Der Mauerbau begann am 13. August 1961, als Grenztruppen der DDR befestigte Absperrungen zwischen Ost- und West-Berlin errichteten. In der Geschichte Berlins begann ein neues Kapitel. Die Menschen spürten den Kalten Krieg im Alltag: Straßen endeten plötzlich in Sackgassen, Häuserfronten nah der Grenze wurden zugemauert, wer Pech hatte, war von Freunden, Familie oder dem Arbeitsplatz getrennt. Berlin war geteilt. Auf der einen Seite herrschte das von Moskau kontrollierte SED-Regime, auf der anderen hielten die Alliierten die Stellung. Wir blicken zurück auf ein Schicksalsjahr der Frontstadt: Diese 12 Fotos erzählen von den Wochen und Monaten des Mauerbaus in Berlin 1961.
Ost-Berlin sperrt die Sektorengrenzen
Die politische Lage in Berlin spitzte sich im August 1961 zu. Immer mehr Menschen flüchteten aus dem Osten in den Westteil der Stadt. Als Reaktion auf diese Entwicklung schlossen die DDR-Behörden am 8. August die meisten Grenzübergangsstellen zwischen den Sektoren und stoppten auf drastische Weise und mit Einsatz von uniformierten Truppen und militärischen Einsatzfahrzeugen vorerst den Flüchtlingsstrom in den Westen.
Stummer Protest in West-Berlin
Die verschärfte Situation an den innerstädtischen Grenzen erzürnte die West-Berliner Bevölkerung. Am 8. August marschierten gut 4000 Menschen schweigend zum Schöneberger Rathaus, dem Sitz des West-Berliner Senats. Sie trugen Schilder mit Aufschriften wie „Wiedervereinigung bald!“ und „Freiheit für alle!“. Der stumme Protest hatte Symbolcharakter, auf die Pläne der DDR-Behörden hatte er keine Auswirkung. Doch noch wusste niemand, was wirklich geschehen wird.
Der 13. August 1961
Am Morgen des 13. August 1961 riegeln Volkspolizisten die Grenzen zum Sowjetsektor ab. Insgesamt sind 15.000 bewaffnete Kräfte der Volkspolizei, Grenzpolizei und Kampftruppen an dem Einsatz beteiligt. West-Berlin ist isoliert. Während neue Grenzbefestigungen hochgezogen werden, fliehen an dem Tag noch mehrere Hundert Personen über die Sektorengrenze in den Westen. Willy Brandt beruft eine Sondersitzung des West-Berliner Senats ein. Im Osten herrscht Verzweiflung, im Westen Wut.
Mauer vor dem Brandenburger Tor
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Nach der Teilung Berlins befand sich das Brandenburger Tor plötzlich am Stadtrand, es gehörte zu der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), also Ost-Berlin, stand aber unmittelbar im Grenzgebiet und nach dem Mauerbau 1961 mitten auf dem Todesstreifen. Zwar hat die DDR die zerstörte Quadriga restaurieren und neu aufstellen lassen, doch blickte sie zeitweise in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Es war eine „Retourkutsche“ des SED-Regimes, gerichtet an den Systemfeind, die BRD. Hier ist die Geschichte des Brandenburger Tors.
US-Panzer am Checkpoint Charlie
Am 27. Oktober 1961 kam es am Grenzübergang Checkpoint Charlie zum Showdown, als sich amerikanische und sowjetische Truppen bewaffnet gegenüberstanden. Die Ereignisse dieses Tages verdeutlichen, wie angespannt die Beziehungen zwischen den beiden Staatenblöcken damals war. Denn der Anlass für die Eskalation, die mit ein wenig Pech zum Dritten Weltkrieg hätte führen können, war relativ lapidar: Ein amerikanischer Offizier, der zwecks eines Theaterbesuches nach Ost-Berlin reisen wollte, wurde von DDR-Grenzern festgehalten.
Absperrungen am Potsdamer Platz
Nach dem Mauerbau im August 1961 wurde der Potsdamer Platz, einst der verkehrsreichste Ort Berlins, von den Stadtverwaltungen aufgegeben. Die noch existierenden Gebäude wurden großteils abgerissen, selbst das legendäre Vox-Haus, das noch völlig intakt war, wurde 1971 gesprengt, weil sich keine Mieter dafür fanden. Die Mauer teilte den Platz, der bis zur Wende zu einem Unort wurde.
Flucht von Ost nach West
Nach dem Mauerbau begann in Berlin die Ära der spektakulären Fluchten und Fluchtversuche. Es wurden Tunnel gegraben, Seilbahnen von Häuserdächern geworfen und Ausreisepapiere gefälscht. Immer wieder flohen auch Grenzsoldaten über die 1961 noch relativ provisorisch gesicherte Grenze. Das Foto zeigt ein Fahndungsplakat an einer Litfaßsäule in der Nähe der Bernauer Straße, dahinter sieht man die Berliner Mauer.
Drama an der Bernauer Straße
Als in einer Nacht- und Nebelaktion vom 12. auf den 13. August die Betriebskampfgruppen, Volkspolizei und Nationale Volksarmee die Sektorengrenze mit Stacheldraht und Steinwällen versperrten, geriet die Bernauer Straße in eine strategisch brisante Lage. An der Straße, die Wedding und Mitte trennt, wurde der Irrsinn des Mauerbaus auf besonders dramatische Weise deutlich. Während sich die Häuser auf Ost-Seite befanden, gehörte der Bürgersteig bereits zum Westen. Die Mauer riss Familien auseinander, zerstörte Lebenswege und zerschnitt die Stadt, hier wurde die Tragödie fassbar. Heute erinnert an jenem Ort die Gedenkstätte Berliner Mauer an das Symbol der Teilung Deutschlands.
Neuer Grenzverkehr zwischen Ost und West
Mit dem Mauerbau veränderte sich alles in Berlin. Stadt- und Verkehrsplanung verliefen zwar schon zuvor parallel in Ost und West, doch mit der streng bewachten Grenze musste das gesamte Leben in der Stadt neu organisiert werden. Wer im Ostteil lebte, durfte nicht raus, für die West-Berliner und West-Berlinerinnen galten spezielle Einreisebestimmungen. Auch die Alliierten waren von den Maßnahmen betroffen. Hier passiert ein US-amerikanisches Fahrzeug den Kontrollpunkt Checkpoint Charlie.
Vertreter der NATO-Länder versammeln sich an der Mauer
Natürlich beschäftigte der Mauerbau in Berlin auch die Weltpolitik. Zwischen den Weltmächten USA und Sowjetunion herrschte eine angespannte Atmosphäre, mit diplomatischen Mitteln war der Krise aber nicht beizukommen. Man ließ die Teilung der Stadt zu. Im November 1961 reisten Delegierte aus 15 NATO-Staaten in die Mauerstadt und verschafftem sich persönlich einen Überblick. Doch auch sie konnten nichts ausrichten. Die Mauer blieb bis zum 9. November 1989 stehen.
NVA-Soldaten an der Friedrichstraße
Die ab dem 13. August 1961 errichteten Absperrungen und Zäune wurden mit der Zeit durch gemauerte Grenzanlagen ausgetauscht, um schließlich den berühmten Betonsegmenten zu weichen, die man heute mit der Berliner Mauer in Verbindung bringt. Die von westlicher Seite bunt bemalte Mauer wurde auf Ostseite von bewaffneten Grenzsoldaten und Wachhunden bewacht. Zu der Berliner Mauer gehörte eine gewaltige Anlage aus Grenzwegen, Wachtürmen und der Hinterlandmauer, an der noch Jahre nach dem Tag des Mauerbaus gearbeitet wurde.
You are leaving the American Sector
Die Berliner Mauer trennte vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 die Stadt. In diesen 28 Jahren entwickelten sich beide Teile der Stadt auf unterschiedliche Weise. Sozialismus hüben, Kapitalismus drüben. In West-Berlin wurde sie zu einer Sehenswürdigkeit, ein bunt bemaltes Kuriosum, über das man von Aussichtsplattformen in den Osten schauen konnte. Man lernte, mit ihr zu leben, irgendwann gehörte sie einfach dazu. In der DDR war die Mauer ein tödlicher Bau, an dem Dutzende Menschen beim Versuch, ihn illegal zu überwinden, ihr Leben ließen. Auf beiden Seiten war die Mauer ein Symbol der Unfreiheit.
Mehr Berlin verstehen
Ein Jahr als Wendepunkt: 1961 war in Berlin viel los – der Rückblick. Der Vergleich: Berliner Mauer in Bildern – und dieselben Orte in der Gegenwart. Wir zeigen euch mehr Fotos, nämlich vom Kriegsende, und vergleichen Bilder von 1945 und heute. Außerdem haben wir uns mit Beton und Brutalismus beschäftigt, da darf die Berliner Mauer nicht fehlen. Nun ist sie weg – und bei uns erfahrt ihr mehr über andere Bauwerke, die ebenfalls aus dem Stadtbild verschwunden sind. Wanderungen auf den Spuren der Geschichte: Wir waren auf dem Mauerweg unterwegs. Interesse am Blick zurück? Wir zeigen euch mehr aus der Berliner Geschichte.