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12 Malheure, die einem so nur in Berlin passieren können

Es gibt Dinge, gute und schlechte, die können einem nur in Berlin passieren. Weil diese Stadt ist wie sie ist: riesig und einzigartig, geprägt von ihrer Geschichte als geteilte Stadt, von den Menschen, die aus dem ganzen Land und vom ganzen Planeten eingewandert sind und von ihrem Stand als Technohauptstadt Europas oder gar der Welt. In dieser Liste haben wir die großen und kleinen Malheure aufgeschrieben, die einem in Berlin passieren können, von unnötigen Wartezeiten, weil Touri-Freund:innen nicht auf einen hören, bis hin zu Spaziergängen in den Wolken, bei denen man sich verirrt.


Aus Versehen stundenlang mit der Ringbahn im Kreis gefahren

12 Malheure, die einem nur in Berlin passieren können: Stundenlang Ringbahn fahren.
Diese Malheure können einem nur in Berlin passieren: Immer rund herum in Berlins größtem Karussell gefahren. Foto: Imago/Jürgen Heinrich

Für eine Runde in der Ringbahn braucht man etwa eine Stunde, dann hält man auf 37 Kilometern an 27 Stationen. Allerdings gibt es, außer für die Zugführer:innen, wohl kaum einen Grund, Berlins Zentrum einmal komplett zu umrunden. Außer, man hatte ein paar Drinks zu viel oder hat auf der Party den Absprung nicht geschafft. Dann kann es passieren, dass man unfreiwillig Runde um Runde mit der Ringbahn auf Berlins größtem Karussell mitfährt – und dann vollkommen verwirrt und mit schmerzendem Nacken aufwacht, wahrscheinlich auch noch an der Station, die der Heimatstation auf dem Ring genau entgegengesetzt liegt.


So lange im Club geblieben, dass man die Morgenkonferenz am Montag verpasst hat

Hat meistens bis Montagmittag geöffnet: das Berghain. Foto: Simon Tartarotti/unsplash

Menschen aus dem ganzen Land und der ganzen Welt kommen nach Berlin, um in den berühmten Techno-Clubs zu feiern. Denn die sind bekannt für ihre einzigartige, oft industrielle und raue Atmosphäre, die noch den Geist der wilden Nachwendejahre atmet und für ihr exzentrisches Publikum, für ihr exzellentes Line-Up und für bombastische Stimmung auf dem Dancefloor. Und dafür, dass die Partys so lange gehen, wie nirgendwo sonst, zumindest nicht in legalen Clubs. Nacht, Tag, Nacht, Tag: mit guter Musik und ausgedehntem Exzess kann es in den oft fensterlosen Betonburgen passieren, dass man das Zeitgefühl verliert. Außerdem gehen die Partys in Berlin meist erst sonntags richtig los. Und während Montagmorgen der Großteil der Bevölkerung am Arbeitsplatz ankommt, fahren in vielen Clubs noch immer die Bässe durch die Körper der Feiernden. Wenn man nicht aufpasst, ist man eine:r von ihnen, obwohl eigentlich just in dieser Minute ein wichtiges Meeting ansteht. Das kann einem nur in Berlin passieren. Apropos: Wie komme ich denn nun ins Berghain? 12 Tipps.


Stundenlang auf Dächern spazieren gegangen und den Abgang nicht mehr gefunden

12 Malheure, die einem nur in Berlin passieren können: Auf Dächern spazieren und den Abgang nicht finden.
Auf den Berliner Flachdächern könnte man theoretisch stundenlang spazieren. Foto: imago images/Westend61

Die Zeiten, in denen sich irgendwann die Hälfte der Partygäste bei privaten Partys von der Wohnung aufs Dach begeben hat, wie in Wolfgang Herrndorfs „Plüschgewitter“, sind definitiv vorbei. Dort lernt der Protagonist eine ziemlich abgedrehte Frau kennen, die ein paar Stunden später besoffen und bekifft vom Dach fällt – zum Glück nur wenige Meter tief auf den Balkon der obersten Wohnung. Inzwischen haben die meisten Hausverwaltungen die Aufgänge zu den Dächern verriegelt.

Das ist einerseits gut, weil weniger Besoffene (fast) von den Dächern fallen, andererseits aber auch traurig, denn von einem Dach aus über die Stadt zu gucken ist auf eine ganz besondere Art magisch. Außerdem gehört Berlin aufgrund der vielen flachen Dächer, die meist die gleiche Höhe haben, zu den Städten, in denen man stundenlange Spaziergänge auf Dächern machen kann. Durch einige wenige Häuser kommt man noch auf Dächer. Aber weil es eben nur noch so wenige unverriegelte Luken gibt, wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass man die Luke, durch die man heraufgekommen ist nicht mehr findet. Es sieht ja auch alles so gleich aus dort oben! Dann doch lieber einen legalen Zugang wählen: Die Dächer über Berlin – von der Edelbar bis zum Fußballplatz.


Zwei Stunden bei Mustafas angestellt, weil Touri-Freund:innen nicht glauben, dass es bessere Gemüsedöner gibt

12 Malheure, die einem nur in Berlin passieren können: Stundenlang bei Mustafas angestanden, weil Touri-Freund:innen dort unbedingt hinwollten.
Auch nach Jahren noch gehyped: Mustafas Gemüsekebap. Foto: imago images/F. Berger

Die meisten kennen es wohl von sich selbst: Man will unbedingt hin zu dem einen kleinen Supplì-Imbiss in Rom, von dem nicht nur die Tante, sondern auch Lonely Planet geschwärmt hat, zu dem Fischrestaurant in Kroatien, das im Reiseführer steht oder zu dem kristallklaren See in den Bergen. Leider wollen das zig andere auch. Und wenn nicht der Hype einem die Lust zerstört oder das Essen, das angesichts des ganzen Erfolgs nicht mehr so gut ist wie früher, dann sind es sicherlich die anderen Menschen, mit denen man anstehen muss. Ungefähr so ist es bei Mustafas Gemüsedöner. Deswegen kann es passieren, dass die Freund:innen, die einen gerade in Berlin besuchen, nicht abzubringen sind von dem Vorhaben, einen zu sehr gehypten Gemüsedöner zu essen, für den man auch noch stundenlang anstehen muss. Dabei sind wir in Berlin, Himmel, Arsch und Zwirn und es gibt dutzende Gemüsedöner, die mindestens genau so gut sind.


Im Netzbody nicht in den Club gekommen, weil das Outfit zu langweilig ist

Ein Netzbody oder eine Netzstrumpfhose sind in Berlin nichts Besonderes. Foto: unsplash/Artem Labunsky

In manch anderer Stadt sind eine Netzstrumpfhose oder gar ein durchsichtiger Body beim Feiern eine Garantie dafür, dass man Blicke auf sich zieht. Nicht in Berlin. Hier ist man auf vielen Partys mit so einem Outfit fast schon langweilig. Menschen, die sich für eine Nacht mit Bodypaint bemalen lassen oder aufwendige Perücken tragen, Gäste, die aussehen, als kämen sie gerade von RuPaul’s Drag Race: Gerade bei Veranstaltungen wie der sexpositiven Party Gegen im Kitkat oder der (leider gerade vorerst zu Grabe getragenen) House of Red Doors in der Wilden Renate sind viele Gäste mit ihren Outfits so kreativ, dass man sich Mühe geben muss, um sich nicht underdressed zu fühlen. Da kann es schon mal passieren, dass man in seinem vermeintlich aufregenden Outfit untergeht. Ob das nun Ansporn ist, sich beim nächsten Mal mehr aufzubrezeln oder Grund, solchen Partys den Rücken zu kehren, ist zum Glück jedem selbst überlassen.


Fahrrad im Hinterhof nicht wiedergefunden oder: Hinterhof nicht wiedergefunden

12 Malheure, die einem nur in Berlin passieren können: Fahrrad im Hinterhof nicht wiedergefunden.
Kleine dunkle Hinterhöfe sind typisch für Berlin – und meist eine Menge Fahrräder darin. Foto: Imago/Sabine Gudath

Immer mehr Menschen fahren Fahrrad, das belegt zum Beispiel die Anzahl verkaufter Räder, die in den vergangenen Jahren in die Höhe geschossen ist. Den meisten Platz in der Stadt nehmen aber immer noch die Autos ein. Es mangelt an guten, sicheren Radwegen und auch an Abstellplätzen für Fahrräder – im öffentlichen Raum, aber auch oft in den Hinterhöfen. Meistens reihen sich in den Berliner Hinterhöfen, die es so nur in Berlin gibt, die Fahrräder so dicht aneinander, dass es manchmal wie eine der größten Aufgaben des Tages scheint, einen freien Platz zu finden – oder auch das eigene Rad im Fahrradgewimmel wieder.

Wenn aber man aber das Fahrrad auch nach minutenlangem Suchen nicht entdeckt hat, könnte man sich vielleicht mal Gedanken darüber machen, ob man sich im falschen Hinterhof befindet. Wer jetzt sagt, das sei unlogisch: Nein, das kann echt passieren. Zum Beispiel, wenn man die Wohnung von Bekannten am Abend zuvor betrunken verlassen hat, das Rad ganz vorbildlich hat stehen lassen und am nächsten Tag gedankenverloren durch die offene Tür in den falschen Hinterhof spaziert ist.


30 Sekunden zu spät zur Wohnungsbesichtigung gekommen und deswegen jede Chance auf die Wohnung vertan

Der Wohnungsmarkt in Berlin ist inzwischen Wahnsinn und die Schlagen bei Wohnungsbesichtigungen endlos. Foto: Imago/Seeliger

Ja, auch in anderen deutschen Großstädten, siehe Hamburg, München, Köln, ist es schier unmöglich geworden, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Der Wohnungsmarkt ist kaputter als die Hüfte meiner Uroma und hoffnungsloser als der Kampf gegen den Klimawandel, wenn die CDU den Kanzler stellt. Aber besonders Berlin ist für Massenbesichtigungen bekannt, bei denen man sich fühlt, als wäre man ein Rind, was durch ein Gatter auf eine viel zu kleine Weide getrieben wird. Wenn man zu spät dran ist, bekommt man vielleicht keinen dieser Zettel mehr, die man ausfüllen muss. Und damit schwindet die kleinste Chance auf die Wohnung (dass die angesichts der 80 Mitbewerber:innen von vornherein nicht allzu groß war, lassen wir jetzt mal außen vor.)


Sich an U-Bahnhöfen wie dem Alex verlaufen, egal ob hier geboren, ewig hier gewohnt oder neu hergezogen

12 Malheure, die einem nur in Berlin passieren können: Ausgang an U-Bahnstationen nicht gefunden.
Es gibt U-Bahnhöfe, in denen findet man sich auch nach Jahren nicht zurecht – wie am Alex. Foto: Imago/Christian Thiel

Es gibt U-Bahnhöfe in Berlin, die sind so riesig, unübersichtlich und kontra-intuitiv gebaut, dass es immer wieder passiert, dass man in die falsche Richtung läuft oder den falschen Ausgang nimmt. Das beste Beispiel für so einen U-Bahnhof ist wohl der U-Bahnhof am Alex. Auch wenn man zum 200. Mal von der U8 zur U2 läuft, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man, wenn man die Treppe von der U8 hochkommt, sicheren Schrittes in die falsche Richtung läuft. Und auf Anhieb den Ausgang zu finden, der einen zum Beispiel zu Humana bringt? Vergesst es. Übrigens: Infos zu U-Bahn-Linien und mehr Nahverkehr in Berlin findet ihr hier.


Mit dem Fahrrad übers Kopfsteinpflaster gerumpelt und Handy verloren

Das Kopfsteinpflaster in vielen Straßen sieht hübsch aus, aber zum Fahrradfahren ist der Belag unvorteilhaft. Foto: Imago/Jürgen Hanel

Die vielen Straßen mit dem großen Kopfsteinpflaster gehören zu Berlin und machen den Blick von einer Kreuzung aus schöner, abwechslungsreicher, einzigartiger. Außerdem fahren vielleicht zumindest ein paar Autofahrer:innen langsamer, wenn die Straße nicht asphaltiert ist. Für Fahrradfahrer:innen bedeuten Straßen mit Kopfsteinpflaster aber auch: Entweder auf dem Bürgersteig fahren und sich bereitmachen, bissige Kommentare von Fußgänger:innen an sich abperlen zu lassen oder über das Kopfsteinpflaster rumpeln – und Gefahr laufen, wichtige und unwichtige zu verlieren, weil sie bei ganzen Gewackel aus der Tasche fallen. Ja, ok, man könnte die Tasche auch richtig zu machen. Man könnte aber auch schon im August Weihnachtsgeschenke kaufen, damit man sich im Dezember nicht so stressen muss und tut es nicht. Deswegen: Lebt wohl, ihr vielen auf rumpeligen Fahrten enfleuchten Dinge! Dresdner und Leipzigerinnen, ihr fühlt das, oder?


Tierpark mit Tiergarten verwechselt und deswegen mit Eisbären statt mit den eigenen Freunden abgehangen.

Gut möglich, dass die Eisbärinnen Tonja und Hertha unterhaltsamer sind als die eigenen Freund:innen. Foto: Imago/Olaf Wagner

Dass es mit Tiergarten und Tierpark zwei große Grünflächen gibt, die beide mit Tier- anfangen, ist eigentlich schon verwirrend genug. Aber dass obendrein der Tierpark kein Park, sondern ein Zoo ist, der Tiergarten hingegen schon, setzt dem Ganzen die Krone auf. Da ist es wirklich keine Schande, wenn man neu in der Stadt ist und aus Versehen im Tierpark landet. Dann kann man sich ärgern, oder quer durch die Stadt von Osten nach Westen in den Tiergarten zu fahren, um zum Treffen mit den Freund:innen zu gelagen, oder beides. Oder man feiert das Fest, wie es gefallen ist und prostet den Eisbären statt der besten Freundin zu. Damit es das nächste Mal alles rund läuft stellen wir euch hier Zoo und Tiergarten, hier dafür den Tierpark vor.


In Prenzlauer Berg: Mülltonnen im Hinterhof verschoben und Ärger mit den Nachbarn bekommen

In manchen Hinterhöfen achten die Nachbar:innen penibel auf die Ordnung. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Ja, Prenzlauer Berg-Bashing wird langsam langweilig. Trotzdem: Manche Vorurteile über den Prenzlauer Berg stimmen einfach. Unter anderem ist es dort erschreckend sauber und alles läuft in sehr geordneten Bahnen ab. Die Mieten sind hoch, das Einkommen der meisten Menschen auch und die Häuser sind durchsaniert. Das mag an den vielen Schwäbinnen und Schwaben liegen oder auch nicht. Fest steht: Im Prenzlauer Berg herrscht Recht und Ordnung, auf den Bürgersteigen, in den Treppenhäusern und sogar in den Hinterhöfen. Da kann es schon mal passieren, dass ein wütender Nachbar einen Zettel schreibt und in den Hausflur hängt, mit dem er sich beschwert, dass jemand die Mülltonnen umgestellt hat. Berliner Hinterhöfe sind eh schon nicht allzu groß, da kann es nicht sein, dass jemand einfach die natürliche Ordnung der Mülltonnen unterläuft, Himmel nochmal!


Open-Air gesucht und auf Brandenburger Dorffest gelandet

Brandenburg ist schön – aber eben auch ganz anders als Berlin. Foto: Imago/Karina Hessland

Inoffizielle Open-Airs gibt es in Berlin – verhältnismäßig und im Vergleich zu anderen Städten – relativ wenige, zumindest, wenn man von Nächten in der Hasenheide im Corona-Sommer absieht. Vielleicht liegt es an der Fülle der (Open-Air)-Clubs oder daran, dass die Polizei ziemlich restriktiv auf alles reagiert, das aus dem Rahmen fällt. Wenn man dann doch zu einer möchte, muss man weit rausfahren, mithin bis an die Grenze zu Brandenburg. Da kann es schon mal passieren, dass man diese Grenze überschreitet. Wenn dann eins zum anderen kommt, man also zum Beispiel die Location nicht findet und stattdessen in der Gegend irgendwo in der Nähe eines Dorfes herumirrt, kann es schon mal passieren, dass man statt Goa und Techno auf einmal Blasmusik hört – wenn man Pech hat, in voller Partyschale. Dann heißt es: Blicke ertragen und Bier trinken. Und das dicke Fell aktivieren.


Mehr Berlin-Beobachtungen

An einige Dinge, die in Berlin Alltag sind, müssen sich Zugezogene erstmal gewöhnen, wie zum Beispiel an diese 12 Dinge. Andersherum gewöhnt man sich an Anderes sehr rasch: An diese 12 Dinge gewöhnen sich Zugezogene schnell. So sehr Zugezogene zu Stadt gehören, manchmal sind sie auch anstrengend. Diese 12 Dinge nerven alteingesessene Berliner:innen an Zugezogenen.

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