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„Female To Empower“ im Silent Green: Musik, Macht und Emanzipation

Zwei Tage lang beleuchtet das Festival „Female To Empower“ im Silent Green die Verflechtungen von Pop und Feminismus. Mit dabei sind unter anderem Gina Birch, Gründungsmitglied der legendären Post-Punk-Rockband The Raincoats, sowie Lesley Woods, Gitarristin und Sängerin der nicht minder legendären Au Pairs. Alle Infos zum Festival gibt es hier.

Post-Punk-Legende Gina Birch spielt beim Festival „Female To Empower“ im Silent Green. Foto: Promo

„Female To Empower“: Wer einmal die Macht hat, gibt sie nicht gerne ab

„Frauen werden nicht immer so ernst genommen, wie es sein sollte, deshalb müssen wir manchmal ein bisschen Gas geben“, sagte Missy Elliot einst. Die US-amerikanische Rapperin weiß wovon sie spricht, schließlich gilt sie als erste Frau, die sich im  Hip-­Hop-Herrenclub durchsetzte und zum Superstar wurde. Die Geschichte der weiblichen Emanzipation ist lang, und auch in der Musikbranche, im vermeintlich liberalen Kulturbetrieb ist die Situation im Jahr 2023 alles andere als gleichberechtigt. Noch immer werden die meisten Entscheidungen von Produzenten, Labelchefs, Bookern und Festivalorganisatoren getroffen, die Aufzählung wurde bewusst nicht gegendert. Und auch die Line-ups großer Festivals setzen sich Großteils aus Männern zusammen. Wer einmal die Macht hat, gibt sie nicht gerne ab, so lässt sich der Status quo beschreiben.

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Female to Empower stellt sich dem entgegen. Die zweitägige Veranstaltung im Silent Green erzählt „Musik aus einer feministischen Perspektive und hinterfragt dabei die Machtverhältnisse“. Bei der dritten Ausgabe des Festivals, das an einem Wochenende im ehemaligen Krematorium Wedding stattfinden wird, werden dabei eher die Pop-Nischen beleuchtet. Improvisation, Free Jazz und elektronische Musik stehen im Fokus, neben Konzerten gehören Panels und Gespräche sowie Dokumentarfilme zum Programm, bei dem Akteurinnen verschiedener Generationen zusammenkommen, um eine zu wenig beachtete Bandbreite „weiblich gelesenen Schaffens im gegenwärtigen Musikbetrieb“ zu präsentieren.

Zugleich innovativ und kämpferisch

So kommen mit Gina Birch, Gründungsmitglied der legendären Post-Punk-Rockband The Raincoats, sowie Lesley Woods, Gitarristin und Sängerin der nicht minder legendären Au Pairs, zwei Veteraninnen nach Berlin. Die Karrieren der beiden Engländerinnen Birch und Woods reichen in die 1970er-Jahre zurück und stehen für die Kontinuität weiblicher Selbstbehauptung in der Musik. Sie fungieren als Vorbild und Rolemodel und bleiben zugleich innovativ und kämpferisch. In diesem Jahr erst erschien Gina Birchs Soloalbum „I Play My Bass Loud“ auf dem die Musikerin im „Feminist Song“ von Machtlosigkeit und Einsamkeit, Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen singt und auf die selbst gestellte Frage, ob sie eine Feministin sei, antwortet: „I say why the hell would I not be“.

Lesley Woods, erörterte mit den Au Pairs schon 1981 auf dem enorm einflussreichen Album „Playing With a Different Sex“ den Diskurs. Diese historischen Kontinuitäten arbeitet Female to Empower heraus und setzt ihnen aktuelle Positionen entgegen: Etwa die experimentellen Songs der in Kamerun geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Künstlerin und Musikerin Elsa M’bala aka A.M.E.T., die aus elektronischen Klangcollagen, Sprechgesang, Akustikgitarre und Field Recordings komplexe Sound-Performances produziert, in denen sie im Geiste einer Matana Roberts Themen wie Postkolonialismus und Feminismus transportiert. 

Farida Amadou. Foto: Enid Valu
Farida Amadou gehört zu den Highlights des Festivals „Female To Empower“. Foto: Enid Valu

Eine Entdeckung des Festivals ist zudem die belgische Bassistin Farida Amadou, die ebenso in der Punk-Noise-Band Cocaine Piss mitwirkte wie bei avantgardistischen Jazzprojekten. Aus Berlin kommt wiederum das Trio Contagious. Seit 2018 vermengen Andrea Neumann, Sabine Ercklentz und Mieko Suzuki Improvisation und elektronische Musik zu fragilen Soundlandschaften, die Stücke auf ihrem 2019 auf Morphine Records erschienenen Album benannten sie übrigens nach Hermaphroditen aus der Tierwelt. Auch hier werden, wenn auch auf enigmatische Art und Weise, die Geschlechterverhältnisse ausgelotet. 

„Female To Empower“: Das Konzept des Festivals ist ein Politikum

Das Konzept des Festivals ist ein Politikum, in keinem Moment werden aber der künstlerische Anspruch, die Abenteuerlust und die musikalische Dringlichkeit außer Acht gelassen. Die Auseinandersetzung ist notwendig, und die Fragen, die während der beiden Tage gestellt werden, etwa nach der künstlerischen und gesellschaftlichen Emanzipation von Musikerinnen oder wie Freiräume für Nischenszenen wie die Improvisationsmusik geschaffen werden können, sind (leider) immer noch aktuell.

  • Female to Empower 2023 Silent Green, Gerichtstraße 35, Wedding, Sa 14. + So 15.10., Tagesticket ab 16 €, Wochenendpass ab 27 €, weitere Informationen und Tickets hier

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