Das wunderbare Kink verbindet Interieur und Aroma, Restaurant und Bar – und bringt nebenbei noch den Pfefferberg zurück ins Herz dieser Stadt.
Alleine dafür könnten wir das Kink mit Liebe überschütten: Für die Reokkupation eines ja wirklich sehr zentralen Ortes, der zu lange in Vergessenheit geraten war. Stand doch der Pfefferberg an der Schönhauser Allee bis dato exemplarisch für die Fehler, die Berlin nach der Gründerzeitstimmung der Postwendejahre gemacht hat: Weil man große Visionen nicht wagte, scheiterte man im ganz Kleinen. Ein austauschbares Steakhouse, die Speisekarte schon vor Corona abwaschbar laminiert. Irgendwann verirrten sich nicht mal mehr Touristen unter die alten Bäume.
Kink Restaurant im Pfefferberg: Ein Gesellschaftslokal für Berlin
In anderen, virusfreien Zeiten würde man dieses Kink vielleicht ein Gesellschaftslokal nennen. Wegen der luftigen, mit Geschmack und Verstand ertüchtigten Räume, der Empore und der Bar, die dem Restaurant nicht nur dem Grundriss nach gleichberechtigt zur Seite steht. Wegen dem jungen Team, das die Gastfreundschaft an die Tische trägt, ohne sich im missionarischen Eifer von Food-Revolutionären zu verrennen.
Vor allem aber wegen der Küche, die so unangestrengt wie zeitgenössisch einen längeren Abend begleitet. Drei, eher vier Teller sollte man sich also gönnen, dafür sind diese tatsächlich fair ausgepreist (6 bis 18 Euro).
Kink Restaurant im Pfefferberg: Spreewaldgurke macht Laune
Was es so gibt? Ein sensationelles Carpaccio vom Simmentaler Rind etwa, wobei Estragon, Olivenstaub, Sauerkirsche und Stracciatella-Käse dem roh aufgeschnitten Fleisch jedwede Aura des Maskulinen nehmen. Oder gebrannte Romana-Herzen mit frischem Dill und säuerlichem Verjus, ein ätherisch frischer BBQ-Snack.
In der Ceviche (von der Dorade) macht eine Spreewaldgurke Laune. Und die saftige Portion Perlhuhn kommt mit Wirsing und Holunderblüte gleichsam geerdet und luftig daher. Wählt man die Getränkebegleitung (unbedingt!), kommt neben stets lustvollen Weinen auch das ein oder andere Glas von der Bar.
Womit unbedingt erwähnt wäre: Zum zweiten Mal sollte man ins Kink einfach nur zum Trinken kommen. Zumal die Bar – Fermentation, Einwecken, etc. – auch um all die spannenden Küchentechniken weiß.
- Kink Restaurant und Bar im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Tel. 41 20 73 44, Di–Sa ab 18 Uhr (Küche bis 22 Uhr), www.kink-berlin.de
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