ganzen Verwaltungsbezirk Lichtenberg haben wir hier im Blick.

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