Architektur

Bauhaus in Berlin – Eine fotografische Reise durch die Klassische Moderne

Das Bauhaus, 1919 in Weimar gegründet, hinterließ in Berlin zahlreiche Spuren. Architekten wie Peter Behrens, Max Taut und Bruno Taut und Hans Scharoun bauten in den 1920er-Jahren nach den Prinzipien der legendären Kunstschule, die für die Architektur das Leitbild des Gesamtkunstwerks entwarf und Entwicklungen aus Industrie- und Grafikdesign mit sozialen Komponenten verband. Vom Berolinahaus in Mitte, über den Titania Palast in Steglitz bis zum Strandbad Wannsee in Zehlendorf lassen sich die Bauhaus-Einflüsse nachverfolgen. In ihrem Buch „Bauhaus in Berlin – Eine fotografische Reise durch die Klassische Moderne“ beleuchten Kaija Voss und Jean Molitor die Geschichte des modernen Bauens in Berlin. Wir stellen aus dem beim BeBra Verlag erschienen Band 12 Bauhaus-Bauten vor, die Jean Molitor fotografiert hat.


Berolinahaus

Berolinahaus, Mitte, 1929-32, Architekt: Peter Behrens. Foto: Jean Molitor
Berolinahaus, Mitte, 1929-32, Architekt: Peter Behrens. Foto: Jean Molitor

Bereits 1927 verewigte der Regisseur Walter Ruttmann in seinem experimentellen Meisterwerk „Berlin: Sinfonie einer Großstadt“ auch den (auch literatrisch verewigten) Verkehrsknotenpunkt Alexanderplatz. Amerikanische Investoren stiegen ein und bauten Ende der 1920er-Jahre mit dem Alexanderhaus und dem Berolinahaus zwei architektonisch aufsehenerregende Gebäude. Letzteres von Peter Behrens errichtet. Die Stadt wurde schneller, voller, elektrischer. Alles war neu und aufregend, immer mehr Menschen zogen nach Berlin und mittendrin war der Alexanderplatz.

  • Alexanderplatz 1, Mitte

Windkanal

Windkanal, Adlershof, 1932-34, Architekt: Hermann Brenner. Foto: Jean Molitor
Windkanal, Adlershof, 1932-34, Architekt: Hermann Brenner. Foto: Jean Molitor

Der Große Windkanal des Aerodynamischen Parks in Adlershof wurde von Hermann Brenner nach den Ideen des Bauhaus errichtet. Der Windkanal fand Anwendung für aerodynamische Studien in Luftströmen. In einem Messraum wurde der Luftstrom auf Flugzeugkomponenten geleitet und das Widerstandsverhalten untersucht.

  • Kroneckerstraße, Adlershof

Avus Motel

Bauhaus in Berlin Avus Motel, Charlottenburg, 1937, Architekt: Walther Bettenstaedt. Foto: Jean Molitor
Avus Motel, Charlottenburg, 1937, Architekt: Walther Bettenstaedt. Foto: Jean Molitor

Die AVUS war eine Rennstrecke und wurde auch vor 1933 für Rennen benutzt. Die Nazis, die auch in der Berliner Architekturgeschichte ihre Spuren hinterlassen haben, machten da weiter. Sie ließen um 1937 an der AVUS eine Zuschauertribüne aufbauen, erweiterten und modifizierten die Kurven und ließen ein Gebäude mit einem Zielrichterturm an die Strecke bauen. Dieser kuriose Rundbau begegnet bis heute jedem Berliner Autofahrer, der von der AVUS runterfährt. Mittlerweile wird das Gebäude mit dem lustigen Turm als Motel genutzt.

  • Halenseestraße 51, Charlottenburg

Ehemalige Universitäts-Frauenklinik

Bauhaus in Berlin Ehemalige Universitäts-Frauenklinik, Mitte, 1931-32, Architekt: Helmuth Wolff. Foto: Jean Molitor
Ehemalige Universitäts-Frauenklinik, Mitte, 1931-32, Architekt: Walter Wolff. Foto: Jean Molitor

In den Jahren 1928 bis 1930 plante der Baurat Walter Wolff eine vollständige Überarbeitung der Bebauung des Areals rund um die Institute der Medizinischen Fakultät in Mitte. Bis 1933 wurde nur der Flügel an der Ziegelstraße ausgeführt, unter den Nazis wurden die Pläne gestoppt. Die kaiserzeitlichen Bauten an der Monbijoustraße stehen damit bis heute im starken Kontrast zur modernen Formensprache der ehemaligen Universitäts-Frauenklinik.

  • Ziegelstraße, Mitte

Haus des Deutschen Verkehrsbunds

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Bauhaus in Berlin Haus des Deutschen Verkehrsbunds, Mitte, 1927-30, Architekten: Max Taut und Bruno Taut. Foto: Jean Molitor
Haus des Deutschen Verkehrsbunds, Mitte, 1927-30, Architekten: Max Taut und Bruno Taut. Foto: Jean Molitor

Das Büro- und Geschäftshaus des Deutschen Verkehrsbunds, heute auch als Taut-Haus bekannt wurde für die Gewerkschaft der Transportarbeiter errichtet. Bruno Tauts erster Entwurf von 1927 wurde 1929 von seinem Bruder Max überarbeitet und das Gebäude 1932 fertiggestellt.

  • Michaelkirchplatz 1–2, Mitte

Kirche St. Adalbert

Kirche St. Adalbert, Mitte, 1932-33, Architekt: Clemens Holzmeister. Foto: Jean Molitor
Kirche St. Adalbert, Mitte, 1932-33, Architekt: Clemens Holzmeister. Foto: Jean Molitor

Der österreichische Architekt Clemens Holzmeister (1886-1983) errichtete 1933 dieses Kirchenbauwerk der Zwischenkriegsmoderne in der Spandauer Vorstadt. Wie üblich in Berlin liegt das bis heute fast vollständig original erhaltene Bauwerk auf einem Hinterhof. Die Rückseite an der Linienstraße ist die Schaufront des Baus und zeigt die beeindruckend klare Architektursprache. Hier stellen wir 12 sehenswerte Kirchen in Berlin vor – von mittelalterlich bis modern.

  • Torstraße 168, Mitte

Zeppelinhäuser

Bauhaus in Berlin Zeppelinhäuser, Pankow, 1928, Architekten: Walter Borchard und Georg Thoféhrn. Foto: Jean Molitor
Zeppelinhäuser, Pankow, 1928, Architekten: Walter Borchard und Georg Thoféhrn. Foto: Jean Molitor

Anfangs gestaltete Walter Borchard Wohnanlagen und Siedlungen für Baugenossenschaften im gesamten Berliner Stadtgebiet. So erhielt er Mitte der 1920er-Jahre gemeinsam mit seinem Kollegen Georg Thoféhrn den Auftrag, eine Wohnsiedlung in Pankow zu bauen. Die Zeppelinhäuser im Kissingenviertel an der Prenzlauer Promenade in Pankow gelten als herausragendes Beispiel moderner Baukunst in der Weimarer Republik.

  • Prenzlauer Promenade/Kissingenstraße, Pankow

Siemensstadt, Wohnanlage Panzerkreuzer

Siemensstadt, Spandau, 1929-31, Architekten: Hans Scharoun und Otto Bartning. Foto: Jean Molitor
Siemensstadt, Wohnanlage Panzerkreuzer, Spandau, 1929-31, Architekten: Hans Scharoun und Otto Bartning. Foto: Jean Molitor

Die Großsiedlung Siemensstadt zählt zum Unesco-Welterbe „Siedlungen der Berliner Moderne“. Hans Scharoun und Otto Bartning entwarfen die für einen Teil der Siedlung markanten und an Schiffsarchitektur erinnernden Elemente, die ihr den Namen „Panzerkreuzer“ verliehen.

  • Jungfernheideweg/ Mäckeritzstraße, Spandau

Titania Palast

Kino Titania Palast, Steglitz, 1928, Architekten: Schöffler, Schlönbach, Jacobi. Foto: Jean Molitor
Kino Titania Palast, Steglitz, 1928, Architekten: Schöffler, Schlönbach, Jacobi. Foto: Jean Molitor

Im Geiste des Bauhaus verzichtet der markante Bau des Titania Palasts auf schmuckvolle Fassaden und Prunk. Eindrücklich ist die Architektur dennoch, das beweist schon der 24 Meter hohe Turm. Das Kino eröffnete 1928 und zog vor dem Zweiten Weltkrieg viele Besucher an, bot zudem Platz für weitere Kulturangebote, etwa für Musikveranstaltungen. Heute gehört das Titania zur Cineplex Gruppe und zeigt auch fast 100 Jahre nach der Eröffnung Filme. Das Berliner Kinoprogramm findet ihr hier.

  • Gutsmuthsstraße 27/28, Steglitz

Schulfarm Scharfenberg (Fährhaus)

Bauhaus in Berlin Schulfarm Scharfenberg (Fährhaus), Tegel, 1927-28, Architekt: Richard Ermisch. Foto: Jean Molitor
Schulfarm Scharfenberg (Fährhaus), Tegel, 1927-28, Architekt: Richard Ermisch. Foto: Jean Molitor

Bauhaus in Berlin, das zeigt sich auch an unerwarteten Orten, etwa weit abgeschlagen in Tegel, wo Richard Ermisch in den Jahren 1927/28 ein kleines Fährhaus errichtete, von dem die Fähre zur Schulfarm Scharfenberg ablegt. Mehr dazu lest ihr im Artikel über Inseln in Berlin.

  • Schwarzer Weg 103, Tegel

Wohnanlage GEHAG Buschallee

Wohnanlage GEHAG Buschallee, Weißensee, 1928-29, Architekt: Bruno Taut. Foto: Jean Molitor
Wohnanlage GEHAG Buschallee, Weißensee, 1928-29, Architekt: Bruno Taut. Foto: Jean Molitor

Die Gemeinnützigen Heimstätten-, Spar- und Bau-Gesellschaft (Gehag) beauftragte in den 1920er-Jahren den fortschrittlichen Architekten Bruno Taut mit dem Bau einer neuen Siedlung in Weißensee. Bis dahin dominierten in Berlin klassische Mietskasernen. Enge Wohngebäude mit dunklen Hinterhöfen. In der Weimarer Republik versuchte man einen anderen Baustil. Der Ansatz war sozial, es ging um bezahlbaren Wohnraum mit genug Licht, Luft und Sonne.

  • Buschallee, Weißensee

Freibad Wannsee

Bauhaus in Berlin Freibad Wannsee, Zehlendorf, 1929-30, Architekten: Richard Ermisch & Martin Wagner. Foto: Jean Molitor
Freibad Wannsee, Zehlendorf, 1929-30, Architekten: Richard Ermisch & Martin Wagner. Foto: Jean Molitor

1907 wurde am Ostufer des Großen Wannsees eine 200 Meter lange öffentliche Badestelle eingerichtet. Zwei Jahre später pachtete der Kaufmann Bernhard Frankenthal das Gelände und kümmerte sich um den Ausbau: Es eröffneten Kioske, es wurden Umkleidezelte errichtet und Zäune aufgestellt, die das Damen-, Herren- und Familienbad jeweils voneinander trennten. Ab 1928 war die Anlage dem Andrang nicht mehr gewachsen. Mant beauftragte die Architekten Richard Ermisch und Martin Wagner mit den Entwürfen für einen umfangreichen Ausbau. Es entstanden vier aneinandergereihte Hallen mit Sonnendecks auf den Dachflächen und durch einen Wandelgang können die Badegäste noch heute von einer Halle zur nächsten flanieren. 

  • Wannseebadweg 25, Zehlendorf

  • Bauhaus in Berlin – Eine fotografische Reise durch die Klassische Moderne von Kaija Voss und Jean Molitor, BeBra Verlag, 224 Seiten, 25 x 22 cm, 148 farbige Duplex-Abbildungen, 42 Euro

Mehr Bauhaus und mehr Architektur in Berlin

Simpel, formschön, visionär: Mehr zu Neuem Bauen und Bauhaus-Architektur in Berlin lest ihr hier. Immer spannende und neue Geschichten über Berlins Architektur findet ihr hier. Berlins Welterbevorschlag „Architektur und Städtebau der Nachkriegsmoderne“ will das Hansaviertel gemeinsam mit der Karl-Marx-Allee würdigen. Deren Geschichte zeigen wir hier. Das Hansaviertel ist eine der Berliner Großwohnsiedlungen, über die ihr hier mehr erfahrt. Und wenn euch die Schlichtheit ohne Schnörkel und Stuck reizt: Die wichtigsten Architekten der Moderne in Berlin stellen wir hier vor. Alles, was ihr über die Bauten der Stadt wissen müsst, lest ihr in unserem Architektur-Guide von Bauhaus bis Baller, von Top bis Flop.

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