Robert Lebeck: Hierzulande – Bilder des legendären Fotoreporters

Robert Lebeck (1929–2014) war einer der Größten im deutschen Fotojournalismus. Die Ausstellung „Hierzulande“ im f3 – freiraum für fotografie zeigt bis 19. November 2023 eine Auswahl seiner Reportagen aus Deutschland, die zwischen 1955 und 1983 entstanden sind. Gerade die frühen Aufnahmen aus Berlin in der Nachkriegszeit sind beeindruckend, sie erzählen von der Rebellion einer jungen Generation, Ost-Berlinern vor dem Mauerbau beim Einkauf auf der Neuköllner Karl-Marx-Straße und dem Alltag in der vom Krieg gezeichneten Stadt.

Pudel

„Ich bin viel gereist in meinem Fotografenleben, doch um ein spannendes Foto aufzunehmen, brauchte ich eigentlich nur vor die Haustür zu treten, und das habe ich oft getan.“ Dieses Zitat von Robert Lebeck ist das Motto der Ausstellung „Hierzulande“. Auch ein Pudel im Cabriolet zog die Aufmerksamkeit des berühmten Fotoreportes auf sich. Lebeck war immer nah dran am Geschehen, er fotografierte wenn „geküsst, getrunken und getanzt, aber auch wenn geweint und gelitten wurde“, heißt es.

Romy im Auto mit Glowna

Lebecks Bilder sehen auf den ersten Blick aus wie gewöhnliche Schnappschüsse, vertieft man sich in die Aufnahmen, wird deutlich, dass sie kunstvoll aufgeschnappte Momente sind, teilweise von hoher politischer oder historischer Bedeutung. Lebeck war stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort, etwa hier, bei einer Raucherpause mit Romy Schneider. Über seine Fotos sagte Lebeck einmal: „Um aus dem Alltäglichen und Gewohnten ein starkes Bild herauszulösen, sind Arbeit und Abstraktionsvermögen nötig. Heimatbilder sind schwierig.“

Tanzende Paare

___STEADY_PAYWALL___

Lebeck, Jahrgang 1929, starb 2014 in seiner Geburtsstadt Berlin. Auch wenn es den Fotografen oft in die weite Welt hinauszog, kehrte der mit dem Infinity Award des International Center of Photography in New York ausgezeichnete Autodidakt immer wieder nach Berlin zurück und hielt den Wandel der geteilten Stadt mit seiner Kamera fest. Oder auch nur kuriose Szenen, wie die Tanzgesellschaft im Fußgängertunnel am Messegelände in Westend. „Lebecks Fotografien sind Teil unseres kulturellen Gedächtnisses geworden – an Aktualität haben seine Szenen aus dem vollen Leben nichts eingebüßt“, schreibt die Kuratorin der Ausstellung Miriam Zlobinski.

Wechselstube

„Mit seinen Aufnahmen dokumentierte Robert Lebeck die kleinen und großen Szenen des Alltags und hielt damit ein Stück Zeitgeschichte fest“, dieser Satz klingt vielleicht banal, doch Fotografen wie er haben mit ihren Aufnahmen des vermeintlich unwichtigen einen Bildkanon erschaffen, der uns Zeitreisen gleich in die Vergangenheit blicken lässt. Wie hier am Bahnhof Neukölln.

Willy Brandt

Eindrücke des politischen Lebens fand Lebeck auch in vermeintlich unpolitischen Situationen, wie hier während einer Zugfahrt. Der legendäre Willy Brandt tauscht hier Blicke mit einer jungen Mitreisenden aus. Ob sich ein Spitzenpolitiker das heute trauen würde, ist nicht sehr wahrscheinlich, und rauchen durfte man einst im Speisewagen auch.

Winterschlussverkauf

Die Fotos in der Ausstellung sind in verschiedenen Phasen entstanden, meist war Lebeck im Auftrag einer Zeitschrift unterwegs. Diese Aufnahme entstand bei der Arbeit an der Reportage „Deutschland im März“, hierfür fuhr er 1983 ohne Ziel und konkreten Plan los – und fand seine Motive: ausgelassen feiernde Karnevalisten, einen sterbenden Wald im Schwäbischen, Hunger und Armut am Hamburger Hafen und diese ältere Dame, die Unterwäsche im Sonderangebot unter die Lupe nimmt.

Zwei Rollstühle

Begleitend zur Ausstellung erscheint beim Steidl Verlag der Katalog: Robert Lebeck „Hierzulande“, herausgegeben und gestaltet von Cordula Lebeck, mit einem Essay von Dr. Daniela Sannwald. 192 Seiten, 20 x 28,5 cm, Hardcover, 170 Schwarzweißfotografien, 35 €.

Robert Lebeck – Hierzulande freiraum für fotografie, Waldemarstr. 17, Mitte, Öffnungszeiten: Mi-So 13 – 19 Uhr, Eintritt: 5 €, erm. 3 €, 8. September bis 19. November 2023, online