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Kommentar

Biergarten oder Bildung? Schulen müssen wieder auf Normalbetrieb umstellen!

Wer in Berlin unterwegs ist, könnte denken, die ganze Pandemie war nur ein böser Traum. Die Straßen sind voll, in den Parks tummeln sich Menschen und in Biergärten und Cafés herrscht reger Betrieb. Wären da nicht die Masken im Supermarkt, man könnte denken, alles wäre normal. Alles? Nicht alles! In den Schulen bleibt es bislang noch beim Ausnahmezustand. Die Kinder gehen maskiert und im Wechsel für drei Stunden am Tag zum Unterricht und sind bis zuletzt die, die von den Maßnahmen betroffen sind. Ein Skandal! Das muss aufhören und tut es demnächst auch, trotzdem erheben sich Stimmen, die die Rückkehr zur Schul-Normalität kritisieren.

Wieder ganz normaler Unterricht an Berliner Schulen. Foto: Imago/Bernd Friedel
Wieder ganz normaler Unterricht an Berliner Schulen. Foto: Imago/Bernd Friedel

Berlins Schüler haben ein Jahr verloren – das geht so nicht

Sascha Karberg wütet in seinem „Tagesspiegel“-Kommentar gegen die Absicht des Senats, in den Berliner Schulen noch vor den Sommerferien wieder zum Normalbetrieb überzugehen. „Frisch infiziert in die Ferien“ postuliert dort der Kollege und beschreibt die Schulen als stickige und überfüllte Orte, wo der Putz von den Wänden bröckelt und Lehrer auf „Bismarck’sche Tafel“ kritzeln. Vielleicht war der Kollege schon lange nicht mehr in einer Schule, aber es sieht nicht überall so aus. Erst einmal das. Außerdem ist der Zustand der Schulen für die Ausbreitung des Virus‘ eher von zweitrangiger Bedeutung. Auch marode Bauten haben Fenster.

Aber selbst, wenn die Schulgebäude sanierungsbedürftig sind, was ja oftmals leider der Fall ist, ändert es nichts an der Tatsache, dass die Berliner Schüler und Schülerinnen mehr als ein Jahr verloren haben. Homeschooling ist Quatsch, die Corona-Maßnahmen trafen die Kinder extrem hart. Nicht ohne Grund warnen Kinderpsychologen landesweit vor den Folgen. Durch die Isolierung kam es verstärkt zu psychischen Erkrankungen bei Kindern. Von Übergewicht, permanenter Müdigkeit, Lustlosigkeit und Einsamkeit bis hin zu Depressionen und Ängsten reicht die düstere Palette der Corona-bedingten Probleme.

Geschlossene Schulen und die Willkür der Lehrer

Klar, Kinder, die in liebevollen Familien leben, in denen sich die Eltern Zeit für den Nachwuchs nehmen (und die diese Zeit auch haben), kamen besser über die Runden als Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Vermutlich gehören Kinder von Journalisten eher zur ersten Kategorie. Aber insgesamt muss man die Situation der Kinder als einen Skandal begreifen. Die Willkür der Lehrer, die teilweise vorbildlich und teilweise komplett ignorant mit der Situation umgingen, kommt hinzu. Die Vernachlässigung, das Fehlen der sozialen Kontakte und der Sportangebote und das über mehr als ein Jahr. Das muss alles ein Ende haben. Deshalb sollten Kinder besser heute als morgen wieder zurück in den Unterricht!

Es ist ein Hohn, dass Biergärten öffnen dürfen, Schulen aber noch im Halb-Lockdown stecken. Das sollten sich die Politiker, Schulbehörden, besorgte Lehrer und Eltern mal wirklich zweimal überlegen, was sie mit diesen Entscheidungen anrichten. Natürlich gibt es Corona, natürlich ist eine Ansteckung gefährlich und natürlich will niemand „infiziert in die Ferien“. Aber anstecken kann man sich auch anderswo und angesichts der umgreifenden Rückkehr zur Normalität, darf bei der Schule nicht Halt gemacht werden. Zum Glück reagiert der Senat entsprechend, noch vor den Ferien soll es wenigstens für einige Tage oder wenige Wochen normal weitergehen. Ärgerlich sind aber solche Kommentare, wie jener im „Tagesspiegel“, aber dennoch.


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