Kunst draußen

Im Schaufenster oder draußen: Diese Ausstellungen seht ihr ohne Ticket

Ausstellungen in Berlin gibt es nicht nur in Innenräumen. Die Galerien und Kunstschaffenden der Stadt zeigen sich kreativ und machen die Kunst allen zugänglich: im öffentlichen Raum oder mit Ausstellungen im Schaufenster, ohne Test, Termin und Ticket. Was gibt es zu sehen? Ein Überblick.


Amygdala

Im Schaufenster der Bäckerei in Moabit gibt es eine kleine Ausstellung. Zu sehen ist Lila Karbowskas Installation "Amygdala". Foto: © Baeckerei
Im Schaufenster der Bäckerei in Moabit gibt es eine kleine Ausstellung. Zu sehen ist Lila Karbowskas Installation „Amygdala“. Foto: © Baeckerei

Lila Karbowska, geboren 1963 in Polen, lebt seit 1983 in Berlin und schafft Kunst, bei der Funktion und Bedeutung des Materials im Vordergrund stehen. Amygdala bezeichnet jenen Teil des Gehirns, der ganz zentral an der Furchtkonditionierung beteiligt ist und eine wichtige Rolle darin spielt, wie Menschen Gefahren bewerten. Und „Amygdala“ heißt auch Karbowskas Installation, die in der Bäckerei Moabit zu sehen ist – vom Schaufenser hat man einen guten Blick auf das Werk.

  • Bäckerei Moabit Gotzkowskystraße 33, Moabit, 30.4.2021 bis 30.6.2021

Hans Haacke

Hans Haackes Arbeit "wir (alle) sind das Volk" auf der Documenta 14 in Kassel. Derzeit hängen die Plakate in Berlin. Foto: Imago/Camera4
Hans Haackes Arbeit „wir (alle) sind das Volk“ auf der Documenta 14 in Kassel. Derzeit hängen die Plakate in Berlin. Foto: Imago/Camera4

Am Bauzaun des umstrittenen Museums des 20. Jahrhunderts am Kulturforum plakatiert der Konzeptkünstler Hans Haacke seine Arbeit „wir (alle) sind das Volk“ weiter. Das Projekt war bereits zur Berlin Art Week 2020 an verschiedenen Berliner Kunsthäusern zu sehen und ist seit Jahren auf Reisen um die Welt.

  • Matthäikirchplatz, Tiergarten, 0-24 Uhr, bis auf Weiteres

In der Bäckerei: beate maria wörz 

Die Wandarbeit "Karat" in der køniglichen Backstube: Kunst, für die ihr kein Ticket braucht. Foto: Eric Tschernow
Die Wandarbeit „Karat“ in der køniglichen Backstube: Kunst, für die ihr kein Ticket braucht. Foto: Eric Tschernow

Bereits seit 2016 betreibt die Künstlerin Kati Gausmann in Neukölln das Projekt „einszueins – Kunst in der køniglichen Backstube“. Zu sehen ist in der Rixdorfer Bäckerei derzeit die Wandinstallation „Karat“ von beate maria wörz – bestehend aus Tonschalen mit eingeprägten Mustern verschiedener Getreidesorten als Auseinandersetzung mit dem wichtigsten Grundnahrungsmittel in vielen Teilen der Welt.  


Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten

"15 Buchstaben – 101 Wörter": Über dem Schaufenster der Galerie Nord läuft eine Kunstaktion. Foto: Penelope Wehrli, 2021
„15 Buchstaben – 101 Wörter“: Über dem Schaufenster der Galerie Nord läuft eine Kunstaktion. Foto: Penelope Wehrli, 2021

Nachts kommt dieses Kunstwerk voll zur Geltung: Die beleuchteten Buchstaben an der Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten zeigen immer neue Wortfolgen, ganz neu zusammengesetzt wird der Schriftzug „Brüder-Grimm-Haus“ Abend für Abend zu etwas Neuem. Penelope Wehrlis „15 Buchstaben – 101 Wörter“ weckt täglich ab Einbruch der Dunkelheit Assoziationen mit Comics und Dadaismus.


Im Schaufenster: Axel Obiger

Während des Lockdowns bietet die Produzentengalerie Axel Obiger weiterhin immer freitags eine „Akutsprechstunde“ an, in der ein Künstler, eine Künstlerin eine Arbeit für eine Woche im Schaufenster platziert.  

  • Axel Obiger Brunnenstr. 29, Mitte, Fr 16.30-19.30 Uhr 

Gespenster der Geschichte

Die kleinen Totenmasken sind Teil der Arbeit „Gespenster“ von Roland Boden. Foto: Roland Boden

Viele Denkmäler stehen zur Zeit auf dem Prüfstand: Ehrungen für einstige Helden, die die Geschichtsschreibung inzwischen als Kolonialisten, Kriegstreiber kennt. Wie damit umgehen? Der Berliner Künstler Roland Boden greift das Thema auf: in einer Schaufensterschau in der Heinrich-Böll-Bibliothek von Pankow, organisiert im Rahmen des Festivals Art Spring vom Kunstraum Korn. Dabei bezieht sich Bode mit seiner Installation „Gespenster“ auf den KPD-Politiker Ernst Thälmann, dem zu Ehren unweit der Bibliothek zu DDR-Zeiten ein Denkmal gesetzt wurde, das man sehr gut bei einem unserer schönen Spaziergänge durch den Osten Berlins erkunden kann.

  • Heinrich-Böll-Bibliothek Greifswalder Str. 87, Prenzlauer Berg, bis 23.5., Mo–So 0–24 Uhr

Against Nature

"Focus on Abstraction": Der Pavillon am Milchhof zeigt eine Ausstellung, die man auch von außen gut sehen kann. Foto: Carlos Silva
„Focus on Abstraction“: Der Pavillon am Milchhof zeigt eine Ausstellung, die man auch von außen gut sehen kann. Foto: Carlos Silva

An der Schwedter Straße wird es doppelt abstrakt: Die Ausstellungsreihe „Focus on Abstraction“ spannt den Bogen von der Geschichte abstrakter Kunst bis zum Grafikdesign. Der zweite Teil der Reihe trägt den Titel „Against Nature“, vereint Arbeiten von Jessica Buhlmann, DAG und Carlos Silva und ist jederzeit sichtbar. Denn um die Werke im Pavillon am Milchhof zu betrachten, muss man das Gebäude nicht betreten.


Kunst am Kotti: „Südstellium“

Was man am Firmament zu erkennen glaubt, ist immer auch geprägt von den Verhältnissen auf der Erde. Ana Hupe, Barbara Marcel und Matheus Rocha Pitta blicken mit Kunst auf Brasilien in einen anderen Himmel als die Menschen in Berlin. Ihr Projekt „Südstellium“ hängt an den großen Fenstern des Hochbahnsteigs am Kottbusser Tor und verbindet Sternkarten mit (politischen) Perspektiven von der Südhalbkugel.

  • Südstellium U-Bahnhof Kottbusser Tor, Kreuzberg, bis 10.5.2021

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Was liest die Kunstkritik? RL16 gibt mit einer Schaufensterausstellung Antworten darauf. Foto: Jens Ziehe
Was liest die Kunstkritik? RL16 gibt mit einer Schaufensterausstellung Antworten darauf. Foto: Jens Ziehe

Elke Buhr, Isabelle Graw, Hans-Jürgen Hafner, Barbara Hess, Dean Kissick, Andreas Koch, Catrin Lorch, Christiane Meixner, Kito Nedo, Kolja Reichert, Stephen Squibb und Christina Zück schreiben über Kunst – und lesen darüber. Im Schaufenster von RL16, ein neuer Raum für Debatten und Diskurse in der Kunst, wird mit kurzen Statements der aktuelle Stand der Lektüre beleuchet, als kritischer Beitrag zur Zeit sowie als Ablenkung von der Isolation.

  • RL16 Rosa-Luxemburg-Straße 16, Mitte, bis 22.5.2021, täglich beleuchtet bis 22 Uhr

Schaufensterausstellung im Kurt-Kurt: „Pause“

Das Wort „Pause“ gibt es in vielen verschiedenen Sprachen, und die Auszeit von der Arbeit, das süße Nichtstun zur Erholung, gehört zum Leben der Menschen. Wie macht man richtig Pausen – und muss man dafür demonstrieren? Antworten auf diese Fragen gibt das Fotoprojekt „Pause“ seit 2013. Das Performance- und Fotoprojekt von Pfelder zeigt einen Menschen, der sich bewusst positioniert und anscheinend für die Pause eintritt. Aus der Erholung wird so ein kreativer Prozess. Zu sehen ist das Projekt, das an 22 verschiedenen Orten entstanden ist, im Schaufenster des Kurt-Kurt an der Lübecker Straße. Simone Zaugg und Pfelder haben dort, im Geburtshaus von Kurt Tucholsky, einen Raum für Kunst geschaffen.


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