Deutschland war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs eine der größten Kolonialmächte der Welt. Wie die Stadt noch heute davon geprägt wird, zeigt dieses Bildungsurlaubsangebot.
In diesem Seminar geht es um die ganz harte Kost. Rassismus, Ausbeutung, Völkermord, die Urschuld der deutschen Nation, der einst drittgrößten Kolonialmacht der Welt. Und das in Berlin, wo vor 140 Jahren Afrika unter den alten weißen Männern aufgeteilt wurde.
Wenn das Thema sein soll, dann müssen wir erstmal klären, wie wir miteinander sprechen, so Philipp Hammer, einer von zwei Seminarleitenden. Und das geht so: „Wir lernen uns kennen und erzählen, was wir voneinander brauchen. Wir lassen uns ausreden und bewerten nicht. Wir besprechen, welche Begrifflichkeiten wir verwenden und welche aus welchen Gründen nicht. Dann teilen wir unseren Kenntnisstand.“
Es folgen Fakten: Welches Land hat Deutschland wann und warum als Kolonialherr geknechtet, wie sah es mit Widerstand der kolonisierten Menschen aus. Ein Stadtrundgang führt ins Heute, ins Afrikanische Viertel im Wedding, wo anhand der Straßennamendebatte aufscheint, dass die Aufarbeitung von Deutschlands erstem Großmachtanspruch gerade erst beginnt. Das wird auch im Schlossnachbau ersichtlich, der noch immer Raubkunst beinhaltet, deren moralisch fragwürdige Beschaffung inzwischen immerhin auf Infotafeln erwähnt wird.
Ein Besuch im Zoo dient der Erinnerung an die Menschen, die hier bei einer ständigen Völkerschau im Baströckchen mit nackter Brust die Berliner:innen mit folkloristischen Darbietungen unterhalten sollten. Das Museum Treptow informiert über die Völkerschau im Treptower Park. Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf über dekolonialen Widerstand.
Dazwischen ist immer wieder Zeit für Reflektion: Was haben Denkmuster von damals mit dem Rassismus von heute zu tun? Wie funktioniert eigentlich Diskriminierung? Und dann geht es natürlich noch um die Länder, die Deutschland einst dominierte. Denn dort ist ein großer Teil des geraubten Landes nach wie vor im Besitz der Nachkommen der deutschen Invasoren. Das führt zum Grundgedanken: Wie ist Reichtum heute verteilt? „Das Seminar hilft, Debatten zu verstehen.“ sagt Philipp Hammer. „Es eröffnet einen anderen Blick auf Migrationsbewegungen nach Europa.“
6.-11.10.24, 220 € ohne Übernachtung, 440,00 € DZ, 600 € EZ, mit Frühstück, Kontakt: 06171-971 9336, [email protected], Kurs-Nr.: 202417
Es gibt auch eine Radtour ins Umland als Bildungsurlaub, und Interessierte können im Bildungsurlaub den inneren Clown entdecken, ein weiterer Bildungsurlaub sucht nach Wegen zum Ende der Kriege, ein anderer Bildungsurlaubsangebot bietet eine Expedition unter die Erde, es gibt auch Bildungsurlaub zum Kompostieren oder Bildungsurlaub, um das queere Berlin zu durchstreifen. Einen guten Überblick gibt’s hier: Bildungsurlaub in Berlin – die besten Angebote.