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Schaubühne spielt den Sommer über: Diese Stücke erwarten euch

Theaterferien? Nicht an der Schaubühne. Anstatt aus dem Lockdown in die Sommerpause zu gleiten, wird das Haus am Lehniner Platz für das Publikum geöffnet – innen, wohlgemerkt. Der Auftakt, die Premiere von Thomas Ostermeiers Adaption von „Das Leben des Vernon Subutex 1“ fügt sich noch in die Pilotprojekt-Reihe des Senats, aber dann beginnt bereits der reguläre Spielbetrieb. Tickets gibt es ab 2. Juni, 14 Uhr, telefonisch, online oder an der Theaterkasse. Und was steht auf dem Plan? Ein Ausblick.


Das Leben des Vernon Subutex 1

Joachim Meyerhoff als Vernon Subutex. Thomas Ostermeier adaptiert den ersten Teil der Trilogie von Virginie Despentes für die Bühne. Foto: Thomas Aurin

Vernon Subutex ist, da gibt es nichts zu beschönigen, komplett am Arsch: Seinen einst gefeierten Plattenladen braucht kein Mensch mehr, seit es das Internet gibt, also landet der alte Kram scheibchenweise auf Ebay. Mit dem Todessehnsucht-Sexappeal ist es auch so eine Sache, wenn man sich eigentlich nur in der Wohnung vergräbt und ein Bier nach dem anderen kippt. Zumal Vernon sich die Bude gar nicht leisten kann: Ein alter Bandkollege hält ihn aus.

Mit dessen Tod landet Vernon auf der Straße. Als Relikt einer längst vergangenen Ära wäre das eigentlich das Ende eines verkorksten Lebens, aber die französische Autorin Virginie Despentes lässt den Protagonisten ihrer Romantrilogie ganz unten Anlauf nehmen: Vernon stolpert durch die ganze Bandbreite der Pariser Gesellschaft der Gegenwart. Thomas Ostermeier inszeniert den ersten Teil der Reihe. In der Titelrolle: Joachim Meyerhoff.

  • Das Leben des Vernon Subutex 1 Termine: 4.6, 9.–13.6., 15.–20.6., 25.8, 27.–29.8.

Rückkehr nach Reims

Neue Besetzung: Isabelle Redfern und Christian Tschirner in der neuen "Rückkehr nach Reims"-Fassung an der Schaubühne. Foto: David Baltzer/bildbuehne.de
Neue Besetzung: Isabelle Redfern und Christian Tschirner in der neuen „Rückkehr nach Reims“-Fassung an der Schaubühne. Foto: David Baltzer/bildbuehne.de

Was um alles in der Welt ist eigentlich mit der einst so stolzen Arbeiter:innenklasse geschehen? Warum kriegt in der von Verteilungskämpfen und großen Krisen geprägten Gegenwart der Sozialismus im Parlament kaum noch den Fuß in die Tür? Und vor allem: Wie kann es sein, dass das französische Proletariat, das jahrzehntelang die rote Fahne wehen ließ, stattdessen dem Front National fulminante Wahlergebnisse beschert? Didier Eribon betreibt in seinem soziologisch-autobiografischen Bestseller „Rückkehr nach Reims“ Ursachenforschung.

Thomas Ostermeier hat die Vorlage 2017 auf kluge Weise bühnenreif gemacht. tipBerlin-Theaterkritiker Peter Laudenbach war von „Rückkehr nach Reims“ begeistert: „Eribons Überlegungen zum Verrat der Linken an den Deklassierten unterlegt Ostermeier höhnisch mit Aufnahmen Joschka Fischers oder des Agenda-Kanzlers Schröder – eine Polemik, die Eribons skrupulöse Selbstbefragung aggressiv vergröbert“, schreibt er. Diesen Sommer kehrt das Stück in einer überarbeiteten Fassung und mit neuer Besetzung an die Schaubühne zurück.

  • Rückkehr nach Reims Termine: 30.6, 2.–5.7., 9.–11.8., 13.–15.8.

Yerma

Carolin Peters in "Yerma". Im Sommer ist das Stück des gefeierten Regisseurs Simon Stone an der Schaubühne zu sehen. Foto: Thomas Aurin
Caroline Peters in „Yerma“. Im Sommer ist das Stück des gefeierten Regisseurs Simon Stone an der Schaubühne zu sehen. Foto: Thomas Aurin

Federico García Lorcas Drama „Yerma“, uraufgeführt 1934, wurde von Simon Stone am Young Vic London umfassend bearbeitet und findet nun den Weg an die Schaubühne. Die ursprüngliche Fassung spielt im ländlichen Andalusien in einer Zeit, als Frauen gesellschaftlich vor allem über das Dasein als Mutter definiert wurden. Stones Fassung verlegt die Handlung in eine Großstadt der Gegenwart, aber der Konflikt ist derselbe: Die kinderlose Titelfigur wünscht sich Nachwuchs und ordnet dem Wunsch nach einem Familienleben Stück für Stück, Jahr für Jahr, alles unter – in einem Umfeld, das ganz andere Perspektiven auf Schwangerschaft hat als Yerma.

  • Yerma Termine: 27.7., 29.7.–1.8., 3.8.–8.8., 10.–14.8.

Michael Kohlhaas

Ein Klassiker auf deutschen Bühnen: "Michael Kohlhaas". Die Titelrolle spielt Renato Schuch. Foto: Gianmarco Bresadola
Ein Klassiker auf deutschen Bühnen: „Michael Kohlhaas“. Die Titelrolle spielt Renato Schuch. Foto: Gianmarco Bresadola

Passierschein? Davon weiß er nichts. Der Pferdehänder Michael Kohlhaas will eigentlich bloß nach Dresden, um seine Tiere zu verkaufen, aber auf dem Weg wird er von Rittern aufgehalten. Er lässt seinen Knecht und zwei Rappen als Pfand zurück. Auf dem Rückweg sind die Tiere fast verhungert, der Knappe wurde davongejagt. Kohlhaas will nur Gerechtigkeit, aber die Justiz will von seinen Beschwerden nichts wissen. Als Kohlhaas’ Frau von einer Stadtwache getötet wird, gibt es für den Pferdehändler kein Halten mehr. Worte helfen nicht mehr, er schart Truppen um sich, legt Brände und attackiert Städte. Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“ ist eine oft inszenierte Geschichte über Gerechtigkeit und die Legitimität von gewaltsamem Widerstand. Regie: Simon McBurney und Annabel Arden.

  • Michael Kohlhaas Termine: 1.+2.7., 4.7., 6.–11.7., 13.–18.7., 17.–22.8.

Der Vorverkauf für die Stücke der Schaubühne im Juni, Juli und August beginnt am 2.. Juni um 14 Uhr. Karten könnt ihr unter Tel. 030/89 00 23 oder hier kaufen. Oder ihr versucht euer Glück direkt an der Theaterkasse.

  • Schaubühne Kurfürstendamm 153, Wilmersdorf

Mehr erleben in Berlin

Auch draußen wird gespielt: Open-Air-Theater in Berlin. Lieber einen Film sehen? Das aktuelle Programm der Freiluftkinos in Berlin findet ihr hier. Der große Rave ist das noch nicht, aber immerhin: Diese Clubs in Berlin öffnen ihre Gärten.

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