Gastrotest

Tsu Tsu in Kreuzberg: Herrliches veganes Hühnchen für alle

Das japanische Fast-Food-Restaurant Tsu Tsu hat frittiertes Hühnchen. So weit, so trendbewusst. Das Tolle an dem Laden in Kreuzberg ist aber: Die vegane Variante ist in Wahrheit viel überzeugender als die fleischhaltige. Unsere Autorin Jane Silver, selbst Fleischesserin, ist schier begeistert.

Unsere Kritikerin Jane Silver wird auch weiter Fleisch essen. Nach dem Besuch bei Tsu Tsu in Kreuzberg wird aber zumindest Fried Chicken öfter mal in der veganen Variante gegessen. Foto: Photo: Palma Llopis

Veganes Hühnchen bei Tsu Tsu in Kreuzberg: Kaum Gegenargumente

Mindestens 2500 Jahren ist es her, als die ersten Menschen einen Blick auf das Fleisch auf ihren Tellern warfen, dann auf die entzückenden Ziegen und Hühner, die draußen herumliefen, und sagten: „Weißt du was? Ich passe.“ Zumindest steht das so in Texten des Jainismus und des Buddhismus.

Die Vegetarismus-Debatte ist seither im Gange, aber die Argumente haben sich verschoben. Was früher eine Frage des Tierleidens war, muss heute auch den Klimawandel, die Landnutzung und ein brutal ausbeuterisches industrielles Landwirtschaftssystem mit einbeziehen. Warum weiterhin Fleisch essen, wenn es so viele zwingende Gründe gibt, es nicht zu tun? Die Antwort läuft meist auf eine Kombination aus folgenden Punkten hinaus:

  • Es schmeckt gut
  • Bequemlichkeit
  • Vitamine
  • „Keine labile Schneeflocke wird mir meine gottverdammten Burger wegnehmen“

Der zweite Punkt trifft in einem Mekka der veganen Restaurants wie Berlin nicht zu, und der dritte Punkt kann mit einer anständigen Ernährung und/oder Nahrungsergänzungsmitteln umgangen werden. Je weniger über den vierten Punkt gesagt wird, desto besser. Bleibt noch „es schmeckt“ und die Folgefrage: Wenn ein pflanzliches Gericht genauso schmeckt wie sein fleischliches Pendant, ist man dann – vorausgesetzt, man ist generell ein Mensch mit Moral, der sich um die Umwelt sorgt, ein Bewusstsein für die Bedingungen in Schlachthöfen hat und so weiter – nicht verpflichtet, es zu bestellen?

Gutes Karaage – Izaka-Gericht ohne Fleisch noch besser

Worauf ich hinaus will, ist, euch das japanische Fast-Food-Restaurant Tsu Tsu und sein unheimlich überzeugendes veganes Karaage vorzustellen. Für diejenigen, die es nicht wissen: Hähnchen-Karaage ist ein Izakaya-Gericht (und ein ausgezeichnetes Essen für Betrunkene), bei dem Stücke von Oberschenkelfleisch in Sojasauce, Sake, Knoblauch und Ingwer mariniert, mit Stärke überzogen und knusprig frittiert werden. Das Tsutsu, das vor etwa einem Monat am Landwehrkanal im Graefekiez eröffnet wurde, serviert sechs-, neun- und zwölfteilige Menüs, die entweder die traditionelle Vogel-Variante (6-9,80 €) oder eine tierfreie Variante mit Sojafleisch (8-12,30 €) enthalten

Ein Freund von mir bestellte die veganen Nuggets und war sich sicher, dass das Restaurant einen Fehler gemacht hatte. Ich probierte beide Varianten – und fand die fleischlose tatsächlich besser. Das Soja hatte weniger von der zu salzigen Marinade aufgesaugt. Beide schmeckten gleich gut mit den dazugehörigen eingelegten Radieschen, mit Zitrone und Dip. Die beste Beilage, ein hausgemachtes Onigiri, gespickt mit marinierten Karotten und Shiitake-Pilzen, war ebenfalls vegan.

Auch Veganismus macht Probleme – erstmal aber eine klasse Alternative

Es gibt viele Gründe, Fleischersatzprodukten gegenüber misstrauisch zu sein, sei es, weil sie zu viele künstliche Zutaten enthalten oder weil sie zu viel Macht und Geld in die Hände der milliardenschweren Konzerne legen, die sie herstellen. Und dann ist da noch die Frage, ob es besser ist, Soja zu konsumieren, das, wenn es nicht aus verantwortungsvollen Quellen stammt, mit der Abholzung des Amazonas in Verbindung steht, oder, sagen wir, das Freilandhuhn, das von Otto, Barra und and anderen Liebhaberlokalen gebraten wird.

Das ausklammernd, ist das Angebot von Tsu Tsu eine vielversprechende Adresse für Veganer, die auf den von der Pandemie inspirierten Berliner Brathähnchen-Zug aufspringen wollen, genauso wie für Fleischesser, die sich geschworen haben, weniger davon zu vertilgen, und sei es nur für eine Mahlzeit pro Woche. Wenn sich jetzt nur noch Risa dem Trend anschließen würde…

  • Tsu Tsu Graefestr. 2, Kreuzberg, Di-So 10-22 Uhr, Abholung oder Lieferung über Wolt oder Lieferando

Mehr zum Thema

Immer die neusten Infos und Tests zu Essen und Trinken in Berlin. Lust auf Sushi in Berlin? Mehr als nur Maki und Nigiri. Oder braucht ihr Wohlfühl-Essen von Snack bis Dinner: Hier ist Berlin heiß und fettig.

Folgt unserem Instagramaccount @tipberlin_food!

View this post on Instagram

A post shared by tip Berlin Food (@tipberlin_food)

Tip Berlin - Support your local Stadtmagazin