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Extinction Rebellion in Berlin: Die „Rebellionswelle“ rollt gemächlich

Für die laufende Woche hat die Gruppierung Extinction Rebellion in Berlin zu Störaktionen aufgerufen. Autobahnen, Landwirtschaft, Regenwaldabholzung – sie prangern diverse Problemfelder des Klimawandels an. Aber kann die Bewegung überhaupt ein deutliches Zeichen setzen, oder verliert sie sich in bloßer Symbolik? Ein Kommentar von Ben-Robin König

Extinction Rebellion in Berlin: Blockade der Marshall-Brücke am 05.10.2020
Foto: Imago/JeanMW

Extinction Rebellion, kurz XR, sind zurück in Berlin. Die Aktivist*innen der Gruppierung haben für den Zeitraum vom 5. bis 10. Oktober eine ganze Reihe an Protestaktionen geplant. Ein Protestmosaik – ähnlich wie im vergangenem Jahr setzt die Bewegung auf Blockaden und Demonstrationszüge, die im Vergleich zu letztem Jahr jedoch weitaus kleiner ausfallen.

Eine Reihe an Protestaktionen

Zum heutigen Auftakt blockierten bereits rund 80 Personen die Eingänge des Bundesverkehrsministeriums. Nicht explizit, um Andreas Scheuers Rücktritt zu verlangen. Vorerst begnügen sie sich mit der Forderung nach einem Rodungsstop des Dannenröder Waldes in Hessen, der in Teilen dem Bau der Autobahn A49 weichen soll. Weitere Aktivist*innen versammelten sich nebst eines Tiertransporters vorm Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und beklagten den C02-Ausstoß der industrialisierten Landwirtschaft.

Auch ein Protestzug ist für den heutigen Montag geplant, unter dem Titel „Zug der toten Bäume“. Etwa 1.200 Personen ziehen vom Landwirtschaftsministerium zum Invalidenpark, inklusive Sitzblockade auf der Marshallbrücke.

Extinction Rebellion in Berlin: Aktivist*innen vorm Landwirtschaftsministerium am 05.10.2020 Foto: Imago/Eibner

In den kommenden Tagen sind weitere Aktionen geplant. Unter dem Motto #BlockiererBlockieren ist ein bislang nicht näher erläutertes Event für den morgigen Dienstag angesetzt, am Mittwoch starten gegen 15 Uhr die Protestmärsche „The Sea are rising – so are we“ vor den Bundesparteizentralen der CDU und SPD mit Ziel Brandenburger Tor. Für den Donnerstag ist eine Blockade der brasilianischen Botschaft gegen die Rodung des Regenwaldes angekündigt. Eine Summe an kleinen Wellen, die gemächlich in der Stadt aufbranden.

Eine Bewegung, die nicht Fuß fasst

Wie auch Fridays for Future, das sich gerade zurückmeldete und als deren radikalere Schwesterbewegung XR hin und wieder bezeichnet wird, pausierten auch die Rebellen zwischenzeitig. Doch gerade weil es auch eine Schnittmenge zwischen beiden Gruppierungen gibt, wirkt es, als habe die XR-Bewegung im Gegensatz zu Fridays for Future nicht so richtig Fuß fassen können. Eine Mischung aus Hygienekonzepten, aus Vorsicht Daheimbleibender und nicht zuletzt fortwährender Kritik scheint den Andrang zu den Aktionen zu schmälern.

Bereits vor einem Jahr hatte die Grünen-Mitbegründerin und Publizistin Jutta Ditfurth in der „Frankfurter Rundschau“ das Projekt als „esoterische Weltuntergangssekte“ kritisiert, das „nach rechts anschlussfähig“ sei. Auch ein Gespräch mit XR-Kopf Roger Hallamin in der „Zeit“ schlug im November 2019 einige Wellen. Er bezeichnete den Holocaust als „fast normales Ereignis“, das die Deutschen fälschlicherweise für einzigartig hielten und hieß Menschen, die „ein bisschen sexistisch oder rassistisch“ denken, wilkommen, solange sie sich gegen den Klimawandel einsetzten.

Extinction Rebellion in Berlin: die Versammlung in der Luisenstraße am 05.10.2020
Foto: Imago/JeanMW

Protest mit viel Symbolcharakter

Jedwede Äußerung von Protest ist natürlich zuallererst von Symbolcharakter. Aktivist*innen von Extinction Rebellion wollen diese symbolische Ebene verlassen, sagen sie. Sie erklären teils in Interviews, dass Protest allein nicht ausreiche, um gehört zu werden, und setzen daher auf zivilen Ungehorsam. Doch auch darin liegt oft nicht viel mehr als Symbolik. Ob die stundenweise Blockade von Kreuzungen tatsächlich einen Effekt auf die Verhaltensweisen der Menschen hat, muss sich erst noch zeigen.


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