Musikfestival

Wassermusik 2022: Mississippi – Sechs Konzerte, die man nicht verpassen sollte

Das verlässlich wunderbar kuratierte Festival Wassermusik widmet sich in jeder Ausgabe einem anderen Gewässer und den daran angrenzenden musikalischen Traditionen. Es gab schon Surf und Tiki, Musik aus dem indischen Einflussgebiet und lusofonische Sounds. Einmal drehte sich alles rund um die Abwesenheit von Wasser, dann erhoben sich die Klänge der Wüsten über der schönen Sommerterrasse im Haus der Kulturen der Welt. 2022 schippert der Wassermusik-Dampfer gut drei Wochen lang über den Mississippi – ab 16. Juli. Der zweitlängste Fluss der USA ist die spirituelle Heimat von Genres wie Blues, Jazz, Funk, Zydeco und Cajun. Hier sind sechs Konzerte, die man in diesem Jahr nicht verpassen sollte!


Kumasi

Wassermusik 2022- Die 14-köpfige Band Kumasi gründete sich im Jahr 2014 in New Orleans. Foto: Promo
Wassermusik 2022: Die 14-köpfige Band Kumasi gründete sich im Jahr 2014 in New Orleans. Foto: Promo

Bei New Orleans denkt man schnell an Jazz, den Dixie-Sound der Marching Bands und die knisternden Hits von Louis Armstrong. Doch jenseits der Bourbon Street im French Quarter gedeihen auch ganz andere Klänge in the Big Easy, wie die Metropole unweit des Mississippi-Deltas gennant wird. Kumasi sind dafür ein gutes Beispiel. Die 14-köpfige Band hat sich 2014 gegründet und klingt eher wie die wilde Truppe um den legendären nigerianischen Saxofonisten Fela Kuti, als jener aus Lagos heraus mit treibenden Afrobeat die Welt erschütterte. Kumasi, die zur Eröffnung der Wassermusik 2022 spielen werden, erinnern mit ihrem Sound an die Geschichte der Stadt, die einst ein bedeutender Umschlagplatz des Sklavenhandels war und wo seit jeher afrikanische Traditionen lebendiger sind als anderswo in den USA.

  • Kumasi Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Sa 16.7., 19 Uhr

Rockin’ Dopsie Jr. & The Zydeco Twisters

Wassermusik 2022 - Mit umgeschnallten Waschbrett vereint Rockin’ Dopsie Jr. klassischen Zydeco mit Soul und Funk. Foto: Rockin' Dopsie Jr.
Mit umgeschnallten Waschbrett vereint Rockin’ Dopsie Jr. klassischen Zydeco mit Soul und Funk. Foto: Rockin‘ Dopsie Jr.

Zydeco ist eine Anfang des 20. Jahrhunderts in Louisiana erfundene Tanzmusik in der sich das frankophone Erbe der europäischen Siedler mit Blues und anderen afroamerikanischen Einflüssen vermischte. Auch deshalb gelten New Orleans und die sumpfige Umgebung als Schmelztiegel der Kulturen. Richtig durchsetzen konnten sich Zydeco-Stars wie Clifton Chenier und Boozoo Chavis aber nicht und so blieb das Genre eher ein lokales Phänomen, während Blues, Funk und Jazz einen weltweiten Siegeszug antraten. Einer der zeitgenössischen Zydeco-Meister ist Rockin’ Dopsie Jr., Sohn der Zydeco-Legende Rockin‘ Dopsie, der schon mit Nobelpreisträger Bob Dylan und Art Garfunkels Kumpel Paul Simon auf der Bühne stand. Mit seiner Band, den Zydeco Twisters, kocht Dopsie Junior einen heißen Gumbo aus Funk, Soul und natürlich Zydeco.

  • Rockin’ Dopsie Jr. & The Zydeco Twisters Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Do 21.7., 19 Uhr

Delfeayo Marsalis & The Uptown Jazz Orchestra

Gut gelaunt mit seinem Jazz-Orchester unterwegs: Der Posaunist elfeayo Marsalis. Foto: Zac Smith
Gut gelaunt mit seinem Jazz-Orchester unterwegs: Der Posaunist elfeayo Marsalis. Foto: Zac Smith

Die Marsalis-Familie ist so etwas wie der musikalische Adel von New Orleans. Vater war der Pianist Ellis Marsalis, ein Erneuerer des New-Orleans-Jazz, dessen Söhne Branford und dem einflussreichen Wynton Marsalis zu den größten Jazzstars der Welt zählen. Doch auch Delfeayo Marsalis machte sich als Posaunist und Bandleader einen Namen und produzierte nebenbei knapp 100 Jazzalben. Bei der Wassermusik 2022 tritt er mit seinem Uptown Jazz Orchestra auf und dürfte beweisen, was es bedeutet, der gut gelaunteste Spross des Marsalis-Clans zu sein. Wer vor dem Konzert eine Einstimmung braucht, sollte sich das 2020er-Album „Jazz Party“ anhören!

  • Delfeayo Marsalis & The Uptown Jazz Orchestra Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Sa 23.7., 19 Uhr

Swamp Dogg

Wassermusik 2022: Von Soul und Rhythm’n’Blues bis Country und Autotune-Experimente – Swamp Dogg ist stets auf der Suche nach neuen Kicks. Foto: David McMurray
Von Soul und Rhythm’n’Blues bis Country und Autotune-Experimente – Swamp Dogg ist stets auf der Suche nach neuen Kicks. Foto: David McMurray

Ein Mann, dessen Leben ein Hollywoodfilm sein sollte. 1942 in Portsmouth, Virginia als Jerry Williams Jr. geboren, begann seine Karriere bereits im zarten Alter von 12 Jahren als Wunderkind des Rhythm and Blues. In den 1960er-Jahren schlug sich Williams als Musiker, Produzent, Songwriter und Sänger durch, bis er sich unter dem Pseudonym Swamp Dogg neu erfand. Er trieb sich in Georgia und Alabama herum, entwickelte einen „sumpfig“ klingenden Sound, sang über Sex, Krieg, Revolution, Bluttransfusionen und einiges mehr und gilt seitdem als schräger Outsider der afroamerikanischen Musik. Mehr als zwei Dutzend Alben sind erschienen, er wurde von Kid Rock gesamplet, arbeitete mit den Indie-Stars Poliça zusammen und nahm zuletzt eine Countryplatte in Nashville auf.

  • Swamp Dogg Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Fr 29.7., 19 Uhr

Donald Harrison

Der elegante Mann mit dem Saxophon – Donald Harrison kommt zur Wassermusik 2022. Foto: Promo
Der elegante Mann mit dem Saxophon – Donald Harrison kommt zur Wassermusik 2022. Foto: Promo

Wer die grandiose Fernsehserie „Treme“ gesehen hat, die kurz nach dem Hurrikan „Katrina“ beginnt und vom Leben, Lieben und Leiden im zerstörten New Orleans erzählt, ist dort auch Donald Harrison begegnet. Der 1960 in New Orleans geborene Saxophonist spielt darin quasi sich selbst. Als erfolgreicher Vertreter des Modern Jazz, der vor allem an der Ostküste in angesagten Clubs Auftritte hat, gerät er in der Serie mit seinem Vater, dem „Big Chief“ eines Stamms sogenannter New Orleans‘ Mardi Gras Indians, aneinander.

In der Serie spielen Vater und Sohn schließlich eine gemeinsame Platte ein, auf der sich moderner Jazz mit der gut gehüteten Kultur der „Indians“ vermischt. An den Sessions ist übrigens der wohl berühmteste Vertreter des New-Orleans-Sounds beteiligt: der einzigartige Dr. John. Auch mit seiner aktuellen Band gelingt Harrison die Verschränkung von zeitgenössischem Jazz und einem tiefen Verständnis für die Musiktradition seiner Heimatstadt.

  • Donald Harrison Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Fr 5.8., 19 Uhr

Leyla McCalla

Leyla McCalla spielt auch beim Wassermusik 2022. Foto: Rush Jagoe

Ob Cello oder Banjo, die Multiinstrumentalistin Leyla McCalla wandelt zwischen den Welten. Bei der Wassermusik 2022 dürften etwa ihre Neuinterpretationen klassischer haitianischer Folklore ertönen, ebenso wie ihre Auseinandersetzung mit Klassikern und Standards. McCalla wurde zwar 1985 in New York geboren, doch ihre musikalischen Forschungen erstrecken sich Tief in den Wassern des Mississippi, so hat es ihr vor allem die kreolische Musik angetan. Zugleich ist sie eine engagierte und politische Künstlerin, die mit ihrem Album „Capitalist Blues“ (2019) das Gefühl der Gebrochenheit und des Ausgeliefertseins innerhalb des kapitalistischen Systems anprangert.

  • Leyla McCalla Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Sa 6.8., 19 Uhr

Alle Konzerte der Wassermusik 2022 siehe hier.


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