Nachruf

BHZ-Mitglied Pablo Grant ist tot: Deutschrap verliert einen Visionär

Die deutsche Musikszene trauert um Pablo Grant. Der Berliner Musiker und Schauspieler starb am 6. Februar im Alter von 26 Jahren an den Folgen einer Trombose. Als Dead Dawg war Grant Teil der gefeierten Hip-Hop-Crew BHZ aus Schöneberg und prägte seit Mitte der 2010er maßgeblich die Entwicklung des deutschen Raps mit. Zahlreiche Musikstars bekundeten ihr Beileid via Social Media. Ein Nachruf.

Pablo Grant alias Dead Dawg mit BHZ auf dem Highfield Festival 2023. Foto: Imago/Christian Grube

Plötzlicher Tod mit 26: Berlin trauert um Pablo Grant

Der Berliner Musiker und Schauspieler Pablo Grant ist am 6. Februar an den Folgen einer Trombose gestorben. Das verkündete die Rapcrew BHZ am Sonntagabend via Instagram. Zahlreiche Berliner Musiker, darunter Seeed, K.I.Z und Nura, sprachen ihr Mitgefühl aus. Bereits einige Tage zuvor hatte das Schöneberger Kollektiv um die Rapper Longus Mongus, Ion Miles, Monk, Big Pat und die Produzenten MotB, Sami und Themba die geplante Tour für dieses Jahr ersatzlos abgesagt. Unter dem Künstleralias „Dead Dawg“ war Grant Teil des Kollektivs.

Pablo Grant (2.v.l.) mit Schauspielkollegen bei der Premiere des Kinofilms „Misfit“ 2019 in Köln. Foto: Imago/C.Hardt /Future Image

Als Schauspieler debütierte Grant, 1997 in Berlin geboren, in „Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs“, der 2016 in die deutschen Kinos kam. Weitere Rollen folgten, wie in der Webserie „Druck“ als Bino oder in der Komödie „Misfit“ als Sascha. Seit 2020 war Grant dann im TV als Kriminaloberkommissar Günther Márquez im Magdeburger „Polizeiruf 110“ zu sehen. Obwohl mit seiner musikalischen Karriere deutlich bekannter, blieb der Berliner der Schauspielerei treu.

Mit BHZ feierte Grant seinen musikalischen Durchbruch

2014 begann Grant zusammen mit seinen Freunden erste Songs auf Soundcloud hochzuladen – drei Jahre später schlug das erste große gemeinsame Projekt von BHZ, die „Bananashake EP“, mit voller Wucht in die deutsche Rapszene ein. Die so selbstverständlich klingende Kombination aus Boom Bap und Cloud Rap, ohne dem deutschen Rap eingebrannten Chauvinismus – ein Novum. Authentische Lyrics, die sich um Späti-Bier und nächtliche Eskapaden zwischen Apostel-Paulus-Kirche und Nollendorfplatz drehten, trafen einen Nerv unter den Millenials. Der richtig große Hype folgte ein Jahr später mit dem Debütalbum „2826“.

Bekannt für energetische Live-Shows: Pablo Grant und BHZ 2022 in der Columbiahalle Foto: Imago/Votos-Roland Owsnitzki

2019 erschien das Solo-Debüt von Dead Dawg: Mit „Dunklschwarz“ zeigte Grant erstmals auf Albumlänge sein lyrisches Können. Ob Songs wie „Frida“ oder „kleiner Prinz“ – so einfühlsam und sensibel klang Deutscher Rap lange nicht mehr. Generell: Dead Dawg war der Romantiker bei BHZ. Während seine Rap-Kollegen wie Longus Mongus und Monk eher über Hedonismus und Exzess rappten, verpasste Grant dem Kollektiv mit seinen nachdenklichen Lyrics, die oft um existenzialistische Fragen kreisten, einen sanften und poetischen Anstrich.

Dead Dawg im Interview zu seinem Album „Liebe und Schmerz“ bei Hip-Hop-Journalist Arja Nejati

Pablo Grant alias Dead Dawg: Rap-Romantiker und Visionär

2022 veröffentlichte Grant die Multi-Single „Gott ist eine Frau“: Mehr als nur ein feministisches Statement, ein Bruch mit Genre-Konventionen – Gitarre trifft auf Klavier, trifft auf treibenden Drum ’n‘ Bass-Beat. Der Berliner fand sichtlich immer mehr Freude am Experimentieren. Ein Jahr später folgte dann „Liebe und Schmerz“: Auf dem Longplayer sinnierte Grant unter anderem über sein neues Leben als Vater einer Tochter – es ist sein erwachsenstes Werk. Auf dem letzten Song, dem Titeltrack „Liebe und Schmerz“, resümierte Pablo Grant sein bisheriges Leben und setzte sich auf fast schon erschreckend prophetische Art mit seinem Tod auseinander. 

Wer macht mir ’n Hologramm, damit ich sterben kann? Die Frage steht im Raum wie ein großer Elefant
(aus „Liebe und Schmerz“, 2023)

Mit Pablo Grant verliert Berlin nicht nur einen talentierten Schauspieler, sondern auch einen Rap-Visionär. Mit seiner liebenswürdigen Art, sanften Stimme und poetischen Lyrics hat er bewiesen, wie deutscher Rap abseits Machismo und Genre-Konventionen klingen kann. Danke dir Pablo und Ruhe in Frieden.


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