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Berlinale 2021

„Cryptozoo“ von Dash Shaw: Bizarrer Animationsfilm mit tödlichem Einhorn

Ein Zoo für mythische Fabelwesen, Söldner, die es auf die Kreaturen abgesehen haben – und eine Ästhetik zwischen Prog-Rock-Plattencovern und Underground-Comics: „Cryptozoo“ ist ein Animationsfilm für (angehende Erwachsene), der keinesfalls simpel ist. Unsere Filmkritik.

Im „Crytozoo“ leben allerlei Fabelwesen, einige davon sind durchaus gefährlich. Foto: Cryptid Rescues, LLC
Im „Crytozoo“ leben allerlei Fabelwesen, einige davon sind durchaus gefährlich. Foto: Cryptid Rescues, LLC

Wenn ein Paar der Liebe in der freien Natur frönt, die beiden nebenbei noch gegen den Vietnamkrieg agitieren und von einer gerechteren universellen Ordnung träumen, dann befinden wir uns wohl in den späten 1960er-Jahren. Doch wie Amanda, die Frau, auch gleich skeptisch anmerkt: „Utopien funktionieren nie.“ Ein paar Minuten später ist ihr Freund Matthew tot, aufgespießt ausgerechnet von einem Einhorn.

Ausgedacht und als Animationsfilm – für (angehende) Erwachsene – in Szene gesetzt hat diese bizarre Geschichte der amerikanische Comic-Zeichner Dash Shaw, dessen in der Berlinale-Sektion Generation 14plus gezeigter „Cryptozoo“ eine ungewöhnliche Lanze für die Gegenkultur bricht und sich stilistisch am ehesten zwischen Underground-Comic und fiktiven Illustrationen für Plattencover von 70er-Jahre-Progressiv-Rockbands verorten lässt.

Im Cryptozoo leben Bakus und mörderische Einhörner

Das mörderische Einhorn ist Bewohner ebendiesen Cryptozoos, Heimstatt und Gefängnis von mythischen Fabelwesen, zusammengetragen und mit guten Absichten erjagt von der Tierärztin Lauren Grey. Die sieht sich als Beschützerin der seltsamen Hybridwesen, die auf dem Schwarzmarkt hohe Preise erzielen. Momentan hat Lauren ihre Augen vor allem auf das Baku gerichtet, ein japanisches Fabelwesen, das sich von Träumen ernährt. Doch auch das Militär ist hinter dem Baku her – mit ihm will man die Träume der amerikanischen Love & Peace-Generation vernichten.

Auch wenn die Rolle des Schurken mit einem fiesen Militär-Söldner hier klar definiert ist, erzählt Shaw dennoch keinen simplen Gut-Böse-Konflikt. Denn letztlich ist auch das vermeintliche Refugium Cryptozoo nichts anderes als eine äußerst dubiose Mischung aus Freakshow und Vergnügungspark, da kann Lauren sich die Sache so viel schönreden wie sie will. 

Doch in den mit einiger Vehemenz betriebenen Jagden und militärischen Auseinandersetzungen (sowie bei den Racheaktionen der wütenden Amanda) bleibt sowieso kein Stein auf dem anderen. Und so steht am Ende eine die Fabelwesen betreffende klare Erkenntnis: Wir brauchen sie, aber sie brauchen uns nicht. Sie können selbst auf sich aufpassen.  

Cryptozoo USA 2021, 90 Min., R: Dash Shaw


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