West-Berlin

Fotoausstellung: Charlottenburg in den 1970er-Jahren

Fotografien von Gottfried Schenk erinnern in der Villa Oppenheim an die Mieterkämpfe am Klausenerplatz.

„Imbiss neben Toilettenhäuschen beim Wochenmarkt am Klausenrplatz“ in Charlottenburg (1976) Foto: Gottfried Schenk

Abseits vom Rauschen der Großstadt, in einer Oase der Stille nahe des Schloss Charlottenburgs, liegt die Villa Oppenheim mit dem darin befindlichen Museum Charlottenburg-Wilmersdorf. Auf den Fotografien der dortigen Sonderausstellung „Vom Bleiben und Verändern“ geht es weniger beschaulich zu: Sie zeigen Demonstrationen, Straßenfeste, Bürgerinitiativen.

Gottfried Schenk hat den Kiez um den Klausenerplatz in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren dokumentiert. Ein Teil der 40 Aufnahmen ist schwarzweiß, ein anderer Teil in Farbe, doch sogar dieser wirkt grau: Fassaden bröckeln, dunkle Wolken – eine Stimmung herrscht, als sei es stets November. Kein Wunder: Die ehemaligen Arbeiterquartiere sollten abgerissen werden.

Die Mieter, darunter der damals aus Österreich zugezogene, 1949 geborene Gottfried Schenk, wehrten sich und kämpften für Sanierung und bezahlbare Mieten. Das Milieu bestand aus Studierenden und einer anderen Gruppe, die über zwei vergleichende Fotos sichtbar wird. Das eine zeigt das „Fruchthaus Seelingstr.“ mit ein paar bescheidenen Kästen Obst und Gemüse davor; das andere ein Obst- und Gemüsegeschäft, auf dessen Ladenschild „Akdeniz” und „Gida“ zu lesen sind – türkisch für „Mittelmeer“ und „Lebensmittel“. Arbeiter aus der Türkei und Südeuropa hatten sich ebenfalls in dem Viertel eingerichtet.

Die Aufnahmen wirken nüchtern, und die darin festgehaltenen Initiativen und Straßenszenen erinnern an eine Seite Charlottenburgs, die weniger bekannt ist. Das ausliegende Buch „West-Berlin. Kiez & Subkultur 1975–1990“ mit Bildern von Schenk ergänzt die Schau. Und heute? Was ist aus der Mieterbewegung geworden? Wie hat sich die Gegend entwickelt? Mehr erläuternde Worte wären wünschenswert gewesen – zumal es in Berlin über 100 Mieterinitiativen gibt und das Thema aktuell geblieben ist.

Doch das Museum bietet noch mehr Sehenswertes: eine Kunstsammlung, die permanente Ausstellung „Westen!“ und die Sonderausstellung „Chotzen“ zur gleichnamigen jüdischen Familie aus Wilmersdorf.

  • Museum Charlottenburg-Wilmersdorf  Schloßstr. 55 / Otto-Grüneberg-Weg, Charlottenburg, Di–Fr 10–17 Uhr, Sa, So 11–17 Uhr, Eintritt frei, bis 8.1.2023, mehr hier.

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