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Berliner Kinos

Das Moviemento ist gerettet: Betreiber kaufen die Räume der Deutschen Wohnen ab

Eine gute Nachricht für Kinofans in Berlin: Das Moviemento, Deutschlands ältestes Kino, ist gerettet. Die Deutsche Wohnen übernahm das Haus und wollte Ende 2019 über einen Makler die Räume der 1907 gegründeten Filminstitution verkaufen. Das ist nun geschehen, die Käufer heißen Iris Praefke und Wulf Sörgel, die das Moviemento betreiben.

Das Moviemento am Kottbusser Damm in Kreuzberg. Foto: Imago/Joko
Das Moviemento am Kottbusser Damm in Kreuzberg. Foto: Imago/Joko

Wer in Berlin lebt und gern ins Kino geht, kennt das Moviemento

Wer in Berlin lebt und gern ins Kino geht, kennt das Moviemento. Am Kottbusser Damm in Kreuzberg werden in klassischer Off-Kino-Atmosphäre seit mehr als 100 Jahren Filme gezeigt. Arthaus, politische Filme, anspruchsvolle Dokumentationen und Kinderfilme finden sich im Programm. Mainstream von Marvel bis Star Wars sucht man hier vergebens. Damit steht das Moviemento im Zeitalter von Streamingplattformen wie Netflix, Amazon Prime und Disney+ für die gute Berliner Programmkino-Tradition.

Die schöne Welt der Programmkinos schien aber bedroht, kurz vor Beginn der Corona-Krise zogen dunkle Wolken über der Kreuzberger Filminstitution auf. „Ende 2019 sollten Makler die Räume des Moviemento verkaufen. Nach mehr als 112 Jahren sollte hier Schluss sein mit Kino? Weltweit hat sich die Öffentlichkeit geäußert, die Politik brachte sich ein, prominente Filmschaffende wurden zu Unterstützenden. Wir starteten die Moviemento Retter*in Kampagne”, beschreibt Iris Praefke die Situation.

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Niemand wollte das älteste deutsche Kino schließen

Auf den ersten Blick schien es ein Kampf zwischen David und Goliath. Der mächtige und in Berlin wenig beliebte Immobilienkonzern Deutsche Wohnen erwarb das Haus, in dem sich die Räume des Kinos befinden und wollte diese verkaufen. Es hieß zwar, dass niemand das älteste deutsche Kino schließen wolle, aber manchmal regelt der Markt solche Dinge ja selbst. Doch dann kam Corona, und gleichzeitig nahm die Kampagne zur Unterstützung des Moviemento an Fahrt auf.

Moviemento-Chefs Wulf Sörgel (li.) und Iris Praefke (re.) zusammen mit Moviemento-Fan Tom Tykwer (Mitte). Foto: Imago/Sabine Gudath
Moviemento-Chefs Wulf Sörgel (li.) und Iris Praefke (re.) zusammen mit Moviemento-Fan Tom Tykwer (Mitte). Foto: Imago/Sabine Gudath

Nach Aufrufen, Solidaritätsbekundungen aus dem In- und Ausland und langwierigen Verhandlungen einigten sich schließlich die Kinobetreiber und der Eigentümer. „Jetzt ist es endlich so weit. Die Unterstützung von so Vielen hat es ermöglicht, dass wir unser Kino weiter betreiben können: Eine große Öffentlichkeit, zahlreiche Unterstützer:innen und ganz wichtig: auch die Immobilien-Leute der Deutsche Wohnen“, so Wulf Sörgel.

Kinoprogrammpreis für das beste Dokumentarfilmprogramm

Der Einsatz hat sich gelohnt, denn in der Berliner Kinolandschaft ist das Moviemento unersetzlich. Dafür spricht auch der Kinoprogrammpreis für das beste Dokumentarfilmprogramm im Jahr 2022, den das Moviemento 2023 von der Jury des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien verliehen bekommen hat. Nun geht es also weiter, wie gewohnt mit einem bunten Programm mit vielen tollen Neustarts, Festivals, Premierenfeiern, Vorstellungen mit Filmschaffenden sowie Gesprächen über Filme und Filmbildung.

Vorher kommt es aber noch zu einer symbolischen Schlüsselübergabe, mit der die neuen Eigentumsverhältnisse öffentlich besiegelt werden. Diese findet am 8. Januar um 18.30 Uhr statt, anschließend läuft Der Junge und der Reiher, der neue Film von Hayao Miyazaki vom berühmten Studio Ghibli.

  • Symbolische Schlüsselübergabe + Filmvorführung: „Der Junge und der Reiher“ (R: Hayao Miyazaki), Moviemento, Kottbusser Damm 22, Kreuzberg, Mo 8.1., 18.30 Uhr, weitere Informationen gibt es hier

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