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Berlin verstehen

Sexshops und Erotik-Kinos in Berlin: 12 Bilder aus schmuddeligen Zeiten

In Berlin sind Sexshops neuerdings so etwas wie Tempel der Aufklärung und Emanzipation, in denen jedes Geschlecht selbstbestimmt die Utensilien für die Verwirklichung der eigenen Lust in offener und angenehmer Atmosphäre bekommen kann. Das schmuddelige und klebrige Gefühl beim Betreten von solch einem Etablissement ist verschwunden. Dagegen ist nichts zu sagen, ein Fortschritt mehr!

In unserem fotografischen Streifzug durch Berlin schauen wir uns aber 12 Orte an, die noch etwas anders mit dem Thema Sexualität umgehen. Irgendwie verklemmter und voyeuristischer zugleich. Einst rangierten Sexshops im öffentlichen Ansehen irgendwo zwischen Spielothek und Puff. Zum Stadtbild in Berlin gehören aber Sexshops und auch Erotik-Kinos seit jeher. Auch wenn die Läden der alten Schule so langsam verschwinden.


Erotic Shop für SIE und IHN in Marzahn

Sexshops Berlin: Erotic Shop für Sie und Ihn in Marzahn, 2003. Foto: Imago/Schöning
Erotic Shop für Sie und Ihn in Marzahn, 2003. Foto: Imago/Schöning

In Marzahn gibt sich der Erotic Shop für SIE und IHN noch etwas dezenter. Statt nackter Haut sieht man im Schaufenster Aufnahmen von verliebten Pärchen, die am Strand spazieren. Ein Laden für Romantiker, die die Hoffnung in sich tragen, dass die Leute im Pornofilm nach verrichtetem Geschlechtsakt zusammen glücklich werden.


Sex-Kino in der Kantstraße

Sex Kino in der Kantstraße, 2004. Foto: Imago/Manja Elsässer
Sex-Kino in der Kantstraße, 2004. Foto: Imago/Manja Elsässer

Ein Sperrbezirk, in dem sich das Rotlichtmilieu konzentriert, existiert in Berlin nicht, wir haben keine Reeperbahn. Aber es gibt schon Ecken in der Stadt, wo sich die Zahl der Sexshops, Sex-Kinos und Bordelle häuft – einst gehörte das mal zusammen.

Die Kantstraße in Charlottenburg bis hin zum Stuttgarter Platz ist eine solcher Gegenden, wo man öfter auf rote Neonschilder und das Wort „SEX“ in Großbuchstaben trifft. Heute ist sie aber wohl eher Gourmets bekannt, die sich für spannende Asia-Restaurants interessieren.


Mano Lito Erotica in der Beusselstraße

Sexshops Berlin: Sexshop Mano Lito Erotica in der Beusselstraße, 2004. Foto: Imago/Schöning
Sexshop Mano Lito Erotica in der Beusselstraße, 2004. Foto: Imago/Schöning

Wer früher in der Beusselstraße unterwegs war, etwa auf dem Weg zum Flughafen Tegel, hatte das fragliche Vergnügen, an einem ganz speziellen Fachgeschäft für Erwachsenenbedarf vorbeizukommen. Bei Mano Lito Erotica gab es „Alte Hefte“, das weckt schon unangenehme Assoziationen, aber das Geschäft mit Second-Hand-Porn schien zu laufen, den Laden gab es lange. „Literatur“ und „Alte Videos“, „Privatsammlungen“, in der komischen eingeschossigen Bude an der Ecke muss es unvorstellbare Dinge gegeben haben. 2017 war aber Schluss, nun werden die „Restbestände“ online verkauft.


Private Center Berlin in der Kantstraße

Privat Center Berlin, Charlottenburg, 2005. Foto: Imago/Schöning
Private Center Berlin, Charlottenburg, 2005. Foto: Imago/Schöning

Noch einmal zurück an die Kantstraße. Das Private Center Berlin an der Ecke Leibnitzstraße war seit 2001 ein Zulieferer für Sexartikel aller Art. 2005 gab es noch einen „Sonderverkauf VHS“. Damals übernahmen DVDs die Vorherrschaft. In Wahrheit setzte aber das Internet den lokalen Sexshops massiv zu.

Später übernahm die Sexshop-Kette LSD (Love, Sex, Dreams), den Standort. Damit ist aber im Februar 2021 Schluss. Der Laden muss schließen – und so wird die Kantstraße um eine schmuddelige Adresse ärmer und vermutlich um ein Restaurant reicher.

Der Sexshop LSD in der Kantstraße muss im Februar 2021 schliessen. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Erst Private Center Berlin, dann LSD: Der Sexshop in der Kantstraße muss im Februar 2021 schliessen. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Beate Uhse

Beate Uhse Erotikshop in Berlin, 2005. Foto: Imago/Petra Schneider
Beate-Uhse-Erotikshop in Berlin, 2005. Foto: Imago/Petra Schneider

Die Sexshop-Unternehmerin Beate Uhse (1919-2001) prägte Nachkriegsdeutschland wie nur wenige Frauen ihrer Generation. 1962 eröffnete Uhse den ersten Laden mit erotischen Artikeln in Flensburg und startete von dort aus eine einmalige Karriere. Zum Imperium der gelernten Pilotin gehörten unter anderem Dutzende Sexshops, ein Verlag und Filmproduktionen.

Auch in Berlin hatte sie mehrere Filialen, die nach dem Mauerfall von neugierigen DDR-Bürgern gestürmt wurden. Die Läden verschwanden aber nach und nach aus dem Stadtbild. Der Beate-Uhse-Konzern hat 2017 Insolvenz angemeldet.


Be-Kas Sexothek Kino in Neukölln

Be-Kas Sexothek Kino in der Karl-Marx-Straße in Neukölln, 2008. Foto: Imago/Schöning
Be-Kas Sexothek Kino in der Karl-Marx-Straße in Neukölln, 2008. Foto: Imago/Schöning

Neben Charlottenburg finden sich auch in verschiedenen Berliner Kiezen immer wieder kleine Sexshops und Sex-Kinos. Bei Letzteren sind die Grenzen zur Prostitution wohl eher fließend, denn die „sexy Platzanweiserinnen“ kümmern sich vermutlich bei der Kundschaft um mehr, als bloß die Plätze anzuweisen.

In Neukölln residiert das Be-Kas Sexothek Kino an der Karl-Marx-Straße. Neben Sextoys, Dessous, Filmen und Magazinen kann man sich hier auch Erotikfilme anschauen, und das im Zeitalter von Youporn und Pornhub.


Lustgarten in Schöneberg

Sexshops Berlin: Lustgarten in der Dominicussstraße, Schöneberg, 2013. Foto: Imago/Schöning
Lustgarten in der Dominicusstraße, Schöneberg, 2013. Foto: Imago/Schöning

Auch die Gegend um die Dominicusstraße in Schöneberg ist für ihre Sexshops und Sex-Kinos bekannt. Das Etablissement Lustgarten wirbt mit der eindeutigen Zeile: „Der mit Abstand preiswerteste Club der Stadt“. Was sich hinter den abgehängten Fenstern abspielt, ist mehr als nur die Vorführung von Erwachsenenfilmchen. Immer wieder kam das Sex-Kino, in dem auch Tabledance und Massagen angeboten werden, wegen Razzien in die Schlagzeilen.


Beate Uhse – Erotik-Museum

Beate Uhse – Erotik Museum in der Kantstrasse, Charlottenburg, 2014. Foto: Imago/Schöning
Beate Uhse – Erotik Museum in der Kantstrasse, Charlottenburg, 2014. Foto: Imago/Schöning

Mit dem Erotik-Museum in der Kantstraße verwirklichte sich die legendäre Sexshop-Veteranin Beate Uhse einen Lebenstraum. Neben ihrer Sammlung erotischer Artefakte aus aller Welt behandelte die Ausstellung auch die Geschichte des Unternehmens.

Das Haus machte 1996 mit großem Brimborium die Türen auf, musste 2014 jedoch schließen. Seitdem hat sich die Gegend rund um den Zoologischen Garten radikal verändert, und vom sex- und rotlichtgetränkten Image der Bahnhofsgegend ist nur noch wenig erhalten geblieben.


Sex Shop in Spandau

Sexshops Berlin: Sexshop in Spandau, 2014. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Sexshop in Spandau, 2014. Foto: Imago/Jürgen Ritter

In Spandau gab es noch 2014 diesen kleinen Sexshop, der neben Videokabinen, in denen man sich kurz mal einen schlüpfrigen Film reinziehen konnte, auch Filme von „hart bis zart“ verlieh und verkaufte. Auch dieser Laden musste die Türen schließen.

Das Umdenken in der Sexshop-Szene hin zu mehr Seriosität, einem breiteren Angebot für Frauen – und natürlich die unendliche Menge an pornografischem Material im Internet – machten auch dieser Spandauer Adresse den Garaus.


Orion am Ostbahnhof

Der Ostbahnhof mit Werbung für den Erotik-Shop Orion, 2015. Foto: Imago/PEMAX
Der Ostbahnhof mit Werbung für den Erotik-Shop Orion, 2015. Foto: Imago/PEMAX

Der Versandhändler Orion gehört zu den größten Erotik-Unternehmen in Deutschland. Am Ostbahnhof in Friedrichshain betreibt der Konzern ein Fachgeschäft für Sexartikel, Magazine, Videos und Reizwäsche. So kann man sich die Wartezeit auf den Zug etwas lustvoller gestalten und mit interessanten Mitbringseln von der Berlinreise ausstatten.


LSD in der Potsdamer Straße

Sexshops Berlin: LSD Sexshop in der Potsdamer Straße, 2016. Foto: Imago/Schöning
LSD-Sexshop in der Potsdamer Straße, 2016. Foto: Imago/Schöning

Berühmt, allein wegen der Lage und der Dimension, ist der durchgehend geöffnete LSD-Sexshop in der Potsdamer Ecke Kurfürstenstraße. Die direkte Nachbarschaft zu dem Straßenstrich ist wohl kein Zufall. Überhaupt steht die Ecke weiterhin dem Geschäft mit dem Sex recht offen gegenüber, während anderswo Sexshops schließen und sich die Prostitution über das Internet organisiert, wodurch sie weniger sichtbar ist.


Ego-Erotikmarkt in Spandau

EGO Erotikmarkt in der Charlottenburger Chaussee in Spandau, 2017. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Ego-Erotikmarkt in der Charlottenburger Chaussee in Spandau, 2017. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Ego Erotikmarkt in Spandau setzt sich dem Trend des Sexshop-Niedergangs entgegen. Zwar kann man hier nicht von feministisch-queerfreundlichem Ambiente sprechen, aber die Kette lockt selbstbewusst: „Folge deiner Lust. Hier kannst Du in stilvoller Umgebung einkaufen und in unserem erotischen Lifestyleangebot nach Herzenslust stöbern“.

Neben Versandhändlern wie Amorelie, der gelegentlich auch Pop-up Stores in Berlin eröffnete, und dem durch gut sichtbare Werbekampagnen bekannten Onlinehändler Dildoking, ist Ego ein weiterer ernstzunehmender Player auf dem Berliner Erotikmarkt, der von dem Sextoy-Trend profitiert.


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Keine Lust auf Pornokino-Atmosphäre? Verständlich. Wenn ihr Spielzeug braucht, merkt euch diese Orte: Berlins beste Sexshops von kinky bis alternativ. Wenn Sex im einsamen Lockdown zu kurz kommt oder die Pandemie-News sogar unter Liebenden zu einer Flaute im Bett führen: Das empfiehlt Lina Gralka, die Sexpertin von Amorelie, für die Krise. Und es gibt sie immer noch: die illegalen Sexparties in Berlin. Ein Blick auf die nicht immer ganz geheime Partykultur während der Corona-Krise. Wie war es früher mit der käuflichen Liebe? Wir erzählen von Stasi-Spitzeln und Strichdumping: die Geschichte der Prostitution in Berlin.

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