Kommentar

Neuer Club Æden: Ein wichtiges Signal für die Clubkultur

Auf der Lohmühleninsel hat sich etwas getan, das in Berlin nicht mehr allzu häufig passiert: Ein neuer Club, das Æden, hat im Juni eröffnet – unkompliziert und mit Förderung des Senats. Das könnte ruhig Schule machen in Berlin, findet unsere Autorin.

Foto: Aeden Berlin

Æden ist in die alte Burg Schnabel gezogen und nutzt auch Teile des Chalets

Hinter der Mauer liegt, nun ja, vielleicht nicht das Paradies, aber eine Oase. Der Club und Garten Æden von Berlin befindet sich in den Räumen des geschlossenen Burg Schnabel und nutzt draußen auch noch Teile des Außenbereichs des ebenfalls geschlossenen Chalet. Es gibt einen kleinen Teich und – das ist selten in Berliner Clubs – Bäume, die ihre Äste über die tanzenden und sitzenden Gäste hängen lassen. Auch die alten Backsteinmauern sind überzogen von Reben und Kletterpflanzen.

Außerdem gibt es: eine Schallschutzschleuse, bezahlt aus dem Schallschutzfonds der Stadt. Denn die Lohmühleninsel und ihre Umgebung war in den letzten Jahren zunehmend Schauplatz von Konflikten wegen lauter Bässe. Immer wieder beschwerten sich Anwohner:innen, zuletzt machte der Streit um die Ipse Schlagzeilen. Die brannte dann 2020 aus, der Brand vernichtete die gesamte Inneneinrichtung, samt neuem, ebenfalls von der Stadt bezahltem Schallschutz.

Inzwischen befinden sich auf dem Areal nur noch drei statt sieben Clubs. Der Bereich um die Lohmühleninsel ist einer dieser Orte, an dem sich das Clubsterben besonders gut beobachten lässt. So weit wie zum Beispiel am Friedrichshainer Spreeufer, wo jetzt statt Non Tox, Magdalena und Ostgut eine Reihe seelenloser Gebäude wie die Mercedes-Benz-Arena stehen, ist es am Schleusenufer zum Glück noch nicht gekommen.

Æden: Ein neuer Club ist immer eine gute Entwicklung

Dass jetzt auch noch ein neuer Club aufgemacht hat, ist da ein besonders erfreuliches Zeichen. Das Æden will ein abwechslungsreiches Programm anbieten und nicht nur Technoschuppen, sondern Kulturstandort sein. In unregelmäßigen Abständen stellen Künstler:innen draußen und drinnen aus. Unter der Woche gibt es Konzerte von Indie Bands und Singer-Songwriter:innen. Donnerstags wird’s eher funky und jazzig, freitags gibt es Label-Nächte und externe Veranstalter:innen können ihre Partys machen. Samstags erfüllen eher experimentelle und harte Klänge den Club und die Körper seiner Gäste, sonntags geht’s fröhlicher und housig zu.

Eines aber haben die Partys im Æden gemeinsam: Es reisen keine DJs von London, Paris oder New York an, um im Club aufzulegen. „Wir finden, es ist zu Zeiten des Klimawandels nicht moralisch vertretbar, DJs einfliegen zu lassen“, sagt Jean, der beim Æden für alles Inhaltliche verantwortlich ist. „Außerdem haben wir genug Nachwuchstalente in Berlin. Und wenn die auflegen, bringen sie meist auch einen Dunstkreis an Freund:innen und Bekannten mit. Meistens werden die Partys so dann fast von alleine gut.“

Wieder Partys in Innenräumen im November?

Inzwischen haben einige bekannte Partyreihen das Æden ebenfalls auf dem Schirm: Anfang Juni fand hier bereits die legendäre Same Bitches statt und am kommenden Pride-Wochenende feiert die Members ihre Rückkehr im Æden.

Wann auch in den Innenräumen des Æden Partys stattfinden werden, steht derzeit noch in den Corona-Sternen. November ist ein Zeitpunkt, den sich Jean vorstellen könnte. „Aber wenn uns dieses Jahr eines gelehrt hat, dann, dass wir uns auf nichts verlassen können“, sagt er. Aber er sagt auch: „Clubs hat es immer gegeben und wird es immer geben.“ Na hoffentlich. Dafür braucht es aber auch Räume, Vermieter, die an Clubbetreiber:innen vermieten wollen und weiterhin den politischen Willen, Clubkultur zu erhalten. Es wäre schön, wenn es öfter so laufen würde wie mit dem Æden.


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