Zu DDR-Zeiten war der Bahnhof Lichtenberg mit Fern- S- und U-Bahnhof der wichtigste Verkehrsknotenpunkt der ostdeutschen Hauptstadt. Heute dient er hauptsächlich dem Regional- und Nahverkehr der Hauptstadt. Wir nehmen euch mit auf eine Zeitreise von den Anfängen bis heute.
Anfänge in der Preußenzeit
Ganz bescheiden hat der Bahnhof Lichtenberg angefangen: Als Rangierbahnhof der Preußischen Ostbahn auf der Strecke von Berlin über Strausberg nach Küstrin. Knapp fünfzehn Jahre später, 1881, wurde er auch für den Personenverkehr eingerichtet. Wegen der unmittelbaren Nähe zu Friedrichsfelde hieß er bis 1938 Lichtenberg-Friedrichsfelde.
S-Bahn und U-Bahn kommen hinzu
Die erste elektrische S-Bahn hielt 1928 im Bahnhof Lichtenberg. Nur zwei Jahre später fuhr auch die erste U-Bahn ein. Sie bediente die Strecke der neuen U-Bahnlinie E, heute U5, zwischen Friedrichsfelde und Alexanderplatz. Entworfen wurde die Station von Alfred Grenander, der einen Großteil der Berliner U-Bahnhöfe gestaltet hat.
In den 2000ern wurde die Strecke der U5 mitsamt Bahnhöfen komplett und umfassend saniert. In Lichtenberg wurden die Fliesen durch vandalismus-resistente Emailleplatten ersetzt, man hielt sich jedoch weitestgehend an das gelbe Farbschema.
Die Nummer Eins in Ost-Berlin
Mit der Teilung Deutschlands und Berlins brach die Bahn-Infrastruktur größtenteils weg. Für den Bahnhof Lichtenberg bedeutete das einen Aufschwung. Denn die DDR-Reichsbahnverwaltung ließ ihn schrittweise zum Fernbahnhof mit drei Fernbahnsteigen ausbauen. So wurde Lichtenberg ab den 1960er Jahren zum wichtigsten Bahnhof Ost-Berlins. Sein Pendant im Westen war der Bahnhof Zoologischer Garten.
Ein neues Hauptgebäude
Als Anfang der 1970er Jahre wegen des zunehmenden Autoverkehrs eine Erweiterung der angrenzenden Lichtenberger Brücke über die Bahnanlagen notwendig wurde, sollte auch das alte Bahnhofsgebäude durch ein neues ersetzt werden. Dieses entstand am südwestlichen Zugangsbereich der Fernbahn und der S-Bahn an der Weitlingstraße.
Statt Backstein hieß es nun Beton und Glas! Das deutlich größere, zweigeschossige Eingangsgebäude wurde 1982 eröffnet. In den 1990er Jahren ließ die Deutsche Bahn den Bahnhof umfangreich sanieren. Dabei wurde ein modernes Reisezentrum samt Snack- und Einkaufsmöglichkeiten in der Empfangshalle eingerichtet.
Die Wiedervereinigung läutet den Abstieg ein
Nach der Wiedervereinigung zeichnete sich ab, dass der Bahnhof Lichtenberg seine Bedeutung im Fernverkehr verlieren würde. Für den – seit der Wende vor allem in Richtung Westen orientierten – Fernverkehr lag der Bahnhof ungünstig. Dennoch war er während des Wieder- und Neuaufbaus der Berliner Bahnanlagen noch einige Zeit wichtig.
Immer mehr Zugverbindungen gestrichen
Gegen den Bahnhof Zoo kam Lichtenberg nicht an. Immer mehr Verbindungen wurden zum Verkehrsknotenpunkt im Westen der Stadt umgeleitet. Seit der Inbetriebnahme des Nord-Süd-Fernbahntunnels mit dem Hauptbahnhof und dem Südkreuz im Jahr 2006 wird Lichtenberg im Fernverkehr nur noch von einzelnen Nachtzügen genutzt wie der legendären Paris-Moskau-Linie.
Auch wenn die wichtigsten Regio-Express-Linien hier nicht mehr halten, dient der Bahnhof Lichtenberg dem Regionalverkehr für das östliche und nördliche Umland von Berlin. Neben der U5 fahren hier die S-Bahn-Züge der Linien S5, S7 und S75.
Schockierende Schlagzeilen
2011 sorgte ein Überfall im U-Bahnhof Lichtenberg für landesweites Entsetzen. Vier Jugendliche hatten einen Dreißigjähriger so schwer verletzt, dass er wochenlang im Koma lag. Das Opfer überlebte, die Täter wurden verurteilt. Die rechte Szene in Berlin versuchte damals die Gewalttat für sich zu instrumentalisieren und veranstaltete eine Kundgebung vor dem Bahnhof.
Obdachlosen-Camps drinnen und draußen
Der Bahnhof Lichtenberg war bis März 2019 offiziell ein Kältebahnhof. Obdachlose durften hier übernachten und schlugen vor allem in dem Zwischengeschoss zur U-Bahn ihre Lager auf. Als das Angebot auslief, zogen knapp 20 Menschen auf den Vorplatz um. Die Beschwerden von Anwohner*innen und Passant*innen sorgten für eine schwierige Situation.
Anfang 2020 ließ die Deutsche Bahn das Camp räumen. Den Menschen vor Ort wurde von der Kältehilfe angeboten, sie in eine Notunterkunft in der Köpenicker Straße umzusiedeln.
Mehr Berliner Bahnhöfe
Einst galt der Ostbahnhof als das „Tor zum Osten“. Auch wenn er heute etwas an bedeutung verloren hat, erzählt er fast 180 Jahre Berliner Geschichte. Die Hauptstadt hat ziemlich schöne Stationen. Mehr zu Berlins sehenswerten Bahnhöfen hier. Aber es ist nicht alles schön, findet jedenfalls das Internet: die lustigsten Google-Bewertungen von Berliner Bahnhöfen.