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Gegen Herbstdepression: 12 Dinge für mehr Glück in Berlin

Laut dem neuesten Glücksatlas sind die Menschen in Berlin die unglücklichsten in ganz Deutschland, im Bundesländer-Ranking weit abgeschlagen auf Platz 16. Kein Wunder, angesichts von Mietenwahnsinn, Verdrängung von Kulturstätten und maroden Schulen, Verkehrschaos, Dauerbaustellen, ausgefallenen S-Bahnen, schlechter Luft und oft zu vielen Menschen kann man schon mal dauerhaft in schlechte Laune verfallen. Doch Berlin ist nicht nur ein schlecht funktionierende, sondern gleichzeitig trotzdem eine liebenswerte Metropole mit Charakter, einer einzigartigen Historie und so vielen kleinen Dingen, die das Leben hier schön machen. Wir haben 12 Dinge zusammengetragen, die die Menschen in Berlin zumindest kurzfristig und vielleicht sogar auch langfristig ein bisschen glücklicher machen könnten – auch wenn gerade die Herbstdepression Anlauf nimmt.


Sich auf dem Tempelhofer Feld durchpusten lassen

Den Wind auf dem Gesicht spüren tut gut und am meisten Wind gibt es auf dem Tempelhofer Feld. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Auch wenn wir (fast) alle unter den horrenden Mieten leiden und die Menge an Geld, die jeden Monat auf das Konto von Vermieter:innen fließt, bei den meisten einen Kotzreiz auslösen dürfte: Berlin ist nicht wie London oder Paris. In den zentralen Stadtteilen wohnen tatsächlich noch Menschen, die keine Einkommensmillionäre sind oder ihr Berliner Domizil als Zweitwohnung nutzen. Es gibt sie noch, die kleinen Cafés, Second-Hand-Läden und kleinen Clubs mit speckigen Sofas und vollgetaggten Wänden. Und es gibt das Tempelhofer Feld, eine riesige Freifläche mitten in der Stadt, die noch nicht um jeden Preis monetarisiert wurde. Wenn mal wieder alles zu viel wird, die Waschmaschine gerade kaputt gegangen ist, obwohl auf dem Konto gähnende Leere herrscht oder einem in der U-Bahn jemand schamlos mit Maske unterm Kinn ins Gesicht gehustet hat: Einfach mal auf dem Tempelhofer Feld den Blick schweifen lassen und sich durchpusten lassen. Denn den Wind auf dem Gesicht und in den Haaren zu spüren, das wirkt nicht nur am Meer Wunder.


Sich erinnern, dass Kreuzberger Nächte lang sind

Laut dem neuesten Glücksatlas sind die Menschen in Berlin unglücklich. Kneipennächte könnten sie glücklicher machen.
Kreuzberger Nächte sind lang, allerdings war hier gerade Lockdown. Foto: Imago/Tagesspiegel

Es klingt abgegriffen, aber Berlin ist in der Tat die Stadt, die niemals schläft. Wer sich schon mal in anderen Metropolen wie New York oder Sydney die Nacht um die Ohren schlagen wollte, ist vielleicht aus allen Wolken gefallen, als Wirte sie samstagsnachts um 1 oder 2 Uhr aus der Bar gekehrt haben. In Berlin liegt das den meisten Kneipenbesitzer:innen so fern, wie Schrippen Semmel zu nennen, „du wandelnde Sperrstunde“ könnte eine richtig fiese Beleidigung sein. Kreuzberger Nächte waren vor Jahrzehnten lang und sie sind es noch heute. In manchen Kneipen enden sie sogar nie und das nicht nur in Kreuzberg. Es gibt in der Hauptstadt so viele Kneipen, die 24 Stunden geöffnet haben, dass nicht mal alle in unsere Liste mit 24-Stunden-Kneipen passen.

Auch wenn der Körper nach einer durchzechten Nacht einem manchmal anderes sagt: Manchmal tut es gut, einfach mal den Alltag Alltag sein zu lassen und sich gehen zu lassen in einer Berliner Kneipe. Unzählige Bier zu bestellen, die Jukebox anzuwerfen, neue Menschen kennenzulernen. Aber aufpassen in Berlins Kneipen: 12 Dinge, die man nicht machen sollte.


Die Mauer ist nicht mehr da und das ist gut

Manchmal muss man sich auch vor Augen führen, was alles besser geworden ist. Zum Glück ist die Mauer nicht mehr da. Foto: Imago/Günter Schneider

Es ist inzwischen mehr als drei Jahrzehnte her, da war Berlin durchzogen von einer Mauer und der Westteil der Stadt eingeschlossenen von der Grenze aus Beton. Die historische Teilung der Stadt macht Berlin besonders und ist gewissermaßen verantwortlich dafür, dass Berlin so besonders ist. Die Insel West-Berlin hatte ihren ganz eigenen Charme und zog Menschen an, die die Stadt zusammen mit ihren alten Bewohner:innen wild und interessant gemacht haben. Dank der Brachen um und auf dem Mauerstreifen hatten einige der besten Clubs der 1990er Jahre die Chance, sich zu entfalten. Aber die Mauer hat auch Menschenleben gekostet, Familien und Freund:innen auseinandergerissen, einfach unendliches Leid über die Berliner:innen gebracht. Und während mehr als 30 Jahre viel scheinen, ist das eben doch noch nicht so lange her, wie die Absurdität des Ganzen es manchmal erscheinen lässt. Deswegen könnten wir uns, wenn mal wieder alles allzu trist in dieser Stadt scheint, daran erinnern, dass vor gar nicht allzu langer Zeit ein groteskes Bauwerk zerschnitten hat. Hier zeigen wir noch einmal, wie es damals in Zeiten der Mauer aussah – und wie jetzt.


Essen für die Seele

Laut dem neuesten Glücksatlas sind die Menschen in Berlin unglücklich. Gutes Essen könnte sie glücklicher machen.
Gutes Essen macht glücklich. Foto: Libby Edwards

Ein Hauptgrund dafür, warum Berlin so attraktiv ist, ist die Vielfalt an Kulturen in dieser Stadt. Und ein diverses Berlin bedeutet auch: ganz viel unterschiedliches leckeres Essen. Von thailändischen Tapas über die besten Döner bis hin zu französischem Fine Dining gibt es alles und noch viel mehr. Es ist also theoretisch möglich, sich jeden Tag den Bauch mit einer anderen Köstlichkeit vollzuschlagen, mit Essen, dass einem die Seele streichelt. Besonders gut für Seelenpflege eignen sich grundsätzlich leckere Dinge, die mit Käse überbacken wurden. Da empfehlen wir ganz besonders Grilled Cheese Sandwiches. Hier listen wir 12 Adressen für das perfekte Käse-Sandwich.


Eine Tierpatenschaft übernehmen

Laut dem neuesten Glücksatlas sind die Menschen in Berlin unglücklich. Wuschelige süße Tiere, könnten sie wieder glücklicher machen.
Wuschelige Tiere, die von Grund auf gut sind. Wem geht da nicht das Herz auf? Foto: Imago/Joko

Katzen, die sich in Kisten, Obstschalen und Vasen gequetscht haben, Hunde, die ein Wohnzimmer zerlegt haben und dann mit dem herzerweichensten Blick aller Zeiten in die Kamera schauen, Schweine, die grinsen und ihre Nasen in die Höhe recken: Es gibt einen Grund dafür, dass Tierbilder und -videos auf sozialen Medien so beliebt sind. Tiere haben keine bösen Absichten, sind oft kuschelig und noch öfter verdammt süß. Deswegen erweichen sie für gewöhnlich auch das Herz vom schlecht gelauntesten Karl-Heinz und der grimmigsten Ilse. Leider, oder vielleicht auch zum Glück, ist es in einer Stadt wie Berlin nicht allen möglich, ein eigenes Haustier zu halten – vor allem dann nicht, wenn sie besonders groß, haarig oder geruchsintensiv sind. Aber es gibt Abhilfe, und zwar in Form von Tierpatenschaften. Denn man kann für so ziemlich jedes Tier eine Patenschaft übernehmen, von zu schwachen Igeln in der Igel-Rettungsstation Königs Wusterhausen über Pinguine im Zoo bis hin zu Wisenten, also wuscheligen Riesen-Rindern, in Brandenburg.


Ehrenamtlich arbeiten

Laut dem neuesten Glücksatlas sind die Menschen in Berlin unglücklich. Wenn man etwas für andere tut, zum Beispiel im Ehrenamt, tut man auch etwas für sich selbst.
Wenn man etwas für andere tut, tut man auch etwas für sich selbst. Foto: tipBerlin

Jedes Jahr an Weihnachten wird klar: Eigentlich macht es mehr Spaß, zu schenken, als Geschenke zu bekommen –vor allem dann, wenn sich das Gegenüber so richtig freut. So ähnlich ist es eigentlich mit allen guten Taten. Warum also nicht ein Ehrenamt übernehmen? Die Liste an Möglichkeiten ist lang, von einem Job bei der Kältehilfe über Katastrophenschutz beim Technischen Hilfswerk bis hin zu Hilfe für Senior:innen. Einerseits lernt man bei einem Ehrenamt viel Neues, beim Technischen Hilfswerk zum Beispiel, wie man Keller leer pumpt und worauf es in Extremsituationen ankommt. Viel wichtiger ist aber: Es ist eine Art von Freizeitgestaltung, die einem hilft, Sinn zu sehen, wenn alles belanglos scheint. Und in vielen Fällen bekommt man für seinen Einsatz Dankbarkeit zurück.


Demonstrieren, protestieren, Parolen schreien

Gemeinsam wütend sein macht manchmal fröhlich. Foto: Imago/snapshot-photography/F.Boillot

Es gibt Zeiten, da sind die vielen schlechten Nachrichten aus der Welt so niederschmetternd, dass es schwer ist, den Kopf oben zu halten. Der Zustand der Gesellschaft und des Planeten tut einem dann in der Seele weh. Im Deutschen gib es dafür das treffende Wort Weltschmerz. Ein Weg, um gegen diesen drückenden Schmerz anzukommen, sind Demos. Bei Demos, egal ob man für besseren Klimaschutz, höhere Löhne oder Gleichberechtigung kämpft, gibt es manchmal diese magischen Momente, wo sich eigentlich fremde Personen in die Augen blicken, sich zu grinsen und dadurch das Wissen vermitteln, dass sie nicht alleine sind in ihrem Kampf für eine bessere Welt.


In einem der vielen Clubs feiern gehen

Wo lässt sich besser der Alltag vergessen als in einem Club? Zumal es hier immer was neues zu entdecken gibt, wenn zum Beispiel die Musikbrauerei zur Art-Venue und Technoparty wird, wie bei State of Mind. Foto: State of Mind

Die Nacht bierselig in einer Kneipe verbringen und Oldies aus der Jukebox zu hören ist das eine, sich in einem Techno-Club von der Magie der Wiederholung einhüllen zu lassen wie von einer sich in alle Richtungen ausstreckenden Decke das andere. Bei kaum etwas lässt sich der Alltag so gut ausblenden wie auf einer dunklen Tanzfläche, auf der schemenhafte Gestalten zu einer wogenden Masse verschmelzen und die Übergänge zwischen den einzelnen Tracks so fließend sind, dass man nicht merkt, dass sie gerade geschehen. Vielleicht kommt man beim Ausruhen auf einem der speckigen Clubmöbel mit einer unbekannten Person ins Gespräch, vielleicht lässt man auch einfach nur das Inferno aus Lichtern und donnernden Basslines über sich wegrollen, ruhig und in sich gekehrt. So intensiv kann eine Clubnacht sein, dass man noch lange davon zehrt. Allerdings sollte man das nicht zu oft wiederholen, sonst zehren ebenjene tollen Nächte irgendwann den eigenen Körper aus.


Sich ein neues Hobby suchen, zum Beispiel Boxen

Sich erst auspowern und dann den ganzen Frust am Sandsack rauslassen, das geht beim Boxen. Foto: Imago/Petra Schneider

Töpfern, trommeln, Tango tanzen: Neue Hobbys fördern oft Bereiche vom Hirn, die sonst selten beansprucht werden und führen oft dazu, dass man neue Menschen kennenlernt. Die neuen Kontakte und die Erfolgserlebnisse allein können schon dazu führen, dass alles nicht mehr so düster erscheint. Ganz besonders effektiv aber ist Boxen. Denn auch wenn die eigenen Schläge im Zweikampf eher kontrolliert und zielgerichtet sein sollen, ist das Training so anstrengend, dass es sich sehr gut dazu eignet, um Frust abzubauen. Und wem das nicht reicht, der kann ja danach immer noch den Sandsack verprügeln. Außerdem ist ja weithin bekannt, dass Sport Endorphine ausschüttet.


Einfach schreien

Ein Schrei muss nicht immer verzweifelt sein. Foto: Pixabay/Pezibear

In unzähligen Filmen gibt es Szenen, in denen die Protagonist:innen vor epischen Landschaften aus vollem Hals und mit aller Kraft schreien. Ihre Schreie werden dann von den Bergen zurückgeworfen oder vom Meer geschluckt, während sie auf einer Klippe stehen und sich dem Panorama entgegen recken. In Berlin haben wir leider nicht annähernd so beeindruckende Kulissen. Aber das ändert nichts daran, dass so ein Ur-Schrei auch Menschen helfen, Knoten lösen kann, die keine Figuren in einem Kinofilm sind. Außerdem haben wir in und um Berlin genug Wiesen und Wälder, die weitläufig genug sind, um all den Stress, die Sorgen, die Existenzängste rauszulassen. Oder alternativ ein paar Berge. Dann hallt es wenigstens weit.


Ein Kuschelseminar besuchen

Körperkontakt ist wichtig für das Wohlbefinden von Menschen. Foto: Imago/Shotshop

Ja, die Vorstellung, mit wildfremden Menschen zu kuscheln, mag erst eigenartig erscheinen. Für diejenigen, die sich in einer Partnerschaft befinden oder Freund:innen haben, mit denen sie regelmäßig Körperkontakt haben, mag es ganz und gar abwegig erscheinen. Aber Berlin ist das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Singles und körperliche Nähe trägt nachweislich zum Wohlbefinden der meisten Menschen bei. Zwar bietet Berlin alle möglichen Wege, sich abzulenken und das eigene Bedürfnis nach Nähe zu unterdrücken, abgesehen davon gibt es viele Wege, allein schon Dutzende Apps, um anderen Menschen nah zu kommen. Für diejenigen, die diese Möglichkeiten aber nicht ausschöpfen wollen, könnte ein Kuschelkurs eine attraktive Alternative sein, um im Alltag zufriedener zu werden. Eine Auswahl an verschiedenen Kuschelseminaren und -therapien gibt’s zum Beispiel im Kuschelraum.


Berlin für ein paar Tage verlassen

Berlin verlassen und den Blick schweifen lassen kann Wunder wirken. Foto: Imago/Christian Thiel

Wenn das alles nichts hilft, bleibt vielleicht nur, diese inspirierende, aber anstrengende, laute, überfordernde Stadt für ein paar Tage zu verlassen und wegzufahren: ans Meer, in die Berge, in ein fernes Land oder einfach nur nach Brandenburg. Denn manchmal tut es gut, an einem Ort zu sein, wo einem keine Häuser den Blick auf den Horizont verstellen und wo man Bäume rauschen hört, wenn der Wind übers Land pfeift, wo die Jahreszeiten den Lauf der Zeit illustrieren und die Tage langsamer vergehen. Wo es nachts richtig dunkel wird und die Sterne leuchten. Und wenn einem dann die Dunkelheit nach einiger Zeit zu undurchdringlich wird und einem auffällt, dass es nicht mal eine Dorfgaststätte gibt und das Knarren der Bäume auf einmal gruselig statt heimelig wirkt, dann ist es vielleicht Zeit, nach Berlin zurückzukehren und all das wieder zu genießen, was die Stadt ausmacht: die Clubs und Bars, Theater und Kinos, Restaurants und Imbisse. Immer neue Ziele und spannende Orte in Brandenburg stellen wir euch hier vor.


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