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Außergewöhnliche Automaten in Berlin: Tattoos, Maden, Bücher

Kinder bezahlten für Kaugummis und bekamen (nur sehr selten) Spielzeuge, Erwachsene konnten sich an jeder Straßenecke Zigaretten und in Spelunken auch Gummis ziehen. Sowohl die einen als auch die anderen Automaten sieht man nur noch selten im Berliner Stadtbild. Dafür gibt es andere Geräte mit einem, nun, etwas spezielleren Angebot. Schon legendär ist der Madenautomat vom Angelhaus Kos für den spontanen Ausflug ans Wasser. Wer etwas für den Erhalt der Biodiversität tun möchte, zieht sich künftig Samenkapseln an einem Bienenfutterautomaten, die es mittlerweile auch an drei Standorten in Berlin gibt. Und ein Start-up hat an einem Hotdog-Automaten getüftelt, der dem Foodcourt der Shopping-Mall Alexa Konkurrenz machen soll. Viel Spaß beim Entdecken der außergewöhnlichen Automaten in Berlin – und vergesst nicht, euch Kleingeld einzustecken!


Außergewöhnliche Automaten in Berlin: Mehr Blütenvielfalt dank Bienenfutterautomaten

Außergewöhnlich sind diese Automaten auf jeden Fall: Anstelle von Billigkaugummis kann man upgecycelten Geräten wie diesem wertvolles Wildbienenfutter ziehen. Foto: Imago/Sabine Gudath

Kaugummiautomaten waren früher rot. Heute sind viele von ihnen gelb. Sebastian Everding ist verantwortlich für den Farbwechsel. 2019 hat er seinen ersten Bienenfutterautomaten in Dortmund aufgestellt. Mittlerweile gibt es deutschlandweit mehr als 400 Geräte. Die Samenkapseln helfen dabei, die Blütenvielfalt für heimische Bestäuberinsekten zu erhöhen. Ein Teil der Gewinne wird für gemeinnützige Bienenretter-Projekte gespendet. Auf einer Netzwerkkarte lassen sich alle Standorte finden. In Berlin gibt es aktuell drei Bienenfutterautomaten: im iKarus-Stadtteilzentrum in Karlshorst, im Kiezladen „Potpourri“ in unmittelbarer Nachbarschaft sowie in der Heinrich-Böll-Bibliothek an der Greifswalder Straße, die sich in ihrem Programm dem Umweltschutz verschrieben hat.

  • Heinrich-Böll-Bibliothek Greifswalder Str. 87, Prenzlauer Berg, Mo, Di, Do, Fr 9–19 Uhr, Mi 13–19 Uhr, Sa und So 10–19 Uhr, Info

Automatenmaden für den spontanen Angelspaß

Eine Institution im Sprengelkiez: das Angelhaus Kos, das auf Bestellung auch Pokale anfertigt. Im Ehrenpreis-Geschäft integriert ist auch der legendäre Madenautomat. Foto: Imago/F. Anthea Schaap

Spontan Lust auf Angeln, aber die Köder sind alle? Ein Glück hat sich ein Fachhandel im Sprengelkiez eine pragmatische Lösung für dieses Problem überlegt: den Madenautomaten. Das Prinzip? Man wirft eine Münze rein und schon kommt ein kleines Kästchen mit lebenden Maden auf Sägemehl heraus. Während der Öffnungszeiten sollte man jedoch, wenn man sich fürs Angeln interessiert, dem Angelhaus einen Besuch abstatten. Hier treffen Angler:innen auf die Expertise eines mehr als 50-jährigen Familienbetriebs, der kompetent zu Ködern, Ausrüstung und Co. berät. Das Angelhaus Koss haben wir besucht, als wir Berliner Traditionsgeschäfte unter die Lupe genommen haben.

  • Angelhaus Koss Tegeler Straße 37, Wedding, Mo-Fr 9–19 Uhr, Sa 9-13 Uhr, Info

Pizza aus dem Hochleistungsofen, selbst nachts um 3 Uhr

Für den Heißhunger auch spät in der Nacht: Die Pizzaautomaten von Flaven Five findet man seit Neuestem an mehreren Standorten der Berliner A&O-Hostels. Foto: Imago/biky

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In Berlin ist das Angebot an guten Pizzerien, die vornehmlich im neapolitanischen Stil backen, in den vergangenen Jahren sukzessive gewachsen. Dennoch scheint es eine Marktlücke für Pizzaautomaten zu geben, die – traut man den diversen Medienberichten – qualitativ zwar nicht mit denen aus echten Restaurants mithalten können, dafür aber verlässlich rund um die Uhr Fastfood aus einem Schlitz ausspucken. Neben der ständigen Verfügbarkeit ist auch die Standortwahl für den Erfolg der neuen Pizzaautomaten verantwortlich: Diese finden sich neben mehreren A&O-Hostels, zum Beispiel am Hauptbahnhof. Der Automat an der Köpenicker Straße zieht zudem das junge Partypublikum an. Die Pizzen gibt es mit verschiedenen Belägen, bei Wunsch auch kalt – doch will man das wirklich?


Außergewöhnliche Automaten in Berlin: „Bock auf einen Hotdog?“

Der Media Markt im Alexa verfügt über einen Hotdog-Automaten, der täglich frisch bestückt wird. Foto: Promo

Shoppen macht hungrig. Wie gut, dass in Malls auch Foodcourts integriert sind. Im Alexa wird man aber auch an anderer Stelle satt – mitten im örtlichen Media Markt. „Bock auf einen Hotdog?“, fragt ein Schriftzug auf einer Maschine, die so breit ist wie ein doppelseitiger Kühlschrank. Ja-Sager kriegen den US-Snack für 2,50 Euro in Sekundenschnelle aus einem futuristischen Automaten. Die Würstchen werden täglich gewechselt und stammen, so verspricht es der Betreiber, ausschließlich von „vertrauenswürdigen Wurstproduzenten“, die „einen guten Ruf im Bereich der Wurstherstellung haben“. Na dann: Wohl bekomms!

  • Hotdog-Automat im Media Markt Alexa, Grunerstraße 20, Mitte, Mo–Sa 10–20 Uhr

Klebebildchen statt Gummis

Rahel Bachem vor einem außergewöhnlichen Automaten in Berlin, an dem ihr euch Klebetattoos ziehen könnt. Foto: Peter van Heesen
Rahel Bachem vor einem außergewöhnlichen Automaten in Berlin, an dem ihr euch Klebetattoos ziehen könnt. Foto: Peter van Heesen

Die Berliner Illustratorin, Dozentin und Tattoo-Künstlerin Rahel Bachem hat ausrangierte Kondom- und Sexspielzeugautomaten wieder zum Leben erweckt. Statt Gummis kann man dort nun Klebebildchen ziehen. „Eigentlich wollte ich nur Werbung für meine ‚echten‘ Tattoos machen“, erzählt Bachem. „Und weil ich eine Liebe zu alten Automaten habe, dachte ich: Warum nicht einfach wie früher in den Kaugummiautomaten die Tattoos zum Ziehen anbieten? Ich fand die Idee schön, meine Tattoos auch anzubieten, ohne dass das gleich so eine Entscheidung fürs Leben ist.“ Diese Attraktionen stehen inzwischen in der ganzen Stadt, nicht nur am Holzmarkt 25. Bachem verdanken wir auch den Neuköllner „Notes of Berlin“-Automaten, dessen Tattoos auf Notizen und Zeichnungen von der Straßenland basieren.

  • Tattoomaten alle Standorte findet ihr hier

Kunst für einen schmalen Taler

Während die Tattooautomaten recht neu sind, gibt es die Kunstautomaten bereits seit mehr als 20 Jahren. Die Idee dazu hatte Lars Kaiser von der Agentur Kunsttick.com. 2001 wurde der erste Kunstautomat aufgestellt. Mittlerweile sind es mehr als 250. Die Kunden wissen nie, was sie bekommen: etwas Schönes, etwas, das nachdenklich stimmt, amüsiert oder auch mal schockiert. Immer ist es aber etwas Handgemachtes. Dafür sorgen mehr als 450 Künstler:innen, die sich von dem Konzept haben überzeugen lassen und mit Kaiser kooperieren. Damit auch die Nutzer sie kennenlernen, liegt jedem Kunstobjekt eine Mini-Vita bei. Ihr wollt euch selbst Kunst ziehen, dann schaut mal auf der Website vorbei – da findet ihr auch eine Karte mit allen Berliner Standorten des Kunstautomaten.


Außergewöhnliche Automaten in Berlin: Bücher statt Snacks

U-Bahnhöfe sind laut, dreckig, nervig und oft auch voller Menschen. Keine hohe Aufenthaltsqualität, Stress pur. Da hilft nur abschalten, sich in andere Sphären zu katapultieren. Das funktioniert mit Musik auf den Ohren oder mit einem guten Buch. Wer am Alex strandet und weder das eine noch das andere zur Hand hat, sollte den unterirdischen Automaten aufsuchen, der anstelle von Snacks „Lesestoff to go“ ausspuckt. Dort gibt es die kleinen Heftchen des Berliner Independent-Verlags Sukultur. Die sind günstig und bieten auf zumeist 16 bis 24 Seiten Einblicke in das Schaffen deutscher Gegenwartsautoren. In den vergangenen Jahren konnten so Tausende Bücher verkauft werden. Toll!


Eis und Irish Coffee für gestresste Studierende der TU Berlin

Eis futtern für den Stressabbau, von der TU Berlin zu diesem Automaten ist es nur ein Katzensprung. Foto: Max Hossner

Studieren kann stressig sein, gerade in der Prüfungsphase. TU-Angehörige finden gleich vor der Haustür eine Möglichkeit, Druck abzubauen. Mit Eiscremevon Katchi oder, bei akuten Fällen, Irish Coffee. Beides kommt aus dem Automaten und dürfte auch den Stress nächtlicher Lernsessions abfedern.

  • Katchi-Eis Grolmanstraße 14, Charlottenburg; Irish Coffee in einem Automaten im Institut für theoretische Physik

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