Musik

Daniel Barenboim tritt zurück: Ende einer Ära an der Staatsoper Unter den Linden

Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim erklärte am 6. Januar 2023 seinen Rücktritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden. Als Grund nennt er seinen schlechten Gesundheitszustand. Mit dieser Entscheidung des in Argentinien geborenen Stars der klassischen Musik endet eine Ära in Berlin: 30 Jahre hat Barenboim diese Stadt geprägt. Mit seinem West-Eastern Divan Orchestra engagierte er sich auch politisch, und als Völkerverständiger und sorgte immer wieder mit spektakulären Konzerten, aber auch seinem rigiden Führungsstil für Schlagzeilen.

Am 1. Januar 2022 hat Daniel Barenboim die Wiener Philharmonikerdirigiert. Foto: IMAGO / Xinhua
Daniel Barenboim bei einem Konzert der Wiener Philharmoniker am 1. Januar 2022. Der Dirigent hat am 6. Januar 2023 seinen Rücktritt als Staatsopern-Generalmusikdirektor erklärt. Foto: Imago/Xinhua

Rücktritt von Daniel Barenboim: Eine unvermittelte Meldung

Die Meldung über den Rücktritt von Daniel Barenboim kam unvermittelt und dürfte im Rückblick eine historische Bedeutung haben. Die E-Mail vom Pressebüro der Staatsoper Unter den Linden wurde am Vormittag des 6. Januar 2023 verschickt, die ersten Sätze sagen alles. Die Anrede ist persönlich, Barenboims Statement beginnt mit folgenden Sätzen: „Leider hat sich mein Gesundheitszustand im letzten Jahr deutlich verschlechtert. Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird. Deshalb bitte ich um Verständnis, dass ich zum 31. Januar 2023 diese Tätigkeit aufgebe. Ich bitte den Kultursenator um Auflösung des Vertrages zwischen uns zum genannten Zeitpunkt.“

Im November 2022 feierte Daniel Barenboim seinen 80. Geburtstag, ein hohes Alter, selbst für einen umtriebigen Maestro wie ihn. Einen Mann mit beispielloser Karriere, der schon als Kind gerühmt wurde und den der legendäre Dirigent Wilhelm Furtwängler als „Phänomen“ bezeichnete. Barenboim war damals elf Jahre alt, 1942 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires geboren. In den 1950er-Jahren wurde er als Pianist bekannt, musizierte mit Stars wie Itzhak Perlman und Dietrich Fischer-Dieskau und begann in den 1960er-Jahren seine Laufbahn als Dirigent. Diese führte ihn von London und New York nach Paris, Chicago, Mailand und immer wieder auch nach Berlin. Der Stadt, der er seit 1992 verbunden ist.

„Es gibt auf dem Feld der klassischen Musik nichts, was Barenboim nicht erreicht hätte“

Es gibt auf dem Feld der klassischen Musik nichts, was Barenboim nicht erreicht hätte, er dirigierte die besten Orchester der Welt, arbeitete in den angesehensten Konzert- und Opernhäusern, war mehrere Jahrzehnte Dirigent bei den Festspielen in Bayreuth und nahm ungezählte Platten auf, die das Genre definierten. Auch politisch trat der aus einer russisch-jüdischen Familie stammende Barenboim, der unter anderem die israelische und die palästinensische Staatsangehörigkeit besitzt, in Erscheinung. Sein Leben lang setzte er sich im Nahostkonflikt ein. Auch mit seiner Arbeit mit dem West-Eastern Divan Orchestra, in dem zu gleichen Teilen israelische und arabische Musiker spielen.

In der Rücktrittserklärung schreibt Barenboim weiter: „Seit 1992 wirke ich als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden Berlin. Die Jahre haben uns musikalisch und menschlich in jeder Hinsicht beflügelt. Ich glaube, dass die Staatsoper und ich füreinander ein großes Glück waren. Froh und stolz macht mich insbesondere, dass die Staatskapelle mich als Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt hat. Wir sind über die Jahre eine musikalische Familie geworden und werden diese auch bleiben.“

In den vergangenen Jahren ist Barenboim aber immer wieder auch in Kritik geraten, man sprach gar von der „Causa Barenboim“. Sein Gesundheitszustand mag den letzten Ausschlag gegeben haben, aber auch wenn er von seinen Ämtern zurücktritt, ist Berlin ganz ohne Barenboim schwer vorstellbar. Das ist dem Dirigenten auch klar, er schließt die Erklärung mit diesem Satz ab: „Selbstverständlich bleibe ich – solange ich lebe – mit der Musik engstens verbunden und bin bereit, auch künftig als Dirigent zu wirken, auch und gerade mit der Staatskapelle Berlin.“


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