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Großer Tiergarten: Berlins wohl bedeutendste Parkanlage

Der Große Tiergarten erzählt Geschichte: Zwischen den zahlreichen Bäumen dieser so bedeutenden Parkanlage verbergen sich Statuen von Berühmtheiten wie Rousseau und Lessing, daneben finden sich hier Mahnmale zur stillen Einkehr. Die Straße des 17. Juni führt mitten hindurch zum Großen Stern mit der Siegessäule. Und dann wieder steht man plötzlich im Wald. Unter knorrigen Eichen blühen Blumen, im Teich staksen Reiher. Mit seinen rund 210 Hektar wird der Große Tiergarten an Größe nur noch vom Tempelhofer Feld übertrumpft. Alles zum für Berlin so wichtigen Park lest ihr hier.

Großer Tiergarten im Nebel am Morgen: ein wunderschöner Anblick – und auch zum Joggen die richtige Zeit.     Foto: Photothek/Florian Gaertner
Großer Tiergarten im Nebel am Morgen: ein wunderschöner Anblick – und auch zum Joggen die richtige Zeit. Foto: Photothek/Florian Gaertner

Großer Tiergarten: Vom Jagdgebiet zum Lustpark

Geschichte Die ersten Strukturen für einen Tiergarten, der zunächst Jagdrevier war, wurden bereits 1527 angelegt, allerdings an anderer Stelle als heute, nahe dem Berliner Schloss. In den darauffolgenden Jahren wurde das Gebiet stetig nach Norden hin erweitert, bis zu den Grenzen des heutigen Tiergartens und darüber hinaus.

Friedrich der Große hatte als Feingeist allerdings wenig übrig für die Jagd. Er gab 1742 den Auftrag, den Park zu einem barocken Lustpark für die Bevölkerung umzugestalten. Der Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ließ daraufhin Blumenbeete angelegen, Brunnen bauen und Skulpturen errichten.

Im 19. Jahrhundert baute Peter Joseph Lenné den Park nach englischem Vorbild um. Weitere feuchte Waldgebiete wurden trockengelegt und Wege fürs Spazieren, Fahren und Reiten geschaffen. Außerdem entstanden größere Rasenflächen, die von Wasserläufen durchzogen waren, sowie kleine Seen und Brücken. In dieser Zeit kamen die Luiseninsel und der Rosengarten hinzu, außerdem entstand die 1844 eröffnete Fasanerie – einer der Ursprünge des Zoologischen Gartens.

Die Vielfalt an Natur und Kultur macht den Großen Tiergarten zu einem beliebten Ausflugsziel für Berliner wie Touristen.    Foto: Imago/Schöning
Die Vielfalt an Natur und Kultur macht den Großen Tiergarten zu einem beliebten Ausflugsziel für Berliner wie Touristen. Foto: Imago/Schöning

Ende des 19. Jahrhunderts entstand im Auftrag Kaiser Wilhelms II. die Siegesallee: ein ab 1895 errichteter Prachtboulevard, gesäumt von Skulpturen der preußischen Herrscher seit dem 12. Jahrhundert. Die Siegesallee hat die Zeiten nicht überdauert, der gleichzeitig entstandene Königsplatz hingegen schon: Als Platz der Republik bildet er heute die Grünfläche vor dem Reichstagsgebäude.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Tiergarten durch Luftangriffe der Alliierten sehr schwer schädigt. Viele der restlichen Bäume verheizte die Stadtbevölkerung nach dem Krieg. Auf den nun freien Flächen bauten die Menschen Gemüse an. Zwischen 1949 und 1959 wurde der Tiergarten wieder aufgeforstet, nur rund 290 Bäume aus der Zeit vor 1945 sind übrig.

Im Jahre 1987 wurde anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, das Carillon im Tiergarten errichtet, einem rund 40 Meter hohen Turm mit 68 Glocken.

Zwischen 1996 und 2006 fand entlang des Tiergartens die Techno-Parade Loveparade statt: Bis zu 1,5 Millionen Raver:innen tanzten über die Straße des 17. Juni. Wir haben gute Erinnerungen an das Techno-Event und zeigen euch hier 12 Fotos aus der Geschichte der Loveparade.

Das Sowjetische Ehrenmal ist eines der vielen Denkmale im Tiergarten.    Foto: Imago/Zeitz
Das Sowjetische Ehrenmal ist eines der vielen Denkmäler im Tiergarten. Foto: Imago/Zeitz

Die Sehenswürdigkeiten des Großen Tiergartens

Besonderheiten Der Große Tiergarten ist voll mit besonders gestalteten Bereichen mit Kunst, Denkmälern und Architektur.

Eines der bekanntesten Denkmale und eines der Wahrzeichen der Stadt ist die Siegessäule in der Mitte des Tiergartens. 69 Meter hoch ist die Anlage, ganz oben thront die Siegesgöttin Viktoria, auch „Goldelse“ genannt. Das Denkmal entstand, um an die Siege Preußens gegen Dänemark, Frankreich und Österreich in den Jahren 1864, 1866 und 1870/1871 zu erinnern. Ursprünglich befand sie sich am damaligen Königsplatz, 1938–1939 wurde sie dann an den Großen Stern versetzt. Für rund drei Euro kann man sie ganzjährig besichtigen. Von der Aussichtsplattform hat man einen wundervollen Blick über Park und Stadt.

Die Siegessäule zieht zu jeder Tageszeit Besuch an.    Foto: Imago/Contini
Die Siegessäule zieht zu jeder Tageszeit Besuch an. Foto: Imago/Contini

Der Große Tiergarten ist auch einer der wichtigsten Orte der Erinnerung an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und an die nationalsozialistischen Verbrechen. Im Park selbst und in der Nähe gibt es fünf bedeutende Mahnmale:

  • Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die Rote Armee auf der Kreuzung zwischen der ehemaligen Siegesallee und der heutigen Straße des 17. Juni das Sowjetische Ehrenmal. Der gärtnerische Teil des Ehrenmals ist der letzte Ruheort für mehr als 2000 im Kampf um Berlin gefallenen Soldaten der Roten Armee.
  • Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen wurde von Michael Elmgreen und Ingar Dragset entworfen und 2008 eröffnet. Die Form ist dem Holocaustdenkmal nachempfunden. Die Besonderheit ist die Öffnung in der Struktur, durch die man eine Kussszene betrachten kann.
  • Der Künstler Dani Karavan entwarf das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma. Es besteht aus einem Brunnen umkreist von ungleichmäßig geformten Steinen. In der Mitte des Brunnen befindet sich ein versenkbarer Stein mit einer frischen Blume.
  • Der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde wurde 2014 eingeweiht. Die 24 Meter lange Glaswand ist ein Ort des Gedenkens an die Opfer der ‚Zentraldienststelle T4‘, die während der NS-Zeit Morde an Patient:innen in Heil- und Pflegeanstalten durchführte.
  • Östlich des Großen Tiergartens befindet sich seit 2005 das Denkmal für die ermordeten Juden Europas des Architekten Peter Eisenmann. Es ist die zentrale Holocaustgedenkstätte Deutschlands. Über weitere Denkmäler für die Opfer der NS-Zeit informieren wir euch hier.

Großer Tiergarten: Tolle Kunst und lebendige Tierwelt

Neben diesen Mahnmalen spaziert man im Park auch immer wieder an Kunstdenkmälern vorbei. Beispielsweise am Gedenkstein für den Hofmarschall von Bredow, dem weiblichen Standbild mit Putto „Flora“ sowie Skulpturen von Richard Wagner und Johann Wolfgang von Goethe.

Flora und Fauna Der Große Tiergarten zeichnet sich durch seine abwechslungsreiche Landschaft aus. Wiesen mit jungen und alten Bäumen treffen auf Teiche und Kanäle. Kein Wunder also, dass de Parkr ein Lebensraum für mehr als 1400 Tier- und Pflanzenarten ist; darunter sind mehr als 100 auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Berlin.

Tiere im Tiergarten? Na klar. Hier sieht man auch mal Graureiher in den Bäumen. Foto: Imago/Hohlfeld
Tiere im Tiergarten? Na klar. Hier sieht man auch mal Graureiher in den Bäumen. Foto: Imago/Hohlfeld

Der Tiergarten ist ein Ort vieler ökologischer Nischen. Besondere und seltene Arten von Flora und Fauna finden hier ihr Zuhause. Vor allem Vögel wie Habichte, Mäusebussarde, Nachtigallen und Teichralle können im Park nisten. In den Gewässern finden sich unter anderem auch Biber und Sumpfkrebse.

Fun Fact Der Park ist nicht nur Standort zahlreicher Skulpturen und Denkmäler, sondern auch einer Würdigung für Michael Jackson. Ein Baum ist verziert mit Bildern, Dekoration und Andenken an den 2009 verstorbenen Musiker. Der „Michael-Jackson-Baum“ ist jedoch kein offizielles Denkmal, entsprechend oft werden die Memorabilia wieder entfernt.

Hunde, Grillen, Lage: Was man über den Großen Tiergarten wissen muss

Öffnungszeiten Der Park ist immer zugänglich.

Barrierefreiheit Der Große Tiergarten ist generell barrierefrei. Jedoch gibt es ein paar Ausnahmen: Bei der Stufenbrücke sind jeweils auf beiden Seiten der Brücke zwei Stufen zu überwinden. Die Gotische Brücke hat eine größere Steigung als sechs Prozent. Die einzige barrierefreie und für Menschen mit Behinderung ausgestattete öffentliche Toilette findet man zwischen dem Brandenburger Tor und dem Sowjetischen Ehrenmal.

Sportangebote Der Große Tiergarten ist riesig, entsprechend viele Möglichkeiten für Sport gibt es hier. Neben den zahlreichen Rad- und Spazierwegen gibt es im Café am Neuen See auch einen Bootsverleih. Und auf den weitläufigen Grasflächen kann man sich perfekt sportlich betätigen, egal ob man Yoga oder Ballspiele schätzt.

Grillen Grillen ist im Großen Tiergarten nicht gestattet.

Gastronomie Wer sich nicht selbst mit Picknickkörben versorgt hat, findet im Großen Tiergarten einige gastronomische Einrichtungen. Im Westen des Parks liegt der Schleusenkrug, ein Biergarten mit vielfältigem kulinarischen Angebot. Kaffee, Tee und Kuchen gibt es im Teehaus im Englischen Garten. Und das Café am Neuen See verleiht nicht nur Boote, sondern ist auch ein Biergarten mit Restaurant.

Großer Tiergarten, kleines Boot: Den richtigen Kahn für eine Paddeltour könnt ihr mieten.    Foto: Imago/Schneider
Großer Tiergarten, kleines Boot: Den richtigen Kahn für eine Paddeltour könnt ihr mieten. Foto: Imago/Schneider

Besuch mit Kindern Der Große Tiergarten ist ideal für einen Besuch mit Kindern. Er verfügt über sechs Spielplätze. Darunter sind beispielsweise ein Waldspielplatz mit Wackelbrücke, der sich zwischen dem Ahornsteig und der Tiergartenstraße befindet, und ein Spielplatz hinter der Akademie der Künste mit großem Holz-Kletter-Parkour.

Besuch mit Hund Hunde sind im Park grundsätzlich an der Leine zu führen. Zusätzlich sollten sie von Spielplätzen, Mahnmalen und Gewässern fern gehalten werden.

Anfahrt Zum Großen Tiergarten gelangt ihr gut mit der U-Bahn: entweder mit der U2 bis Potsdamer Platz oder mit der U9 zum Hansaplatz. Am Potsdamer Platz halten auch S-Bahnen: die Linien S1, S2, S25 und S26. Mit der S3, S5, S7, S75 und S9 könnt ihr auch direkt zum S-Bahnhof Tiergarten oder nach Bellevue fahren. Auch mit Bussen ist der Große Tiergarten gut zu erreichen: 100, 106, 187, N26 bis Großer Stern, Nordische Botschaften/Adenauer-Stiftung, 200 bis Nordische Botschaften/Adenauer-Stiftung, Philharmonie oder M41 bis Philharmonie.

  • Großer Tiergarten Tiergarten, angrenzende Straßen: John-Foster-Dulles-Allee, Spreeweg, Ebertstraße, Tiergartenstraße, Stülerstraße, Budapester Straße


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