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Neuer Plattenladen Rough Trade: „Wir sind gekommen, um zu bleiben“

Der Londoner Plattenladen Rough Trade wurde 1976 eröffnet, kurz darauf entstand das gleichnamige Label, ein Vertrieb und ein Netz aus Geschäften. Jetzt eröffnet Rough Trade einen Laden in Neukölln, den ersten auf dem europäischen Festland. Wir sprachen mit dem Managing Director Curt Keplin über die Entscheidung, nach Berlin zu ziehen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, das Konzept für den Berliner Standort und Pläne für die Zukunft.

Curt Keplin, Managing Director des Rough-Trade-Ladens in Neukölln. Im Hintergrund wird noch an der Inneneinrichtung des neuen Plattenladens gearbeitet. Foto: Makar Artemev
Curt Keplin, Managing Director des Rough-Trade-Ladens in Neukölln. Im Hintergrund wird noch an der Inneneinrichtung des neuen Plattenladens gearbeitet. Foto: Makar Artemev

Der Rough Trade in Neukölln ist das erste Ladengeschäft in Europa

tipBerlin Herr Keplin, wie kam es zu der Entscheidung, einen Rough-Trade-Laden in Berlin aufzumachen, gibt es in der Stadt noch nicht genug Plattenläden?

Curt Keplin Mehrere Gründe: Die tolle Immobilie für den Shop in Berlin (Rough Trade zieht in das Bauprojekt „Kalle“ in der Karl-Marx-Straße in Neukölln, Anm. d. Red.), das deutsche und europäische Marktpotential und das florierende Geschäft in England. Zudem dient der Firmensitz in Berlin seit Oktober letzten Jahres auch als zentraler Hub für das europäische E-Commerce Geschäft von Rough Trade, das durch den Brexit eingebrochen war und nun wieder belebt wird. Denn fortan werden alle Bestellungen aus Europa von Rough Trade Europe aus unserem Lager in Berlin bedient und ausgeliefert.

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tipBerlin Es gab schon vorher einen Laden in Kreuzberg?

Curt Keplin Nein, Rough Trade hatte vor Jahren mal einen Laden in Paris, den es aber schon lange nicht mehr gibt. Der Shop in Neukölln ist jetzt das erste (bzw. zweite) Ladengeschäft in Europa.

tipBerlin Wird es ein spezielles Konzept für den Laden geben?

Curt Keplin Ja, ich denke das kann man schon sagen. Zu unserem Konzept zählt beispielsweise auch eine Bar. Bei uns kann man neben dem Plattenstöbern auch einen Wein, Bier oder Kaffee bekommen. Außerdem wird es zum Shop Opening einen „branded” Plattenspieler in Kollaboration mit Pro-Ject geben, auf den ich mich sehr freue. Des Weiteren soll es bei uns ein kleines, ausgewähltes Sortiment an Musik-Equipment von unserem Nachbarn Schneiders Büro zu kaufen geben. On top streben wir Partnerschaften mit Five Elephant für Kaffee und Cambridge Audio für das Soundsystem in unserem Laden an. Dazu kommt dann noch unser “Bread & Butter” Offering: Exklusive Editionen von ausgewählten Neuerscheinungen und Wiederveröffentlichungen und natürlich unsere bekannten Rough Trade Events.

Rough Trade wird das Geschehen in der Stadt mitbestimmen

tipBerlin Sie gehen unter die Veranstalter?

Curt Keplin Genau. Den Anfang haben Gossip im März im Lido gemacht, gefolgt von dem Store Opening Rave im neuen Venue der Ritter-Butzke-Betreiber Kreuzwerk. Gut, die Party wird schon ein etwas größerer Event, aber zum Store Opening wollten wir uns nicht lumpen lassen und haben ein tolles DJ Line-Up mit Digitalism, Monolink, Kasper Bjørke, Discovery Zone und Local Suicide auf die Beine gestellt. Dazu kommen eine Handvoll an Shows, die grade in der Pipeline sind, über die ich aber noch nicht sprechen kann.

tipBerlin Rough Trade wird also das Geschehen in der Stadt mitbestimmen. Aber zurück zum Laden, welche Schwerpunkte wird es dort geben?

Curt Keplin 70 Prozent unserer Shop-Umsätze in UK sind Schallplatten, also liegt auch hier unser Augenmerk darauf. Darüber hinaus wird es aber auch CDs, Bücher, T-Shirts, Poster, Merchandise und HiFi-Equipment in unserem Laden zu kaufen geben.

tipBerlin Bekommen wir in Neukölln jetzt die London-Experience?

Curt Keplin Ja und nein. Natürlich wollen wir den „Rough Trade Shopping Vibe” auch nach Berlin holen, aber uns trotzdem gleichzeitig als lokales Unternehmen präsentieren. Deshalb wird es im Laden auch eine größere Auswahl an Dance- und Electro-Platten als in den UK geben, und auch vor Deutsch-Rap werden wir nicht halt machen. Deutsch, ist hier auch ein gutes Stichwort. Wir wollen auch viele einheimische Künstler in unserem Laden featuren.

Curt Keplin: „Der Streaming-Boom hat auch die Liebe zum physischen Produkt wieder erweckt“

tipBerlin Von anderen Berliner Plattenläden hört man, dass das Geschäft aktuell und trotz Vinyl-Boom relativ schwierig ist, es gab auch Ladenschließungen kürzlich. Wie siehst Du die aktuelle Marktsituation?

Rough Trade in Neukölln: Blick in den Laden. Foto: tipBerlin
Rough Trade in Neukölln: Blick in den Laden. Foto: tipBerlin

Curt Keplin Eigentlich gut, aber es kommt immer auf die jeweiligen Einzel-Umstände drauf an. Fakt ist aber, dass der Streaming-Boom auch die Liebe zum physischen Produkt wieder erweckt hat. Den vielen Hörern und Fans genügt es nicht, ihre Lieblingskünstler nur zu streamen, sie wollen auch das physische Produkt besitzen und in der Hand halten, und nichts bietet sich da besser als eine schöne Schallplatte an.

tipBerlin Ihr macht zur Eröffnung auch gleich eine Party, wird es regelmäßig Rough-Trade-Events geben, was erwartet uns noch in diesem Jahr?

Curt Keplin Oh yes! Ab dem nächsten Jahr im neuen 600er Venue von Kalle (so heißt das gesamte Gebäude in der Karl-Marx-Straße 101) und in diesem Jahr in einer Vielzahl Berliner Venues, bündeln wir den aktuellen/neuen Tonträger von Künstler XYZ zusammen mit einer Eintrittskarte für ein Konzert in einem exklusiven, hautnahen Rahmen. Eins ist sicher: Wir sind gekommen, um zu bleiben, und die Berliner Musik-Landschaft noch vielfältiger zu machen!

  • Rough Trade Karl-Marx-Straße 1010, Neukölln, Eröffnung am 18. April 2024, aktuelle News dazu siehe hier
  • Berlin Opening Rave DJ sets by: Digitalism Monolink, Kasper Bjørke, Local Suicide, Discovery Zone u.a., Kreuzwerk, Lobeckstraße 30-35, Kreuzberg, Sa 20.4., 22 Uhr, weitere Infos zur Eröffnungsparty von Rough Trade im Kreuzwerk hier
  • Tickets für den Opening Rave gibt es ausschließlich über die Webseiten von Rough Trade und Dice im Bundle Model: also physischer Tonträger von einem der Artists + Ticket gewährt den Zugang zur Show

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