Michelin-Sterne 2024: Gratulation ans schönste Restaurant Berlins

Die Michelin-Sterne 2024 sind verliehen. „Braucht es den in die Jahre gekommenen Fine-Dining-Oberlehrer überhaupt noch?“, kann man fragen. Der Guide Michelin gibt Antworten auf seine Weise – und wir gratulieren Sarah Hallmann vom Hallmann und Klee, deren Restaurant nun endlich sternewürdig ist.

Das Foto ist etwas älter, aber dafür haben wir es selbst gemacht: Sarah Hallmann beim Covershooting für eine tipBerlin-Speisekarte. Nun hat sie sich einen Michelin-Stern erkocht. Foto: Saskia Uppenkamp

Guide Michelin: Wie stehen die Sterne in Berlin?

Drei zurück, eins vor, soweit das Fazit der diesjährigen Vergabe der Michelin-Sterne. Wobei, ganz so richtig ist das nicht. Denn dass Berlin nach Jahren der hochkulinarischen Euphorie in diesem Jahr wohl um ein paar Sterne ärmer wird, war schon vor der Verleihung am 26. März 2024 beschlossene Sache. Das The NoName hatte zum Jahresende geschlossen, aus dem Restaurant Richard ist das umso vollmundigere Richard Bistro geworden und auch um Wasser, der Seafood Bar, die bei gleichbleibendem Personal das Cordo in der Großen Hamburger Straße beerbt hat, isst es sich jetzt mindestens atmosphärisch amüsanter. Drei Schließungen beziehungsweise Umgründungen, drei bereits im Vorfeld abgegebene Sterne.

Und so stand, den Erfolg des Wasser und des Richard Bistro vor Augen, diese Frage in den Michelin-Sternen: Braucht es den in die Jahre gekommenen Fine-Dining-Oberlehrer überhaupt noch? Und zeigt Berlin mit so unterschiedlichen Orten wie dem Otto, dem Verōnika, dem Ryōtei 893 oder dem Ember Open Fire Cooking nicht auch, dass es nicht unbedingt Michelin-Sterne sind, die beleuchten, wo man in dieser Stadt glückselig gut essen kann?

Nun, der Guide Michelin beantwortete diese Frage auf seine Weise. Und belohnte ein Restaurant mit dem einzigen neuen Stern in Berlin, das bis dahin (und bis auf die Meinungen in unserer Redaktion) immer als gastwirtschaftliche Antithese zur Sternegastronomie herangezogen wurde.

Michelin-Stern fürs Hallmann & Klee

Dass ein Restaurant wie das Hallmann & Klee noch keinen Stern hat, so schrieben wir es im vergangenen Jahr, erzählt viel vom aus der Zeit gefallenen Blicks des Guide Michelin auf die Kulinarik und mehr noch die Gesellschaft, in der sie passiert. Nun also sind Sarah Hallmann und ihr Restaurant sternewürdig. Die Gastronomin selbst beurteilte dies während der Gala zur Verleihung der Michelin-Sterne 2024 in Hamburg so: „It‘s crazy .. und es ist überraschend, weil ich immer nur darauf geguckt habe, dass ich ein glückliches Team und glückliche Gäste habe. Es ist natürlich wunderschön, dass wir jetzt auch einen Stern haben.“ Finden wir auch. Gratulation an das wunderschönste Restaurant dieser Stadt.

Michelin-Sterne 2024: Vieles bleibt beim Alten

Dass darüber hinaus Vieles beim Alten geblieben ist, mag auch an diesen fragilen Zeiten liegen. Nur nicht noch mehr Veränderungen, haben sich die Restauranttester vielleicht gedacht. Tim Raue konnte sich auch mit seinem sehr unterhaltsamen und sehr, sehr guten Berliner Menü nicht den dritten Stern erkochen. Marco Müller bleibt mit seiner „produkttiefen“ Regioküche im Restaurant Rutz der einzige und verdiente Dreisterner der Stadt. Zwei Michelin-Sterne behalten die biografisch grundierte, sehr narrative Kulinarik von Sebastian Frank im Horváth (auch hier gibt es jetzt ja unter der Woche ein günstigeres Menü), das längst von der reinen Nachtischlerei emanzipierte Coda Dessert Dining und das Lorenz Adlon Esszimmer, auch unter dem neuen Küchenchef Reto Brändli die traditionellste Hochküche der Stadt. Ums Facil war es zuletzt ruhiger geworden, seine zwei Sterne haben sich Michael Kempf und sein Team aber bewahrt.