Berlin verstehen

Friedrichstadt-Palast: 12 Bilder aus seiner bewegten Geschichte

Der Friedrichstadt-Palast kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Vom alten Gebäude ist nichts mehr übrig, der neue Friedrichstadt-Palast steht hingegen unter Denkmalschutz. Er ist weltweit bekannt für spektakuläre Revuen, dabei ging alles ganz anders los: mit einer Markthalle. Wir zeigen in 12 Bildern und Fotos die Geschichte des Friedrichstadt-Palastes.


Der alte Friedrichstadt-Palast: Erst Markthalle, dann Zirkus

Traggerüst der ersten Berliner Markthalle, Grundstein der Geschichte des Friedrichstadt-Palasts. Bild: Friedrich Hitzig

Alles begann 1865 mit Berlins erster Markthalle, die nach sieben Monaten wieder geschlossen werden musste, weil sie zu unwirtschaftlich war. Danach wurde das Gebäude nur als Lebensmitteldepot oder Nachschubarsenal für die preußische Heeresleitung 1870/71 genutzt.

1873 wurde es dann – unter der Leitung des Direktors Albert Salamonski – als Zirkus neu eröffnet. Dieser hatte rund 5000 Plätze. Als Folge des Ersten Weltkriegs ging der Zirkus pleite. Am 31. März 1918 lief die letzte Vorstellung.


Beginn des Revuetheaters

Zuschauerränge der „Tropfsteinhöhle“, so nannten viele den alten Friedrichstadt-Palast zu dieser Zeit. Foto: Hans Poelzig (1869-1936)

1919 übernahm Max Reinhardt das Zirkusgebäude und baute es zusammen mit dem Architekten Hans Poelzig, einer der wichtigsten Architekten der Moderne in Berlin, um. Bei der Umgestaltung der Innenräume sprachen die Berliner von einer „Tropfsteinhöhle“ – aufgrund der von der Decke herabhängenden Zapfen.


Das Große Schauspielhaus

Hausfront mit Bühneneingang. Foto: Poelzig Hans (1869-1936) Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin Inv. Nr. F 1585.

Max Reinhardt eröffnete am 29. November 1919 dann das umgebaute Gebäude unter dem Namen „Das Große Schauspielhaus“. Von da an wurden erfolgreich zahlreiche Theaterstücke dort gespielt. Mehr über die Geschichte wichtiger Theater, die es nicht mehr gibt, könnt ihr hier lesen.


Umbenennung in „Theater des Volkes“

Blick durch die Straße Am Zirkus zum Bühneneingang Theater des Volkes. Foto: Von N.N.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde dann aus dem „Großen Schauspielhaus“ das „Theater des Volkes“. Zeitweise hieß es auch „Palast der 5000“, auch, wenn es bloß etwas mehr als 3000 Sitzplätze gab. Das Theater lief unter der Leitung von Rudolf Zindler. Im Saal wurde außerdem eine „Führerloge“ hinzugefügt, der die Stalaktitenwand weichen musste.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude stark durch Luftangriffe beschädigt, aber schon zwischen Kriegsende und August 1945 wurden die Schäden wieder beseitigt. Mehr Bilder von Berlins Mitte nach dem Krieg seht ihr hier.


Der alte Friedrichstadt-Palast nach dem Krieg

Die Baustelle des neuen Friedrichstadt-Palastes. Foto: Imago/Werner Schulze

Unmittelbar nach Kriegsende wurde das Theater von Marion Spandoni als „Palast Variete“ oder „Haus der 3000“ geführt, aber nicht lange: Im Jahr 1947 wurde die Betreiberin enteignet, der Magistrat von Berlin übernahm, das Gebäude erhielt daraufhin den Namen Friedrichstadt-Palast. Hier fand die Gründungsfeier der FDJ statt, neben gesellschaftlichen Großveranstaltungen wurde das Haus außerdem für Fernsehproduktionen genutzt, außerdem zog eine Tanzgaststätte ein.


Abriss des alten Friedrichstadt-Palastes

Abriss des alten Friedrichstadt-Palastes im Jahr 1985. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Aufgrund von verfaulten Fundamentpfeilern musste der Magistrat von Berlin die Einrichtung im Jahr 1980 schließen. Nach dem Umzug des Ensembles in den neuen Friedrichstadt-Palast riss man den alten im Jahr 1985 ab. Das Ensemble hatte den Bau bis dahin noch für Proben genutzt, zu diesem Zeitpunkt war er fast 120 Jahre alt. An der Stelle des alten Friedrichstadt-Palastes steht seit 2011 ein Wohn- und Bürogebäude.


Neuer Friedrichstadt-Palast

Der neue Friedrichstadt-Palast am Tag vor der Eröffnung, 1984. Foto: Von Bundesarchiv, Bild 183-1984-0426-033 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, via Wikimedia Commons

Ersatz musste her: 1981 wurde der Grundstein für den neuen Friedrichstadt-Palast gelegt. Mehr als 20.000 Glasbausteine wurden verbaut. Der Der Entwurf geht zurück aufs Team von Manfred Prasser, den wir hier zusammen mit anderen DDR-Architekten vorstellen. Inspiration hatte er sich unter anderem in Pariser Revuetheatern geholt. Der Neubau hat eine Fläche von 7700 Quadratmetern und liegt im historischen Quartier der Spandauer Vorstadt. Es ist ein Bauwerk der Superlative, das unter anderem über ein Wasserbecken verfügt und auf der Bühne Platz für die längste Kickline der Welt bieten kann.


Das größte Kinder- und Jugendensemble Deutschlands

Kinderensemble des Friedrichstadt-Palastes in „Die Kinder der Bounty“. Foto: Imago/Raimund Müller

Nicht nur mit Erwachsenen sorgt der Friedrichstadt-Palast für Aufmerksamkeit. Er ist auch für sein Kinder- und Jugendensemble bekannt. Hier bekommen rund 250 Kinder und Jugendliche aus etlichen Ländern im Alter von sechs bis 16 Jahre ihre Bühnenausbildung.


Die längste Berliner-Pfannkuchenreihe

Pravin Patel, von Guinness World Records aus London, Schauspielerin Julia Richter und Intendant Dr. Berndt Schmidt mit sehr, sehr vielen Pfannkuchen. Foto: Sascha Radke

2014 stellte der Friedrichstadt-Palast einen Guiness-Rekord auf. Aus 6778 Pfannkuchen entstand die längste Berliner Pfannkuchenreihe. Anlass für diesen Rekord war das 30-jährige Bestehen des neuen Friedrichstadt-Palastes.


Jubiläum: 100 Jahre Friedrichstadt-Palast

Flaggenhissung „Jewish Roots since 1919“ am Friedrichstadt-Palast Berlin durch den Intendanten Dr. Berndt Schmidt am 27. November 2019. Foto: Pedro Becerra – stageview.de

Im November 2019 hat der Friedrichstadt-Palast sein 100-Jähriges gefeiert. Dabei wurde vor dem Gebäude eine Fahne mit dem Davidstern aufgehängt, um Max Reinhardt zu gedenken, der den Umbau des Zirkus zum Theater verantwortet hatte. Als Jude wurde wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt. Er starb 1943 im Exil.


Endlich Denkmalschutz

Besonders imposant wirkt der Friedrichstadt-Palast abends in voller Beleuchtung. Seit 2020 steht das Bauwerk unter Denkmalschutz. Foto: Imago/Jürgen Held

Im August 2020 wurde der neue Friedrichstadt-Palast unter Denkmalschutz gestellt. Laut der Berliner Senatsverwaltung sei es den Architekten gelungen, ein „künstlerisch einmaliges Gebäude mit hohem Wiedererkennungswert“ zu bauen. Bis Anfang Januar 2021 wurde der Friedrichstadt-Palast saniert.


Grand Shows im Friedrichstadt-Palast

Schlussapplaus nach der Premiere von „Falling in Love“ Foto: Markus Nass

Immer wieder beeindruckt der Friedrichstadt-Palast mit opulenten Kostümen und ausgefeilten Choreografien. Werbeplakate dafür sind üblicherweise in der ganzen Stadt zu sehen. Im Oktober 2023 feierte „Falling in Love“ im Friedrichstadt-Palast Premiere. Die riesigen Revuen haben üblicherweise eine lange Laufzeit und begeistern auch internationales Publikum. Das Friedrichstadt-Palast-Programm findet ihr hier.


Mehr Stadtgeschichte

Die Geschichte des Friedrichstadt-Palasts wurde auch verfilmt. In der ZDF-Serie heißt er allerdings nur „Der Palast“. Wer die Stadt verstehen will, sollte sie kennen: Berühmte Straßen und ihre Geschichte, vom Kurfürstendamm bis zur Sonnenallee. Viele Orte haben eine bewegte Geschichte: Wir zeigen euch das Olympiastadion in Bildern, von Hitler bis heute. Im Wandel der Zeit: Bilder vom Potsdamer Platz. Wir blicken gern zurück: Besucht unsere Rubrik zur Berliner Stadtgeschichte.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad