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Berlin verstehen

12 bemerkenswerte Statuen in Berlin: Brecht, Herkules und DDR-Pokalsieger

Knapp 3,7 Millionen Einwohner leben in Berlin, dazu kommen einige Dutzend Statuen. Aus Stein oder Bronze geformte Abbilder berühmter Persönlichkeiten, Figuren von symbolischer Bedeutung, die in Geschichte und Mythologie bis heute fortbestehen. Sie erinnern uns an die Vergangenheit, an große Errungenschaften, schreckliche Ereignisse oder zeitlose Kunst. Manche sind ernst und erhaben, andere eher lakonisch und bescheiden und manchmal sind sie auch ein kruder Spaß.

Diese 12 Statuen stehen an verschiedenen Ecken Berlins herum und bieten gute Ausgangspunkte für Erkundungen im Kiez. Ob man mit dem Herkules am Lützowplatz, dem Hauptmann von Köpenick vor dem dortigen Rathaus oder Bert Brecht in Mitte beginnt, ist unerheblich, in jedem Fall lässt sich so Berlin auf ungewöhnliche Art und Weise entdecken.


Heinrich Heine

Statuen in Berlin: Heinrich-Heine-Denkmal von Waldemar Grzimek im Park am Weinbergsweg. Foto: Imago/Dirk Sattler
Heinrich-Heine-Denkmal von Waldemar Grzimek im Park am Weinbergsweg. Foto: Imago/Dirk Sattler

Der berühmte Dichter kam als Mittzwanziger nach Berlin. Zum Studieren. Irgendwie war es damals, zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch nicht anders als heute. Das heimatliche Düsseldorf war Heine eben nicht groß genug. Er bezog eine Wohnung in Mitte, genauer in der Behrensstraße, unweit der Tanzpaläste (heute würde man Club sagen) und der Theater. Der junge Heinrich trieb sich in literarischen Zirkeln herum, pflegte regen Austausch mit jüdischen Denkern und debütierte in der preußischen Metropole als Autor.

Seine Gedichte machten ihn rasch berühmt, doch das spätere Werk entstand jedoch nicht mehr an der Spree. Heine ging nach Göttingen und später nach Paris ins Exil, wo er 1856 starb. Im Park am Weinbergsweg erinnert eine Bronzeplastik von Waldemar Grzimek an den bedeutenden Überwinder der Romantik.

  • Park am Weinbergsweg, Mitte

Bertolt Brecht

Denkmal des legendären Theatermachers Bertolt Brecht vor dem berliner Ensemble. Foto: Imago/Rolf Zöllner
Denkmal des legendären Theatermachers Bertolt Brecht vor dem berliner Ensemble. Foto: Imago/Rolf Zöllner

Berlin und Brecht sind auf ewig miteinander verbunden. Hier wirkte er am Berliner Ensemble und hier begann sein Weltruhm, bevor er ins Exil gehen musste. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof fand der einflussreiche Theatermacher, Lyriker und Dramaturg seine letzte Ruhe.

Man kennt heute vor allem Brechts letztes Wohnhaus in der Chausseestraße in Mitte, das Brecht-Haus. Bis zur Emigration lebten Bertolt Brecht und Helene Weigel jedoch in der Spichernstraße 16 in Wilmersdorf. Dort schrieb er den Text zur „Dreigroschenoper“. Die Musik dazu kam von Kurt Weill, der am Luisenplatz 3 in der Nähe vom Schloss Charlottenburg lebte.

  • Bertolt-Brecht-Platz 1, Mitte

Marx und Engels

Statuen in Berlin: Statuen in Berlin: Denkmal von Karl Marx und Friedrich Engels. Foto: Imago/Imagebroker
Statuen in Berlin: Denkmal von Karl Marx und Friedrich Engels. Foto: Imago/Imagebroker

Die Vordenker des Kommunismus blicken auf den Fernsehturm. Auch Marx lebte eine Weile in Berlin, ebenso wie Engels. Doch die SED ließ das Marx-Engels-Forum nicht wegen der biografischen Nähe der beiden Vordenker des Kommunismus zu der Stadt errichten, sondern als gebaute Manifestation der sozialistischen Idee. Etwas leer und verlassen wirkt der Ort, vor allem bei schlechtem Wetter ist der Platz im Herzen der Stadt recht unwirtlich. Die Doppelplastik nach den Entwürfen des Bildhauers Ludwig Engelhardt ist der Mittelpunkt der politisch aufgeladenen Grünfläche.

  • Marx-Engels-Forum, Mitte

Herkules

Herkules und der erymanthische Eber. Foto: Imago/Joko
Herkules und der erymanthische Eber. Foto: Imago/Joko

Der erymanthische Eber verwüstete einst die Gegend rund um den Berg Erymanthos, weil die Bewohner dem zornigen Biest nicht selbst Einhalt gebieten konnten, riefen sie den mächtigen Herkules um Hilfe an. Der Superheld jener Tage eilte herbei und bezwang das Ungeheuer. An diesen mythologischen Moment des antiken Griechenlands erinnert eine Skulptur am Lützowplatz.

  • Lützowplatz, Tiergarten

Konrad Adenauer

Statuen in Berlin: Konrad Adenauer am Adenauerplatz in Charlottenburg. Foto: Imago/Joko
Statuen in Berlin: Konrad Adenauer am Adenauerplatz in Charlottenburg. Foto: Imago/Joko

Der deutsche Ur-Kanzler war kein großer Freund von Berlin, Bonn war dem Rheinländer schon angenehmer, Berlin lag ja schon fast in Sibirien, wie er es mal ausdrückte. So kam der Politiker an der geteilten Stadt vorbei, aber die Stadt kommt nicht an dem Politiker vorbei. Mit Hut in der Hand und wehendem Mantel schreitet der erste Bundeskanzler der BRD entspannt auf dem ebenfalls nach ihm benannten Adenauerplatz entlang.

  • Adenauerplatz, Charlottenburg

Bauarbeiter

Statuen in Berlin: Bauarbeiter des Bildhauers Gerhard Thieme. Foto: Imago/Schöning
Statuen in Berlin: Bauarbeiter des Bildhauers Gerhard Thieme. Foto: Imago/Schöning

Wie die „Waffenbrüder“ am Anfang dieser Liste stammt auch „Der Bauarbeiter“ vom Bildhauer Gerhard Thieme. An etwas unspektakulärer Stelle steht er an der Karl-Liebknecht-Straße auf Höhe der Hirtenstraße. Kurz vor dem alten Bürogebäude des Berliner Verlags. Die überlebensgroße Skulptur zeig den Helden des Sozialismus, der mit ausgestreckter Hand in Richtung Berliner Fernsehturm schaut. Wer sich hinter den behelmten Vorarbeiter stellt, kann die Blickachse so anpeilen, dass die Restaurantkugel zwischen den Fingern dieses Superproletariers erscheint. Danach schnell weg in Richtung Weinmeister- und Linienstraße abdriften. So wird es noch ein schöner Mitte-Spaziergang.

  • Karl-Liebknecht-Straße/Hirtenstraße, Mitte

Trostfrauen

Gedenkstätte zur Erinnerung an Zwangsprostituierte aus Korea . Foto: Imago/Jürgen Ritter
Gedenkstätte zur Erinnerung an Zwangsprostituierte aus Korea. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Dieses Denkmal auf dem Unionsplatz in Moabit sorgte für diplomatische Verwerfungen. Als Trostfrauen werden koreanische Frauen bezeichnet, die während des Zweiten Weltkrieges in japanischen Kriegsbordellen zwangsprostituiert wurden. Daran erinnert eine Berliner Initiative mit der Skulptur eines koreanischen Mädchens in traditioneller Tracht. Der japanischen Regierung missfiel das Projekt, doch der Bezirk entschied sich für den Erhalt.

  • Birkenstraße 35, Moabit

Klaas Heufer-Umlauf

Denkmal von Klaas Heufer-Umlauf. Foto: Imago/Future Image
Denkmal von Klaas Heufer-Umlauf. Foto: Imago/Future Image

Im Rahmen der Spielshow „Joko und Klaas“ hat Moderator Joko Winterscheidt ein Versprechen eingelöst und schenkte seinem Kollegen Klaas Heufer-Umlauf eine riesige Statue vor dem Berliner Hauptbahnhof, die ihn darstellt. Das Denkmal hat ein rundes Loch auf der Höhe des Herzens, das Passanten laut Winterscheidt mit Mitbringseln ausfüllen sollen, sowie einen Flaschenöffner auf Hüfthöhe. Das ist ziemlich praktisch. Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte im April 2021, dass die überlebensgroße Statue von Heufer-Umlauf erst einmal stehen bleiben darf.

  • Hauptbahnhof, Tiergarten

Hauptmann von Köpenick

Statuen in Berlin: Statuen in Berlin: Hauptmann von Köpenick. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Statuen in Berlin: Hauptmann von Köpenick. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Die berühmte Geschichte des Schuhmachergesellen Voigt, der sich mit kleinen Diebstählen als Schlafbursche durchs Leben schlug, beginnt im Jahre 1906. Voigt besorgte sich die Uniform eines preußischen Hauptmanns. Als solcher gab er sich bei einem Wachregiment aus und holte einen Trupp Gardesoldaten ab, dem er verkündete, es gäbe eine geheime Kabinettsorder, weswegen sie schleunigst gen Köpenick aufbrechen sollten.

Dort angekommen, betraten der falsche Hauptmann und zehn echte Soldaten das Rathaus, verhafteten den Bürgermeister und beschlagnahmten die Stadtkasse. Nach der Tat haute Voigt ab, trank unterwegs ein Bier und wurde nach zehn Tagen verhaftet. Das ganze Reich lachte über den genialen Coup, Voigt wurde nach zwei Jahren Gefängnis entlassen, schrieb eine Autobiografie und wanderte nach Luxemburg aus, wo er 1922 verstarb. Bis heute erinnert eine Statue des Hauptmanns vor dem Rathaus Köpenick an den legendären Vorfall.

  • Rathaus Köpenick, Köpenick

Claire Waldoff 

Statuen in Berlin: Büste der Berliner Sängerin Claire Waldoff. Foto: Imago/Gueffroy
Statuen in Berlin: Büste der Berliner Sängerin Claire Waldoff. Foto: Imago/Gueffroy

Die Sängerin Claire Waldoff (1884-1957) ist eine Berliner Legende wie sie im Buche steht. Die Art, wie sie Chansons und Gassenhauer im schnodderigen Berliner Dialekt vortrug, prägt Künstler und Künstlerinnen bis heute. Sie machte die Texte und Kompositionen von Walter und Willi Kollo, Hans May aber auch Kurt Tucholsky unsterblich, gilt als Vorreiterin der Frauenrechtsbewegung, der Emanzipation und lesbischer Selbstbehauptung und eine der prägendsten Frauen in Berlin. Eine Ikone des Nachtlebens in den wilden 1920er-Jahren war sie auch. Vor dem Friedrichstadtpalast erinnert eine Büste an die Waldoff.

  • Friedrichstraße 101, Mitte

Bush, Kohl und Gorbatschow

Büsten von George Bush, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow vor dem Axel-Springer-Verlag. Foto: Imago/Joko
Büsten von George Bush, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow vor dem Axel-Springer-Verlag. Foto: Imago/Joko

Der Axel-Springer-Verlag gibt sich ja schon gerne staatstragend. Die Nähe von Medienmacht und politischer Macht wird in dem Hause an der Grenze von Kreuzberg und Mitte besonders intensiv gepflegt. Wie man im Inneren politisch steht, wird schon am Eingang klar. Die Büsten der „Väter der deutschen Einheit“, also George Bush, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow, säumen den Vorplatz des Verlagsgebäudes.

  • Axel-Springer-Straße, Kreuzberg

DDR-Pokalsieger von 1968

Statuen in Berlin: DDR Pokalsieger von 1968 vor dem Stadion an der Alten Försterei. Foto: Imago/Picture Point LE
DDR-Pokalsieger von 1968 vor dem Stadion an der Alten Försterei. Foto: Imago/Picture Point LE

Für die „Eisernen“, also Fans des 1. FC Union Berlin, die vielleicht die besten der Welt sind, wie wir einst schrieben, ist das Jahr 1968 für immer mit dem Gewinn des FDGB-Pokals verbunden. Für Wessis: Das war in der DDR so etwas wie der DFB-Pokal in der BRD. 50 Jahre später würdigten die Unioner von heute die Helden von einst mit einer Bronze-Statue der Künstlerin Nuray Koschowsky, die zwei Spieler mit dem Pokal zeigt.

Seit 2018 steht dieses sporthistorische Denkmal auf dem Parkplatz vor dem Stadion An der Alten Försterei. Damit haben die Unterstützer des Vereins mal wieder bewiesen, dass ihr Leitspruch „Und niemals vergessen Eisern Union“ auch heute noch das hält, was er verspricht.

  • Stadion An der Alten Försterei, Köpenick

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