Gastrotipp

SodaZitron im Kollwitzkiez: Mit Schnitzel auf der sicheren Seite

Das SodaZitron im Kollwitzkiez macht dort weiter, wo sein Vorgängerlokal, Der dritte Mann, aufgehört hat. Ist das eine gelungene Nachfolge? Unsere Autorin hat das neue österreichische Restaurant in Prenzlauer Berg besucht – und dort ein solides Schnitzellokal vorgefunden.

Schnitzel im SodaZitron: Nicht nur bei Licht betrachtet gut. Foto: Pia Negri/SodaZitron
Schnitzel im SodaZitron: Nicht nur bei Licht betrachtet gut. Foto: Pia Negri/SodaZitron

SodaZitron: Alpine Küche mit hohem Anspruch

Womit also geht der nächste Österreicher an den Start? Alles anders, besser, visionärer? Erst einmal setzt das SodaZitron (nur Menschen mit dem nötigen geografischen Background mögen um das gleichnamige Erfrischungsgetränk wissen), die Tradition des Ortes fort. Der große Eckladen an der gastroquirligen Kreuzung Kollwitz- und Sredzkistraße ist wie sein Vorgänger, Der dritte Mann, ein Wirtshaus. Alpine Küche, nach eigenen Worten eine hochklassige, umgesetzt von Küchenchef Harald Höllrig, den man aus dem Borchardt kennen könnte. 

Die vorspeisige confierte Stubenkükenbrust mit Sellerie-Birnen-Salat und gebranntem Mandeljus steht durchaus dafür. Ebenso wie das Kräutersaitling-Tatar mit der allzu notorischen Avocado, Schwarzbrot und Rauchmandel-Mayonnaise. Die Terrasse jedenfalls ist voll, der Service etwas überfordert, aber sehr freundlich bei all den Schnitzel-Tellern, die hinausgetragen werden. Zusammen mit Tafelspitz, Tafelspitzbrühe, vegetarischen gebratenen Spinatknödeln – die in ihrer Konsistenz, dem Verhältnis von Teig und Spinat sowie der trutzigen Möhre gut in diese, nun ja, süddeutsch geprägte Nachbarschaft passen – gibt sich die Küche vorhersehbar klassisch.

Leider kein Aha-Erlebnis auf dem Teller

Beim angemessen dünnen und sympathisch  ausladenden Wiener Schnitzel entspricht der etwas zu kalte, grobstückige und zu rahmige Gurkensalat keiner Hochküche. So kulminiert die Gesamtheit der Teller durchaus in intuitivem Wohlgeschmack, aber keinem überbordenden Aha-Erlebnis. Was kaum aufgefallen wäre, hätte der Ort selbst diese Ambitionen nicht lauthals formuliert.

Mehr Lust entsteht in der Idee eines lauen Terrassenabends mit Brettljause und einem Glas Wein. Wurde für die Begleitung im Glas doch ordentlich durch Österreich und Deutschland gepilgert, etwa mit einer weißen Cuvée von Böheim und einem Zweigelt von Weixelbaum. Frankreich ist mit einer hauseigenen Cuvée von Sommelier und Miteigentümer Bernhard Moser vertreten. Dass aber gerade die österreichische Weinszene, genannt seien etwa Namen wie Vino Gross, Judith Beck oder Sepp und Maria Muster, dieser Tage so entdeckungsdurstig an unseren Geschmackserwartungen kitzelt, muss man in dieser Stadt an anderen Orten kosten. Im SodaZitron bleibt man auf der sicheren, durchaus anspruchsvollen, aber eben konventionellen Seite.

Vier Punkte, vorausgesetzt man schätzt das kulinarisch Erwartbare mehr als die entdeckungshungrige Aufbruchstimmung. Gerade bei Schnitzellokalen aber soll dem ja gerne so sein

  • SodaZitron Kollwitzstr. 87, Prenzlauer Berg, Tel. 030/72 00 63 67, Mo, Mi–Fr 18–0 Uhr, Sa+So 12–0 Uhr, online

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