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ARD-Dokureihe „Exzess“: Berlins Clubgeschichte neu erzählt

Berlins Technoszene, das Nachtleben und die Geschichte der Clubkultur? Ein aufregendes Thema, keine Frage. Dokumentationen und Texte gibt es darüber allerdings schon so einige. Nun hat die ARD mit „Exzess“ einen neuen Versuch gestartet. Ob sich die Doku-Reihe lohnt, verraten wir euch hier.

Ausgelassene Stimmung im Berliner Technoclub Tresor 1998. Die ARD-Doku „Exzess“ erzählt davon. Foto: Imago/Günter Schneider

„Exzess“-Doku mit Westbam und ArtEmiss

„Die Gegend hat uns definiert und wir haben angefangen, die Gegend zu definieren“, bringt Fotograf Ali Kepenek das Thema des Films auf den Punkt: Die Technokultur konnte gerade aufgrund Berlins einzigartiger Geschichte gedeihen, gleichzeitig haben die Musik und Szene die Stadt überhaupt erst zu dem gemacht, was sie heute ist.

In der neuen Doku-Reihe „Exzess“ der ARD erzählen die Macher Lutz Pehnert und Tim Evers die Geschichte der elektronischen Tanzmusik in Berlin nach. Keine neue Idee, wohl aber eine lohnenswerte Umsetzung: Bekannte Szenepersönlichkeiten, die das Berliner Nachtleben aktiv mitgestaltet haben, erzählen über das Experimentierlabor Westberlins, die anarchistischen Nachwendejahre in Ostberlin und die Rave- und Open Air-Kultur heute. Fünf Jahrzehnte Ravekultur werden anhand persönlicher Anekdoten nacherzählt, unter anderem mit DJ Jauche, Westbam, dem Tanzkollektiv ArtEmiss oder ASA 808.

Den Trailer zur Doku-Reihe seht ihr hier:

Die erste Folge begleitet unter anderem das Tanzkollektiv ArtEmiss – fünf Tänzerinnen, die als Ausdruck des Empowerments, in Clubs performen. Dann reisen wir zurück in der Zeit, ins Chez Romy Haag, ein Cabaret im Westberlin der 1980er Jahre.

Die zweite Folge spult vor in die 1990er-Jahre und steigt mit dem ehemaligen Tresor ein. Der Club wurde 1991 im unterirdischen Tresorraum des im Krieg zerstörten und später abgerissenen Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz eröffnet. Die Folge widmet sich dem Wandel der Clubkultur: Spätestens ab der Jahrtausendwende begann zunehmend die Kommerzialisierung der Szene, zusätzlich befeuerte die wachsende Gentrifizierung das Clubsterben. Doch die Doku schaut sich auch die Gegenbeewegungen an: So wird das ://about blank vorgestellt, das von einem gleichberechtigten Kollektiv mit feministischer Ausrichtung betrieben wird.

Die dritte Folge widmet sich schließlich der Gegenwart: Wie feiert die neue Generation, vor allem nach der Corona-Pandemie? Was hat es mit den zahlreichen illegalen Open-Air-Raves auf sich? Und welche Rolle spielen eigentlich Drogen?

Vom Walfisch bis zum Tresor sind in der Doku-Reihe allerhand historische wie aktuelle Institutionen mit dabei, stets begleitet von Originalaufnahmen aus den 1980er- und 1990er Jahren. Besonders hervorzuheben ist jedoch der Soundtrack, der einen – von Aphex Twin bis Moderat – mitten in die pulsierende Aufregung des Technos zieht. Entstanden ist ein authentisches Porträt der damaligen wie heutigen Szene, das einen sogar dann sehnsüchtig werden lässt, wenn man selbst gar nicht feiern geht.

  • Exzess ab 7.9. in der ARD Mediathek, drei Episoden à 35 Min

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