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#GeschlossenFuerMorgen: Berliner Kreative im Kampf gegen das Kultursterben

Die Covid-19-Pandemie brachte das Berliner Nachtleben zum Stillstand und nun stehen zehntausende Kunst- und Kreativschaffende und Mitarbeitende der Gastro-, Club- und Kulturbranche am Rand ihrer Existenz. Die staatlichen Hilfen sind dabei wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit der Aktion „Geschlossen für morgen“ machen Berliner Kreative auf die akute Situation aufmerksam – eine Kampfansage an das Kultursterben.

Berliner Kreative rufen auf zu Solidarität und zur Unterstützung der Berliner Kultur- und Clubszene. Foto: StoryWorks GmbH

Zwischen laufenden Fixkosten und der Angst um die eigene Existenz

Seit dem 13. März 2020 steht das Berliner Nachtleben still. Mehr als 9.000 Mitarbeiter*innen, zehntausende Künstler*innen und Kreativschaffende bangen um ihre Existenz. Nicht nur die Clubs, sondern auch Kultureinrichtungen, Restaurants, Bars und zahlreiche Freischaffende der Szene sind von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen, viele stehen vor dem Ruin.

Das Video der Aktion „Geschlossen für morgen“ zeigt leerstehende Berliner Locations undmeterweise leere Kassenbons. Foto: StoryWorks GmbH

Die staatlichen Hilfen zur Rettung der Kunst- und Kreativwirtschaft sind nur ein kleiner Anfang und die bereits angelaufenen Hilfsprogramme können das Ausmaß nicht ansatzweise kompensieren. Ein Ende der Pandemie ist bislang nicht in Sicht und viele können schon jetzt die fortlaufenden monatlichen Fixkosten nicht länger stemmen. „Ohne Unterstützung ist ein Kultursterben nicht mehr aufzuhalten.“ heißt es in der Mitteilung der Organisatoren.

#GeschlossenFuerMorgen: Der Stillstand und seine Folgen

Bundesweit haben circa 1,5 Millionen Selbstständige und Einzelunternehmer aus der Gastro- und Kreativbranche bislang keine Unterstützung erhalten. Imago Images/IPON

Was dieser Stillstand genau bedeutet, zeigen die Zahlen: Im Jahr 2018 fanden allein in Berlin 58.000 Veranstaltungen statt und das mit einem Umsatz von 1,48 Milliarden Euro. Ein Großteil der für 2020 geplanten Konzerte, Ausstellungen, Auftritte und Events fand coronabedingt nicht statt. Zudem erhielten viele Selbstständige und Einzelunternehmer aus der Gastro- und Kreativwirtschaft – insgesamt 1,5 Millionen bundesweit – bislang weder politische noch finanzielle Unterstützung.

Dramatische Lage: Helfen mit Sweater-Kauf

In Kooperation mit United We Stream e.V. gründeten Berliner Kreative nun die Aktion #GeschlossenFuerMorgen, welche „die Szene ideell unterstützen, […] bundesweit auf die dramatische Lage der Kultur- und Kreativwirtschaft aufmerksam machen und zu mehr Solidarität aufrufen“ soll. Sie fordern dazu auf, Initiativen, wie #Alarmstuferot, Kiezretter und United We Stream zu unterstützen, welche sich für die Interessen der Betroffenen einsetzen.

Hinter dem Non-Profit-Projekt steht die Agentur Buddybrand, gemeinsam mit ihrer Vertical-Video-Tochter, dem Kreativstudio v916. Entstanden ist für die Aktion auch ein #GFM-Sweater, dessen Kauf die Betroffenen ebenfalls unterstützt – dieser soll im Laufe der Woche bei Mokka Merch zu kaufen sein.

Der Sweater von „Geschlossen für Morgen“: Der Gesamtbetrag geht zu 100% an Kultur- und Gastronomieeinrichtungen in Berlin.

Geschlossen – für immer? Die Läden stehen leer

Im Mittelpunkt der Aktion steht aber ein Video, welches zahlreiche Berliner Locations zeigt. Neben dem Delphi Theater, dem Metropol, dem Tresor und dem Club Humboldthain, sind auch Spätis und Dönerläden zu sehen, die ebenfalls einen wichtigen Bestandteil des Berliner Nachtlebens darstellen. Sie alle stehen leer. Was sich bewegt sind nur die Bondrucker, die durchgehend leere Bons drucken. Sie „stehen symbolisch für die fehlenden Umsätze und die fortlaufenden Fixkosten.“

Die Aktion „Geschlossen für morgen“ soll auf die dramatische Lage der Kultur- und Kreativwitschaft aufmerksam machen. Foto: StoryWorks GmbH

„Wenn die bedrohten Branchen nicht bald unterstütz werden, wird es zu spät sein.“ Diesem Fakt müssen wir uns bewusst werden. Die Berliner Szene steht für Vielfalt und Diversität und hat einen kulturellen und ökonomischen Stellenwert, der weit über die Grenzen der Stadt hinausgeht. Egal ob Club, Restaurant oder Kino, egal ob Theather, Dönerbude oder Späti, unser Handeln ist gefragt, „damit auch nach überstandener Krise noch Orte da sind, an denen man zusammen Kultur erleben kann.“


United we stream

Das Berliner Projekt United We Stream gab Kulturschaffenden eine Stimme. Foto: Imago Images/Emmanuele Contini

United We Stream sieht sich selbst als „die solidarische Antwort auf Covid-19 und den weltweiten Shutdown der Clubkultur“ und das kommt nicht von ungefähr. Das Berliner Projekt brachte Kulturschaffende zusammen und gab ihnen eine Stimme. Am 18. März wurde die Plattform ins Leben gerufen, die Musikliebhaber*innen einen Zugang zu genreübergreifenden Kulturprogrammen und Clubkultur verschafft – digital, im Livestream.

Aus einer Spendenkampagne entstand das wichtigste Leitmedium der Clubkultur, das seit Beginn weltweit mehr als 40 Millionen Views generieren konnte. „Knapp 2200 Künstler*innen an 437 Standorten aus 96 Städten haben bereits am Streaming teilgenommen und weltweit Spenden in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro gesammelt.“ Auch über die Coronazeit hinaus möchte United We Stream an eine lebendige Branche erinnern, die außerhalb von klassischen Konzerthäusern besteht.

Mehr zur Berliner Club-Kultur

Diese Initiative will Kultur per Grundgesetz stärken: Alle Infos zur Petition. Ein Dinosaurier vorm Brandenburger Tor? Richtig! Die Demo mit dem T-Rex-Skelett: Kulturbetrieb stirbt aus und alle Infos zum Tag der Clubkultur: Warum sie schützenswert ist.

Ihr wollt nicht länger auf das Club-Feeling verzichten? Dann holt euch den Club nach Hause: Der Guide von Berghain-Playlist bis KitKat-Fanshop. Mehr Geschichten aus dem Lockdown? Eine krank, alle Zuhause: Wie Corona eine WG zum Frauenknast machte.

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