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Zukunft am Ostkreuz noch zu retten? Demo gegen Verdrängung

Unter dem Motto „Keine Zukunft fürs Ostkreuz ohne Zukunft am Ostkreuz“ ruft der wichtige Kulturstandort in Friedrichshain zur Kiezdemo und Kundgebung am 13. November auf. Durch politische Aktionen und Petitionen soll die bevorstehende Kündigung verhindert werden

Im Zukunft am Ostkreuz spürt man noch die Freiheit, Kreativität und Vielfältigkeit, mit der sich Berlin immer schmückt. Trotzdem ist der Kulturstandort bedroht. Foto: W. Gladow

Zukunft am Ostkreuz: „Einer der letzten Kulturstandorte von Friedrichshain“

Seit zehn Jahren ist das Zukunft am Ostkreuz eine Kulturbastion in Friedrichshain. Während sich der ehemalige Arbeiterbezirk in den vergangenen Jahren zunehmend zur Spielwiese von Großkonzernen und Investoren entwickelt hat, halten Orte wie das Zukunft Kunst und (Sub)Kultur am Leben. Obwohl sich Berlin weltweit als Kreativ-Hochburg und Heimat alternativer Lebensformen und Menschen präsentiert, stehen nämlich immer mehr wichtige Kulturstätten vor dem Aus.

Das Zukunft ist eine unentbehrliche Anlaufstelle für Kino, Theater, Kunst, Konzerte und Kneipenkultur. Foto: W. Gladow

So auch das Zukunft am Ostkreuz: Direkt hinter dem About Blank, auf einer Brachfläche in der Laskerstraße gelegen, ist die Kulturstätte seit 2011 eine wichtige Anlaufstelle für Kino, Theater, Kunst, Konzerte und Kneipenkultur. Hierbei versprüht das Zukunft einen industriellen und alternativen Charme des spannenden Berlins der Neunziger und bietet Raum für aufstrebende Künstler:innen und vielfältige Veranstaltungen. Nicht nur laut der Betreibenden ist das Zukunft am Ostkreuz unentbehrlich und „einer der letzten Kulturstandorte von Friedrichshain“.

Bevorstehende Kündigung am 31. März: „Berlins gesamte Kulturlandschaft stirbt weiter“

Trotz seiner elementaren kulturellen und sozialen Relevanz ist der Ort bedroht. Der Vertrag der Zukunft am Ostkreuz läuft am 31. März aus und soll nicht verlängert werden. Was mit dem Gelände geschehen soll, ist noch nicht bekannt. Die Angst vor Verdrängung des Kulturstandortes sowie den umliegenden Clubs About Blank und der Wilden Renate besteht allerdings schon seit einigen Jahren.

Berlin sollte sich gut überlegen, ob sich die Schneise der Verwüstung, die der Ausbau der A100 verspricht, auch durch das Ostkreuz gezogen werden soll. Vielleicht geht man dann nur noch zu KFC. Foto: Stephanie von Becker

Der umstrittene Ausbau der A100, den unser Autor in einer Reportage umfassend hinterfragt, und die Entstehung des Bürokomplexes Campus Ostkreuz malen ein dystopisches Bild des Berliner „Szene-Bezirks“. Demonstrationen und Petitionen rund ums Ostkreuz sind längst keine Neuheit mehr.

Die Betreibenden des Zukunfts prophezeien, dass durch die einschneidenden Entwicklungen, die sich momentan wie eine Schneise oder eine Autobahn durch Berlin ziehen, „nicht nur ein einzigartiger Ort verschwindet, der Jahr für Jahr und Veranstaltung für Veranstaltung Besucher:innen der ganzen Welt nach Berlin zieht.“ Insgesamt ist die Verdrängung des Zukunft nur eine von vielen: „Berlins gesamte Kulturlandschaft stirbt weiter!“

„Wir müssen handeln! Sofort!“ : Kiezdemo und Kundgebung am 13.11. und Petition gestartet

Bereits 2018 wurde heftig gegen die Bebauungspläne rund um das Ostkreuz demonstriert. Hier am Markgrafendamm vor dem About Blank. Nur wenige Meter weiter ist das Zukunft am Ostkreuz beheimatet. Foto: Imago/Markus Heine

Die voranschreitende Zerstörung der Berliner Kultur darf nicht einfach so hingenommen werden. „Wir müssen handeln! Sofort!“ fordert die Petition zur „Rettung des Kulturstandortes Zukunft am Ostkreuz„, die die Betreibenden an das Abgeordnetenhaus Berlin richten wollen.

Die konkreten Forderungen lauten:

  • Der Mietvertrag soll verlängert werden
  • Kulturelle Zwischenräume sollen durch Bestandsschutz und Sicherung bewahrt werden
  • Langfristige Perspektiven für Kulturstandorte in der Innenstadt sollen geschaffen werden

Des Weiteren findet am Samstag den 13. November ab 13 Uhr eine Kiezdemo und Kundgebung am Rudolfplatz statt. Für den dritten Dezember ist ein Aktionstag angekündigt. Nur durch „schnelle und langfristige Sicherheiten für Kulturnutzungsflächen“ könne Berlin die Attraktivität, Individualität, Vielfältigkeit und kulturelle Relevanz bewahren, mit der sich diese bedrohte Stadt immer schmückt. Der Vermieter aber vor allem die Stadtpolitik hat zu entscheiden, ob man in Zukunft lieber Konzerte, Kinos und Theater in anziehenden Kulturstandorten genießt oder doch lieber über die A100 ins Großraumbüro fährt.


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