Restaurants

Dashi Diner in Mitte: Über die Grenzen des guten Geschmacks

An der Invalidenstraße versuchen sich die Betreiberinnen des Dashi an der Neuerfindung des Diners – und wurden nur Tage nach der Eröffnung mit rassistischen Stereotypen konfrontiert. Bettina Grabl und Aida Baghernejad berichten.

Das Dashi Diner in Mitte: Viel Holz, viel Beige, lässige Eleganz. Foto: Bettina Grabl

Dashi Diner: Grenzenlose Küche an der Brunnenstraße

Ein neuer schicker Laden auf der Invalidenstraße, viel Holz, viel Beige, viel lässige Eleganz. So weit, so Mitte. Sein Name: Dashi Diner. Das verweist zum einen auf die japanische Fischbrühe, zum anderen auf die US-amerikanische Diner-Kultur, die unkomplizierten Restaurants, in denen man von morgens bis abends einen Kaffee, ein Essen, einen Milkshake und ein Lächeln bekommen kann.

Die Karte: weich-knusprige Kartoffelkroketten werden in dick-sämige japanische Currysauce gedippt, herrlich herausgebackene chinesische Brotstangen (Youtiao) zum wohlig warmen Reisbrei Congee gereicht, oder würzige Szechuan-Fritten in Koriander-Mayo-Soße getunkt. Dazu gibt es japanisch-amerikanische Sandwiches, die aus dem Stand zu den besten der Stadt gehören, und eine außerirdisch grün glänzende Melon Granita, garniert mit einer augenzwinkernd kitschigen Maraschino-Kirsche.

Als „grenzenlos“ könnte man die Küche des Dashi Diner bezeichnen, die konsequente Antwort an globalisierte Geschmacksknospen und ein Publikum, das mit dem namensgebenden Dashi ebenso vertraut ist wie mit der perfekten Pommes.

Die beiden Gründerinnen des Dashi Diner, Thuy Thu Pham und Phuong Thao Westphal, veröffentlichten zu ihrer Eröffnung denn auch ein „Mission Statement“, in dem sie ihren Ansatz transparent gemacht haben: „Yōshoku“-Küche, westliche Gerichte in ostasiatischer Interpretation. Zudem verwiesen beide auf ihre Herkunft als Deutsch-Vietnamesinnen zweiter Generation, deren Eltern jahrelang in Imbissen dem westlichen Geschmack angepasste Versionen pan-asiatischer Klassiker gekocht haben. 

Kritik an Dashi-Diner-Chefinnen: Essen ist immer politisch

So weit, so klar – wäre da nicht die schnelllebige, verkürzte Kommunikation in den sozialen Medien. Denn nur wenige Tage nach der Eröffnung war in den Kommentarspalten großer Instagramkanäle plötzlich zu lesen, dass im Dashi zwar „japanische Küche“ serviert würde, die Betreiberinnen aber eben „leider“ Vietnamesinnen seien, eine Referenz auf die Tatsache, dass viele asiatische Restaurants und Imbisse in Berlin und Deutschland eben von vietnamesischen Betreiber:innen geführt werden.

Die rassistische Abwertung in diesen Worten: völlig offensichtlich. Und das haben Thuy Thu Pham und Phuong Thao Westphal auch genauso publik gemacht.

Zwar hat sich der betreffende Instagramkanal „Berlin Food Stories“ später für seine respektlosen Aussagen entschuldigt. Vom reich gedeckten Tisch des Dashi Diner ist diese Debatte aber damit nicht, verweist all das doch auf tieferliegende Strukturen und Ressentiments, die nicht bloß als Missverständnisse abzutun sind.

Koriandermayonnaise, chinesische Brotstangen, Melon Granita: im Dashi Diner. Foto: Bettina Grabl

Denn während ein Fusion-Ansatz, der Einflüsse aus Ost- und Südostasien mit westlicher Esskultur kombiniert, bei manchen Köch:innen – meist männlichen, meist weißen, gerne Tim Raue – als innovativ gefeiert wird, stehen andere, meist marginalisierte Köch:innen Klischees gegenüber, denen sie gefälligst zu genügen haben. Und es ist der weiße Gast – oder Blogger –, der plötzlich ganz genau weiß, was vermeintlich authentisch oder gar richtig sei. Und wo sie denn zu ziehen seien, die Grenzen des guten Geschmacks.

Essen ist immer politisch. Vor allem ist Essen an Emotionen und Identität geknüpft. Und die Abwertung der Arbeit der jungen Gastronominnen betrifft eben nicht nur ihr Menü, sondern auch ihre Existenz als Deutsch-Vietnamesinnen und als Unternehmerinnen, die die Berliner Foodszene weiterentwickeln möchten. Ein Glücksfall für Berlin, dass Thuy Thu Pham und Phuong Thao Westphal sich nicht beirren lassen. Im Gegenteil: mit ihrer Weigerung, respektlose und rassistische Kommentare und Falschinformationen hinzunehmen, haben sie eine wichtige Debatte angestoßen. Darüber hinaus haben sie der Stadt ein großartiges, ja grenzenloses Speiselokal geschenkt.

  • Dashi Diner Invalidenstr. 112, Mitte, Di–Sa 12–21 Uhr, Tel. 030/33 90 30 90, www.dashi.de

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