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Berliner Museen

Das Pergamonmuseum: Geschichte, Wissenswertes und Infos

Das Pergamonmuseum zählt zu den bekanntesten Museen Berlins. Auch wenn seine größte Attraktion, der Pergamonaltar, wegen Sanierung voraussichtlich bis 2024 nicht zu sehen ist, lassen in dem Haus am Kupfergraben großartige Zeugnisse sehen wie das Markttor von Milet und das sogenannte Aleppo-Zimmer. Hier erfahrt ihr mehr über das Pergamonmuseum.

Das Pergamonmuseum mit der 2018 eröffneten James Simon Galerie von Architekt David Chipperfield. Foto: ImagoJürgen Held
Das Pergamonmuseum mit der 2018 eröffneten James Simon Galerie von Architekt David Chipperfield. Foto: ImagoJürgen Held

Das Pergamonmuseum: Drei Sammlungen in einem Haus

Das Pergamonmuseum besteht eigentlich aus drei Museen: dem Vorderasiatische Museum, der Antikensammlung und dem Museum für Islamische Kunst. Das Vorderasiatische Museum beherbergt Objekte aus 6000 Jahren Geschichte in Mesopotamien, Syrien und Anatolien, die großenteils aus deutschen Ausgrabungen stammen. Das Museum für Islamische Kunst sammelt, zeigt und erforscht Kunstgegenstände, die zwischen dem achten und dem 18. Jahrhundert gefertigt wurden, darunter die Schlossfassade aus Mschatta im heutigen Jordanien.

Die Antikensammlung, deren beiden andere Teile nebenan im Neuen und im Alten Museum zu sehen sind, ist hier mit großen Architekturaufbauten vertreten, darunter der berühmte Pergamonaltar (2. Jhd. vor Chr.) aus der Residenz in der Stadt Pergamon im Westen der heutigen Türkei. Mit seinem 120 Meter langen Figurenfries zählt er zu den Hauptwerken der hellenischen Kunst. Der Monumentalalter war womöglich den griechischen Gött:innen Zeus und Athene gewidmet.

Weitere Höhepunkte der ständigen Sammlungsschau sind das Aleppo-Zimmer, eine mehrwändige bemalte Holzvertäfelung aus dem Empfangssaal eines christlichen Kaufmanns (um 1600), zwei Frauenstatuetten aus Tell Halaf, die 5000 bis 6000 Jahre alt sein sollen, sowie ein Teil der rekonstruierten Thronsaalfassade aus dem Königspalast Babylon zur Zeit König Nebukadnezars II (604-562 v. Chr.).

Die „Athener Gruppe“: ein rekonstruiertes Relief vom Pergamon Altar. Foto: Imago/UIG
Die „Athener Gruppe“: ein rekonstruiertes Relief vom Pergamonaltar. Foto: Imago/UIG

Das Pergamonmuseum: Eine kurze Geschichte

Mit seinem wuchtigen Bau sieht das Museum aus, als stünde es schon immer am Kupfergraben, doch im Oktober 2020 feiert es erst seinen 90. Geburtstag. Erbaut wurde es zwischen 1910 und 1930 nach Entwürfen von Alfred Messel und Ludwig Hoffmann, die es mit der Formsprache des Brandenburger Tors und dorischer Tempel ausstatteten. Der dreiflügelige, symmetrisch konzipierte Bau sollte ursprünglich neben antiker auch deutsche und vorderasiatische Kunst aufnehmen. 1930 wurden die Arbeiten abgebrochen. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Museum schwere Schäden und wurde in der ersten Hälfte der 1950er-Jahre wieder aufgebaut. Kunstwerke, die während des Krieges in die Sowjetunion gelangt waren, kehrten auch auf die Museumsinsel zurück. 1959 wurde das Pergamonmuseum wieder eröffnet, Vorhalle und Säulenhalle entstanden erst 1980/1981.

Nach der deutschen Vereinigung zog der in die Westhälfte der Stadt ausgelagerte Teil der Antikensammlung, der im Charlottenburger Museumskomplex untergebracht war, zurück nach Berlin-Mitte. Seit 1999 steht  die Museumsinsel mit dem Pergamonmuseum in ihrem Zentrum auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Hier sind heute auch das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst untergebracht.

Seit 2013 wird das Museum im Rahmen des Masterplans Museumsinsel abschnittsweise saniert, und der Saal mit dem Pergamonaltar bleibt bis mindestens 2024 geschlossen. Ersatz soll das begehbare, mit antiken Objekten ausgestattete temporäre 360°-Panorama, Pergamonmuseum. Das Panorama.“ des Künstlers Yadegar Assisi auf der anderen Seite des Kupfergrabens bieten. Rechtsseitig flankiert das Pergamonmuseum die neue Einlasshalle des Architekten David Chipperfield (Link zu Neue Nationalgalerie), die James-Simon-Galerie.

Wichtigste Ausstellungen im Pergamonmuseum

Die Ausstellung „URUK - 5000 jahre Megacity“ wurde anlässlich des 100. Jubiläums des Grabungsprojekts in Uruk im Pergamonmuseum  gezeigt.  Foto: Foto: Imago/Eventpress/Herrmann
Die Ausstellung „URUK – 5000 jahre Megacity“ wurde anlässlich des 100. Jubiläums des Grabungsprojekts in Uruk im Pergamonmuseum gezeigt. Foto: Imago/Eventpress/Herrmann

Das Pergamonmuseum ist weniger für Wechselausstellungen als für die permanente Schau seiner Objekte bekannt. Die Zahl der Sonderausstellungen der Antikensammlung ist in den vergangenem Jahrzehnt gesunken, dennoch gibt es regelmäßig Präsentationen auch zur Geschichte von Ausgrabungen sowie zu Archäologie und Archäolog:innen, die über neue Forschungserkenntnisse informieren. Das Museum für Islamische Kunst und Vorderasiatisches Museum thematisieren neben Kopie-, Buch- und Teppichkunst die Folgen von heutigen Kriegen für das Kulturerbe in Südwestasien. 2013 präsentierten die Ausstellungsmacher:innen des Vorderasiatischen Museums Funde aus Uruk, der ältesten bekannten Metropole, die vor 5.000 Jahren im heutigen Warkah (Irak) stand.

Kontroversen

Für Debatten sorgen Rückgabeforderungen, beispielsweise aus der Türkei, wo laut deutschen Presseberichten einzelne Politiker den Pergamonaltar für ihr Land beanspruchen. Über die Absprachen zwischen Deutschem und Osmanischem Reich zur Zeit der Ausgrabungen gibt es unterschiedliche Interpretationen.

Forschung

Direkt gegenüber von Bode- und Pergamonmuseum steht das Archäologische Zentrum, 2012 in einem eigenen Neubau eröffnet, das die Mitarbeitenden von den Museen und Sammlungen auf der Museumsinseln nutzen. Es gibt eine Archäologische Bibliothek mit Studien- und Lesesaal und Arbeitsräumen, außerdem hat das Zentralarchiv der Staatlichen Museen hier ihren Sitz. Zu den Themen der Forscher:innen zählt neben der Aufarbeitung der Archäologischen  Grabungen und ihren Funden auch die Herkunftsforschung etwa in der Antikensammlung. Transkulturelle internationale Forschung spielt zunehmend eine Rolle.

Fun Fact

Das Pergamonmuseum zählt zu den wenigen Museen in Deutschland, das (in pandemiefreien Zeiten) über eine Millionen Besuchende pro Jahr zählt – 2019 rangierte es auf Platz fünf der Berliner Museen. Die Popularität des Pergamonmuseums mag ein Grund dafür sein, dass Anfang Oktober 2020 Unbekannte hier Ausstellungsgegenstände mit einer öligen Flüssigkeit beschädigten.

Weitere Angebote im Pergamonmuseum

Nach Ankunft vieler geflohener Bürger:innen aus Syrien und Irak 2015 in Berlin bildete das Museumsteam im Rahmen eines Bundesprogramms Geflohene zu Museumsführer:innen aus. Seitdem erläutern sie ausgestellte Objekte aus Perspektive der Herkunftsländer. Die Führungen sind auf den Internetseiten der Staatlichen Museen unter anderem unter dem Stichwort „Multaka“ zu finden.

Mitarbeitende der Staatlichen Museen haben gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut ein 3D-Modell entwickelt, das während der Sanierung des Pergamonaltars Einblicke einen Überblick über den Monumentalalter gibt – etwa mit eingeblendeten Namen der abgebildeten Göttern und Lichteffekten, die die Plastizität des Fries betonen.

Permanonmuseum: Besucherinformationen

Durch die James-Simon-Galerie gelangen Besucher:innen in das Pergamonmuseum.  Foto: Imago/Schöning
Durch die James-Simon-Galerie gelangen Besucher:innen in das Pergamonmuseum. Foto: Imago/Schöning

Shop & Gastronomie Buchhandlung Walther König, James-Simon-Galerie, Bodestr. 1-3, Mitte, Di-So 12-18 Uhr, Tel: 030/ 75 44 2400
Café & Restaurant Cu29, James Simon Galerie, Bodestr. 1-3, Mitte, aktuelle Öffnungszeiten

Kinder Im Museum erhältlich ist der kostenfreie Begleiter „Eine Reise durchs Museum für Islamische Kunst“ (6-10 J.) zum Raten, Malen und Ausfüllen. An ihm haben Schüler:innen mitgearbeitet (auch als Download )

Adresse & Öffnungszeiten Pergamonmuseum, Am Kupfergraben, Mitte, Eingang über James-Simon-Galerie, Bodestr. 1-3, Di-So 10-18 Uhr, 12/ 6 Euro, www.smb.museum , eingeschränkt rollstuhlgeeignet

Anreise U/S-Bahnhof Friedrichstr., Bus-Stopp Staatsoper, Tram-Stopp Am Kupfergraben

Tipp Gegenüber vom Pergamonmuseum steht das Haus Bastian der Staatlichen Museen, ein Zentrum für kulturelle Bildung mit Angeboten zum Buchen – für Kinder, Familien, Schulen, Lehrer:innen und Für Fachleute.


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