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Bildungsurlaub in Berlin: Kompostieren – vom toten Wesen zum Rohstoff der Welt

In diesem Bildungsurlaub lernt man alles über das Kompostieren – und warum Humus so wichtig für unsere Welt ist. Dann geht es direkt zur Sache, mit den Händen in der organischen Materie.

Kompostberg der Bildungsreiseleiter:innen. Foto: BodenschätzeN

Erde, das schmutzige Zeug, das im Park unterm Gras und im Wald unter den Bäumen liegt, wo die Regenwürmer reinkacken, ist neben Wasser und Luft der wichtigste Stoff unseres Ökosystems. Ohne ist alles nichts. Kein Leben möglich. Aber die Menge an fruchtbarem Boden nimmt weltweit immer weiter ab. Verschleiß durch Monokulturen, Versteppung, Brandrodung.

Miren Artola will da nicht tatenlos zusehen. Sie macht neue Erde aus Biomüll, mit ihrem Projekt BodenschätzeN. Das Substrat, das hinten rauskommt, füttert die Pflanzen im Prinzessinengarten in Kreuzberg. Doch Kompostierung geht auch im Stadtwohnungsformat, in der Küche oder auf dem Balkon.„Wir müssen den Boden als etwas Lebendiges erfahren und verstehen. Denn nur das, was wir kennen und lieben, nur das werden wir schützen”, sagt Artola.

Im Seminar erläutert sie umweltpolitische Aspekte des Kompostierens, dazu wird praktisch gearbeitet. „Es macht Spaß, die Sachen kleinzuhacken und zu mischen und zu pressen. Man macht da viel mit den Händen mit organischer Materie. Das erdet auch. Die Leute empfinden das als sehr sinnvolle Tätigkeit. Vorher hat man organische Abfälle und in drei Monaten ist es Humus.“ Die Teilnehmenden bauen während des Kurses auch Wurmtürme, kleine Farmen für Regenwürmer, die zusammen mit Bakterien organisches Material zersetzen, und Bokashi-Eimer, in denen man sogar Fleisch, Milch und Zitrusfrüchte entsorgen kann und das Material unter Luftabschluss vergärt. Die kleinen Weltrettungsmaschinen dürfen die Teilnehmenden im Anschluss auch mit nach Hause nehmen.

Weil man die Abfälle mit Druck und ohne Sauerstoff fermentiert, passen in einen Bokashi-Eimer zehn Kilogramm Biomüll. „Das ist für mich auch ein motivierender Aspekt, man braucht zwei Wochen lang nicht zum Hof gehen, um den Bioeimer runterzubringen“, sagt Artola, und dass, wenn man alles richtig mache, der Kompost gar keinen Geruch entwickle.

Außerdem stellen die Teilnehmer:innen mittels Pyrolyse Holzkohle und damit Terra Preta her, eine Wunderwaffe der biologischen Bodenverbesserung. Und sie besuchen zwei Urban-Gardening-Projekte. Einmal den Prinzessinengarten und einmal das Allmendekontor auf dem Tempelhofer Feld. Nicht nur für Teilnehmende ihres Kurses, sondern für alle Kompostinteressierten gilt: „Man kann sich immer an uns wenden, uns anmailen, anrufen und Fragen stellen. Schreibt uns, wenn ihr Probleme mit eurer Wurmkiste habt oder Bodenprobleme im Garten!“ 

Das Seminar wird aktuell zwar für Brandenburger, aber nicht für Berliner Arbeitnehmer als Bildungsurlaub anerkannt. Es sei denn, sie arbeiten im Garten- und Landschaftsbau. Dennoch, sagt Artola, sollten sich Berliner:innen gerne melden. Wenn der Ansturm groß genug sei, bekomme sie die Anerkennung vielleicht doch noch verliehen. 

  • 24.-26.4.24, 300 €, ohne Unterkunft und Verpflegung, 030-322 985 31,  [email protected], Kurs-Nr.: 2401

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