Bahnhöfe

Bahnhof Zoo: Seine Geschichte in Fotos

Der Bahnhof Zoo hat eine bewegte Geschichte hinter sich – und im Gegensatz zu anderen Berliner Bahnhöfen hat er das gewisse Etwas. Er liegt nicht im seelenlosen Niemandsland, sondern ist seit jeher in vielerlei Hinsicht mit der Stadt verwoben. Wie Berlin hat auch der Bahnhof Zoo viele Identitäten und Gesichter. Wir begeben uns auf eine Zeitreise und zeigen euch Fotos aus der Geschichte des Bahnhofs Zoo: vom Kaiserreich über die Zeit als schmuddeliger Drogentreffpunkt bis zum neuen Glanz der City West.


Ein Bahnhof für den Zoo

Der historische Bahnhof Zoologischer Garten, 19./20. Jahrhundert. Foto: Imago/Arkivi

Der geschichtsträchtige Bahnhof Zoologischer Garten bestand bereits während des Deutschen Kaiserreichs. 1882 erbaut, diente er den Besucher:innen des Zoologischen Gartens als gut erreichbarer Bahnhof und wurde somit als Station in die Strecke der Berliner Stadteisenbahn integriert.

Die historische Trassenführung verlief entlang von gemauerten Viaduktbögen, auf denen die Hocheisenbahn fuhr. Das Bahnhofsgebäude wies zu seiner Entstehungszeit noch eine klassizistische, gemauerte Fassade mit kleinen Türmen auf.


Das erblühende Viertel

Das angrenzende Viertel Anfang 20. Jahrhundert. Foto: Imago/Arkivi

Das angrenzende Viertel erblühte schnell nach der Fertigstellung des Bahnhofs. Schon vor ihrer Zerstörung eine Sehenswürdigkeit, trug die 1895 in Gedenken an Friedrich Wilhelm I. erbaute Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (mit dem damals höchsten Kirchturm der Stadt), zum Aufschwung der Gegend bei. Auch der Kurfürstendamm veränderte sich im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert vom vornehmen Wohngebiet zum kulturellen Vergnügungs- und Kaufboulevard – 1907 wurde das Kaufhaus des Westens eröffnet, über das ihr hier mehr erfahrt.


Der Bahnhof Zoo als Fernbahnhof

Fernverkehr am Bahnhof Zoo: Das Bild ist um 1946 entstanden, zu sehen ist ein Expresszug auf der Linie Berlin-Halle. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1992-0122-503 / CC-BY-SA 3.0

Im West-Sektor wurden bis 1952 alle Kopf- und Fernbahnhöfe geschlossen. Der Bahnhof Zoo blieb als einziger bestehen und entwickelte sich zum wichtigsten Eisenbahnknotenpunkt im Westen der Stadt.


Nachträgliche Bauten: Die Bahnhofsterrasse

Die Zooterrassen mit ihren markanten Panoramafenstern haben über die Jahrzehnte viele Veränderungen erfahren. Foto: Imago/serienlicht

Der Bahnhof Zoo hat im Laufe seines langen Lebens viele Umbauten und Sanierungen erfahren. Die charismatischen Terrassen am Zoo, die damals noch Bahnhofsterrassen hießen, wurden 1957 durch den Architekten Horst Engel hinzugefügt. Seither befanden sich verschiedene gastronomische, alt-deutsche Betriebe in den Gewerbefläche der Zooterrassen, zuletzt das Altberliner Intercity-Restaurant, das aufgrund der Eröffnung des Hauptbahnhofs schließen musste und mittlerweile durch einen McDonald’s ersetzt wurde.


West-Berlin während der 1960er-Jahre

Der Bahnhof Zoo Ende der 1960er-Jahre. Foto: Imago/serienlicht

Die 1960er-Jahre wurden von verschiedenen Umbrüchen begleitet – allen voran der Bau der Mauer. So galt es für West-Berlin, sich neu zu erfinden. Rund um den Bahnhof Zoo entstand ein neues Stadtbild.

Der Neubau der Gedächtniskirche war eines der umstrittensten Bauvorhaben der Nachkriegszeit – 1961 wurde der von Egon Eiermann gefertigte Neubau fertiggestellt und gilt seither als grandioses Mahnmal gegen den Krieg. 1965 wurde das aus Glas und Aluminium gefertigte Europa-Center vom damaligen Regierenden Bürgermeister Willy Brandt eingeweiht. Und auch darüber hinaus entstanden architektonisch aufregende Bauten in West-Berlin.


Der Bahnhof Zoo in West-Berlin

Fernreisende am Bahnhof Zoo während der 80er Jahre. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Von den 1950ern bis zum Mauerfall war der Bahnhof Zoo in den West-Sektoren Berlins einer der wichtigsten Bahnhöfe des Personennahverkehrs und für einige Zeit der einzige Fernbahnhof, der von Interzonenzügen passiert wurde. Dementsprechend wuselig war das Treiben auf den Bahngleisen des Bahnhofs Zoo.


Drogenszene und Subkulturen

Das „Junkie-Problem“ schädigte dem Image des Bahnhofs für viele Jahrzehnte. Foto: Imago/Seelinger

Der Bahnhof war während der 1970er- und 1980er-Jahre ein berühmt-berüchtigter Treffpunkt der Westberliner Drogen- und Alternativszene. In „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (1978) ist der Bahnhof zentraler Schauplatz, das Schicksal von Christiane F., die mittels Prostitution ihre Drogensucht finanzierte, wurde geradezu zum urbanen Mythos: Das hierdurch etablierte düstere Schmuddel-Image des Bahnhofs blieb für einige Jahrzehnte bestehen. Christiane F. wurde durch den Trubel um Buch und Buchverfilmung zum Star. Sie ging nach zeitweise nach Hamburg: Christiane F. in den 1980er-Jahren – Fotoserie von Ilse Ruppert.


Vor der nötigen Modernisierung

Außenansicht um 1985. Foto: Imago/Sven Simon

Kurz bevor Berlin seine 750-Jahres-Feier zelebrierte und den Bahnhof endlich saniert wurde, erhob sich der Bahnhofskomplex noch etwas düster über der Hardenbergstraße. Die Zooterrassen wurden noch von ledrigen roten Schirmchen überdacht, die gläserne Stahl-Bahnhofshalle erstrahlte in einem bedrückenden, rußverschmierten Braun. Wenige Jahre später wurde der Bahnhof jedoch modernisiert, es war an der Zeit.


Der Bahnhof Zoo nach dem Mauerfall

Westdeutsches Begrüßungsgeld nach dem Mauerfall am Bahnhof Zoo. Foto: Imago/Jochen Tack

Zwei Tage nach dem Mauerfall strömen Bürger:innen der DDR zum Bahnhof Zoo. Hier wurde westdeutsches Begrüßungsgeld in Höhe von 100 D-Mark an Einreisende aus der DDR verteilt.


Der raue Bahnhof Zoo

Auch einige Jahrzehnte später erstrahlt die Gegend um den Bahnhof noch nicht im luxuriösen Glanz, zur Freude mancher und zum Ärger anderer. Foto: Imago/Seelinger

Das Schmuddel-Image des Bahnhofs blieb trotz Wiedervereinigung und einiger Sanierungen bestehen. Vielen diente er weiterhin als Anlaufstelle und Treffpunkt – die Gegend um den Bahnhof wirkt auch in den 1990er-Jahren noch rau. Es folgen Polizeieinsätze und städtebauliche Projekte, um den Bahnhof Zoologischer Garten glänzen zu lassen und von seinem Schmuddel-Image zu befreien.


Der Abriss einiger Bausünden

2015 kommt es zum Abriss des Aschinger-Hauses, von vielen als Bausünde verschrien. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Möglicherweise gibt es ja eine Verbindung, dachte man sich, zwischen diesem Schmuddel-Ort, der Architektur, die ihn umgibt, und der ganzen Tristesse, die über allem schwebt. So wurden einige Bauten als Bausünden entlarvt und abgerissen, denn die City West wollte schick und clean werden. Dafür mussten die Relikte einer Ära um Christiane F. weichen, die von Sexarbeiter:innen und Drogenabhängigen begleitet wurden. Das Aschinger-Haus musste gehen, mit ihm der Beate-Uhse-Shop, ein Hostel und die finsteren Durchgänge unter dem Bauklotz. Nun steht dort ein Neubau mit einem Primark.


Bye Bye Fernverkehr, hallo City West

ICE Bahnhof Zoo, 2006. Foto: Imago/Christian Schroth

Seit 2006 hat sich vieles getan. Um den Bahnhof ist eine neue City West entstanden, eine luxuriöse Gegend, die glänzt und strahlt und sich in den vielen Fassaden neuer Luxushochhäuser wie dem Waldorf Astoria spiegelt. Und für den Bahnhof selbst ging es bergab: Aufgrund der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs wurde der Fernverkehr am Bahnhof Zoologischer Garten eingestellt, zumindest zeitweise. Erst 2021 hielten ICE-Züge wieder hier, Forderungen nach mehr Fernverkehr gibt es immer wieder. Einen Teil seines rauen Charmes wird der Bahnhof Zoo hoffentlich trotzdem beibehalten. Falls nicht, ist er hier dokumentiert. Die einstige Polizeistation, in der auch Christiane F. öfter zugegen war, wurde 2021 als „Zentrum am Zoo“ für Obdachlose saniert eröffnet.


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Mehr zur Geschichte und zum Besuch des Berliner Zoos erfahrt ihr hier. In Erinnerungen schwelgen: Wir blicken auf die verschwundenen Bahnhöfe Berlins. Im Gegensatz zum Bahnhof Zoo ist der Berliner Hauptbahnhof noch ein Teenager. Die dazugehörige Fotostrecke nimmt euch mit auf eine Zeitreise: Berlins Hauptbahnhof – vom ersten Spatenstich zur Europacity. Erinnert ihr euch? Dinge, die jeder kennt, der in West-Berlin der 1980er gelebt hat. Mehr über die Geschichte Berlins lest ihr hier.

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