Diversität

Black-owned Restaurants in Berlin: „Ein Ort, an dem man sich nicht erklären muss“

Berlins Restaurantszene wird immer diverser, mehr und mehr Black-owned Restaurants, von Schwarzen Menschen geführte Lokale, eröffnen in der Stadt. Sie feiern die Vielfalt der Schwarzen Diaspora.

Black-owned Restaurants in Berlin Kirk Henry und Troy Lopez vor hrem Lokal Rosa Caleta
Kirk Henry und Troy Lopez vor ihrem Lokal Rosa Caleta. Foto: Lena Ganssmann

Das Restaurant ist eine Verlängerung meines eigenen Wohnzimmers, ein Ort, an dem ich Freund*innen empfange“, erzählt Troy Lopez. Der Mitgründer des Rosa Caleta eröffnete sein jamaikanisches Lokal vor elf Jahren in Kreuzberg. Und war damit Pionier einer so politischen wie kulinarischen Bewegung. Von Anfang nämlich an sollte es mehr sein als bloß ein Restaurant: „Unsere größte Motivation war es, einen Raum zu schaffen, der Menschen Willkommen heißt, der einladend ist und inklusiv“, sagt sein Partner Kirk Henry.

„Es ist ein Ort geworden, zu dem sich Schwarze Menschen und People of Colour hingezogen fühlen“, fährt Lopez fort, „Rosa Caleta ist aus der Community entstanden“ – und zu einem Ort geworden, „an dem sich niemand erklären muss“. Insbesondere Schwarze Menschen und People of Colour nicht. Ein Ort, der allen Gelegenheit bietet, sie selbst zu sein und Kraft zu tanken in einer Gesellschaft, die, ja, noch allzu oft feindselig oder zumindest ignorant ist. Dazu gehört das Essen – Hühnchen mit fruchtig-scharfer Jerkmarinade zum Beispiel, Curry mit Ziegenfleisch oder Patties, traditionelle jamaikanische Teigtaschen – genauso wie ein Raum, an dem man sich fallen lassen kann. Nahrung für Körper und Seele zugleich.

Ein Teller Jamaika: Das Rosa Caleta ist ein Rückzugsort mit Nahrung für Körper – und Seele. black-owned restaurants in berlin
Ein Teller Jamaika: Das Rosa Caleta ist ein Rückzugsort mit Nahrung für Körper – und Seele. Foto: David Vendryes

Vielfältige Auswahl in Berlins Black-owned Restaurants

Als sie ihr Lokal vor elf Jahren eröffneten, gab es noch wenige solche Freiräume. Immerhin, heute sieht es etwas besser aus: Die Auswahl an von Schwarzen Menschen geführten Restaurants in Berlin ist mittlerweile vielfältig.

Da gibt es zum Beispiel beliebte sudanesische Imbisse wie die Ketten Sahara und Nil, oder äthiopische Lokale wie Lalibela, karibische wie eben Rosa Caleta oder ihre jamaikanische Kollegin Ya-Man im Wedding, aber auch Madinina, das sich auf die Küche Martiniques verlegt hat, das pan-afrikanische Panafrica, das vegane italienisch-senegalesische AtayaCaffe oder auch das Schweizer Restaurant Die Schwarze Heidi. Doch so vielfältig wie die Community selbst? Dazu fehlt noch viel.

„Es tut sich Stück für Stück etwas, aber es ist in meinen Augen immer noch nicht genug“, meint Pamela Owusu-Brenyah. Die Berlinerin mit Hamburger Wurzeln und ghanaischer Geschichte gründete vor einigen Jahren den African Food Market mit, organisierte dann die Festivals unter ihrem Namen „AFRO x POP“ in Hamburg und Köln, die Popkultur und Kulinarik aus dem afrikanischen Kontinent feierten. „Man merkt, dass es jetzt immer mehr Orte gibt, die von Schwarzen Menschen geführt sind und wo auch die Community zusammenkommen kann.“

Black-owned Restaurants in Berlin: Noch viel Potenzial

Während sich Restaurants mit den Küchen bestimmter Länder vervielfachen – westafrikanische Küche zum Beispiel, oder eritreische Lokale – zeigen sich Lücken auf der Landkarte: „Was ist mit frankophonen Ländern wie der Elfenbeinküste? Oder den US-amerikanischen Südstaaten? Da wird noch ganz viel kommen“, prophezeit Owusu-Brenyah.

Und es geht ja nicht nur um die Repräsentation von Küchen des afrikanischen Kontinents und der Schwarzen Diaspora, sondern auch um Selbstverständlichkeiten. Dass eine Schwarze Schweizerin wie Jeniffer Schmid zum Beispiel natürlich ein traditionelles Schweizer Restaurant gründen kann. Oder langjährige Gastronomen wie Troy Lopez und Kirk Henry ihren eigenen Laden führen, ohne dass Lieferanten nachfragen, wer denn der wirkliche Besitzer sei.

Oder dass Oliver Mansaray, der Mitgründer von Berlins vielleicht aufregendster Neueröffnung, dem Kink auf dem Pfefferberg, ein Schwarzer Mann aus Bayern ist: sein Vater stammt aus Sierra Leone, er selbst ist in Nürnberg geboren. Und jetzt hat er selbst einen Ort geschaffen, in dem Mitarbeiter*innen aus aller Welt zusammen an einem Lokal mitarbeiten, in dem alle Teile ineinandergreifen – und alle willkommen sind.

Das ist am Ende gar nicht so weit entfernt von der Vision von Lopez und Henry für ihr Rosa Caleta: Ein Ort, der für alle da ist. Ein Ort wie ein offenes Zuhause.

Jeniffer Schmid führt das schweizer Lokal "Die Schwarze Heidi", black owned restaurants in Berlin
Jeniffer Schmid führt das schweizer Lokal „Die Schwarze Heidi“. Foto: Lena Ganssmann

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