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Filmkritik

„The Scary of Sixty-First“: Trash, Okkultismus, Epstein und Exorzismus

Dasha Nekrasova, bekannt unter anderem durch den „Red Scare“-Podcast vermengt Verschwörungstheorien, Okkultismus und die Großabstrusitäten der Gegenwart zu einem filmischen Höhepunkt: „The Scary of Sixty-First“ ist ein Psychothriller über zwei New Yorkerinnen, in deren Wohnung zuvor Jeffrey Epstein gelebt hat. Die tipBerlin-Kritik.

Dasha Nekrasova und Madeline Quinn sind jetzt "Uptown Girls". Foto: Stag Pictures
Dasha Nekrasova und Madeline Quinn sind jetzt „Uptown Girls“. Foto: Stag Pictures

Eine Wohnung in Manhattan! Da kennt man viele Geschichten über Dreckslöcher für 1500 Dollar im Monat. Es kann einem aber noch viel schlimmer ergehen, wie man dem Film „The Scary of Sixty-First“ entnehmen kann. Noelle und Addie, zwei junge Frauen, ziehen in eine kleine und ein bisschen verwinkelte Wohnung, die aber den großen Vorteil hat, in Uptown Manhattan zu liegen. Sie macht aus den beiden Frauen also „Uptown Girls“.

Jeffrey Epsteins Nachmieterinnen

Allerdings hat die Wohnung ein finsteres Geheimnis: darauf deutet zuerst einmal eine blutgetränkte Matratze hin. Bald stellt sich heraus, dass der Vormieter ein Sexualverbrecher war: Jeffrey Epstein, ein Superkapitalist, dem vorgeworfen wurde, junge Frauen und zum Teil auch noch minderjährige Mädchen sexuell ausgebeutet zu haben.

Epstein nahm sich im Gefängnis das Leben, viele Menschen glauben, er wurde beseitigt, weil zu seinen Partys auch Leute wie Donald Trump oder der britische Thronfolger Prince Andrew kamen. Niemand von ihnen hatte ein Interesse, Epstein vor Gericht aussagen zu lassen.

Dasha Nekrasova, bekannt unter anderem durch den „Red Scare“-Podcast, lieferte der Enounters-Reihe bei der Berlinale 2021 mit "The Scary of Sixty-First" einen Höhepunkt. Foto: Richard Kern
Dasha Nekrasova, bekannt unter anderem durch den „Red Scare“-Podcast, lieferte der Enounters-Reihe bei der Berlinale 2021 mit „The Scary of Sixty-First“ einen Höhepunkt. Foto: Richard Kern

Für Noelle und Addie und eine bald darauf auftauchende dritte junge Frau, die nur als „The Girl“ firmiert, wird die Causa Epstein zu einem obsessiven Interesse. Und der Film „The Scary of Sixty-First“ wird zu einem blutrünstigen Psycho-Thriller, in dem bald nicht mehr klar ist, was Phantasie und Projektion ist.

Dasha Nekrasova vermengt Trash und Großabstrusitäten

Das gehört zum Genre, das Dasha Nekrasova hier gekonnt beschwört: sie ruft verschiedene Register ab, vom Okkultismus bis zu Verschwörungstheorien, selbst Pizzagate geistert durch den Raum (die wohl abgedrehteste Großabstrusität der Gegenwart, inzwischen besser bekannt unter QAnon).

Das alles vermengt sie mit einer guten Dosis Hipster-Angst und einem profunden Anteil an Trash oder Schund. Das Ergebnis war schon bei der Vorführung in der Berlinale-Reihe Encounters ein Höhepunkt: „The Scary of Sixty-First“ erzählt von Trauma und Missbrauch im Gestus eines Exorzismus. Bert Rebhandl

The Scary of Sixty-First USA 2020; 81 Min.; R: Dasha Nekrasova; D: Madeline Quinn, Betsey Brown, Daska Nekrasova


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