Es ist das Kunst-Event des Frühlings: Zum 18. Mal findet das Gallery Weekend Berlin statt. Nach den Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre Diesmal in Präsenz und mit noch mehr teilnehmenden Galerien als zuvor.

2022 wird es in der Kunst ein langer, farbenvoller Tanz/Gang in den Mai: das „Gallery Weekend“ startet wieder durch – seit dem Beginn der Pandemie ist es das erste Mal, dass die Kulturveranstaltung ohne Beschränkungen und strenge Auflagen stattfinden kann. 2020 musste das bekannte Art-Festival verschoben werden, fand dann unter strengen Hygienemaßnahmen in Hybridform statt. Im vergangenen Herbst gab es ein „Gallery Weekend Discoveries“-Event. Jetzt liegt alle Hoffnung auf einem „Recover“ der bekannten Kunst-Tage.
52 Galerien öffnen zwischen 29. April bis zum 1. Mai ihre Pforten und stellen im Rahmen des „Gallery Weekend“ Werke von 80 aufstrebenden Künstler:innen aus. Neu mit dabei sind in diesem Jahr Contemporary Fine Arts und Michael Werner. Auch die König Galerie ist nach einem Jahr Pause wieder mit von der Partie.
Neben den angekündigten Gästen aus dem In- und Ausland, können vom Berliner Publikum Galerieräume in diversen Stadtteilen wie Schöneberg, Kreuzberg und Charlottenburg besucht werden. Eine Hauptschlagader ist immer die Auguststraße in Mitte – ohnehin eine hohe Galeriendichte, zieht die zentrale Lage gepaart mit besonderen Aktionen immer besonders viel Publikum an. Darüber hinaus eröffnen zahlreiche Museumsausstellungen und Privatsammlungen neue Ausstellungen zum „Gallery Weekend“.
Höhepunkte des Gallery Weekend: Wilhelm Hallen

Galerist Mehdi Chouakri, Betreuer des Nachlasses von Charlotte Posenenske, eröffnet in den Reinickendorfer Wilhelm Hallen am 29. April auf 1.000 Quartmetern einen neuen Standort mit öffentlich zugänglichem Posenenske-Archiv. Um- und Ausbau der Eisengießerei-Halle mit ihren Sheddächern hat er gemeinsam mit dem Architekten Philipp Mainzer geplant. Zum Gallery Weekend werden neben Werken von Posenenske auch Arbeiten von John M. Armleder und von Sylvie Fleury zu sehen sein. Im Eingangsbereich hat der Schweizer Künstler John Armleder eine Wandmalerei namens „Wurst mit Flammen“ aufgebracht. Auf dem Dach soll die Neonarbeit „Yes to All“ der französischen Künstlerin Sylvie Fleury leuchten.
- Wilhelm Hallen Kopenhagener Str. 60–72, Reinickendorf (S-Bhf. Wilhelmsruh), 29.4. ab 19 Uhr, 30.4./1.5.11-18 Uhr, bis 23.7.
Ai Weiwei

Die Galerie Neugerriemschneider unterhält nun neben ihren Räumen in der Linienstraße einen zweiten Standort auf dem Pfefferberg, in der ehemaligen Galerie Ikeda, zwischen Architekturgalerie Aedes und den Studios von Ólafur Elíasson und Ai Weiweis Studio. An beiden Orten zeigt sie Malerei von Thomas Bayrle zu dessen 85. Geburtstag. Und die alte Wohnung von Ai Weiwei nutzt die Galerie für 14 Tage ebenfalls als Ausstellungsraum – für Filme, Objekten und Fotos des chinesischen Künstlers, Aktivisten und Filmemachers, der mittlerweile in Portugal lebt. Die Ausstellung gibt einen privaten Einblick in Ai Weiweis Berliner Exil und zeigt neuere Dokumentarfilme unter seiner Regie, etwa über die Pandemie in Wuhan und die demokratischen Proteste in Hongkong.
- Wohnung Ai Weiwei Greifswalder Str. 207, Prenzlauer Berg, Di–Sa 11–18 Uhr, 29.4.–14.5.
- Galerie Neugerriemschneider Linienstr. 155, Mitte, Christinenstr. 18–19, Prenzlauer Berg, 29.4. 18–21 Uhr, 30.4./ 1.5. 11–19 Uhr, sonst Di–Sa 11–18 Uhr, bis 4.6. bzw. Pfefferberg bis 20.8.
Haegue Yang

Dieses Mal ganz anders. Haegue Yang verzauberte schon mit kinetischen Jalousien eine halbe Documenta-Halle in Kassel, und aktuell werfen die mobilen Venetian Blinds der in Berlin und Seoul lebenden Künstlerin fantastische Schatten in der dänischen Nationalgalerie. Aus industriell gefertigten Dingen des Hausgebrauchs baut Yang virtuos Plastiken und Räume. In ihrer Berliner Stammgalerie aber rücken nun Arbeiten auf Korea-Papier in den Vordergrund. Neben fünf Skulpturen, darunter zwei aus Glöckchen und Metallringen kunstvoll gewebte Figuren, zeigt Yang Collagen, die schamanische Rituale Ostasiens zitieren. Dazu erscheint ein Buch, das traditionelle Papiertechniken in Japan und Korea vorstellt.
- Galerie Barbara Wien Schöneberger Ufer 65, 3. Stock, Tiergarten, 29.4. 18–21 Uhr, 30.4./ 1.5. 11–19 Uhr, sonst Di–Fr 11–18, Sa 11–14 Uhr, bis 30.7.
Levy senior und Levy junior

Mit seiner Galerie zieht Alexander Levy von Kreuzberg nach Moabit, neben die Galerie seines Vaters Thomas Levy aus Hamburg, der nun auch wieder in Berlin Räume unterhält. Während Levy sen. vor allem Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert vertritt und nun Arbeiten unter anderem von Daniel Spoerri und Meret Oppenheim (Foto), setzt Levy jun. auf konzeptuelle Gegenwartskunst. In Moabit zeigt er Arbeiten von Egor Kraft: Der interdisziplinär arbeitende Künstler verknüpft Themen wie Archäologie und Wirtschaft mit Künstlicher Intelligenz. An Alexander Levys altem Standort in der Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße steht noch bis 1. Mai Julius von Bismarcks Mobile-Konstruktion zum Weltall.
- Galerie Levy, Galerie Alexander Levy Alt-Moabit 110, Moabit, 29.4. 18-21, 30.4./1.5. 11–19 Uhr, sonst Mi–Sa 11–18 Uhr, bis 11.6.
Zhanna Kadyrova, Xenia Hausner

„Unintended Beauty“, “unbeabsichtigte Schönheit” heißt die Ausstellung der Wiener Künstlerin Xenia Hausner. Dabei überlässt die einstige Bühnenbildnerin auf ihren farbstarken Gemälden nichts dem Zufall. Sie inszeniert Menschen, vornehmlich Frauen, in selbstgebauten Kulissen, fotografiert diese ab und überführt sie malerisch in einen Raum zwischen Realität und Fiktion (bis 19.6.). Parallel dazu zeigt Galerist Johann König eine weitere große Künstlerin. Die Ukrainerin Zhanna Kadyrova ist vor allem für ihre Mosaikskulpturen bekannt. Die multidisziplinäre Künstlerin arbeitet stets ortsspezifisch und verblüfft durch ihren spielerischen Umgang mit urbanen Baumaterialien wie Glas, Stein und Beton. Bei König zeigt sie Skulpturen, die nach ihrer Flucht in die Westukraine entstanden sind (bis 20.5.).
- König Galerie ehem. Kirche St. Agnes Alexandrinenstr. 118–121, Kreuzberg, 29.4. 18–21, 30.4./ 1.5. 11–19 Uhr, sonst Di–Sa 10–18, So 12–18 Uhr, bis 19.6., bzw. 20.5.
El Hadji Sy

Der in Dakar lebende Maler, Performer und Aktivist El Hadji Sy prägt seit den 1970er-Jahren die senegalesische Kunstszene. Dort hat er nicht nur Kunstzentren gegründet, sondern mit internationalen Ausstellungen zu einer Sichtbarkeit von Kunst aus Afrika außerhalb des Kontinents beigetragen. Charakteristisch für Sys Arbeit sind bemalte Reis-Jutesäcke. Aber auch Papier, Leinwände und Hauswände dienen ihm als Untergründe für seine Malerei, in der Menschen, Tiere und Symbole eine Einheit bilden.
- Galerie Barbara Thumm Markgrafenstr. 68, Kreuzberg, 29.4. 18–21, 30.4./ 1.5. 11–19 Uhr, sonst Mi–Sa 12–18 Uhr, bis 30.7.
Hamlet Lavastida

Als Hamlet Lavastida von seinem Berliner Stipendium nach Havanna zurückkehrte, wurde der Regimekritiker verhaftet. Nun ist er wieder in Berlin, im Exil. Zum Gallery Weekend zeigt er in der Galerie Crone 45 Arbeiten aus dem vergangenen Jahr, in denen sich Kunst und politische Agitation vermischen. In einem der Räume hängen 20 seiner Cut-Outs zeigen, die Gefängnisbauten auf Kuba abstrahieren.
- Crone Berlin Fasanenstr. 29. Charlottenburg, 29. 4., 18–21 Uhr, 30.4./1.5., 11–19 Uhr, sonst Di–Sa 12–18 Uhr, bis 18.6.
Michel Majerus

Foto: © Michel Majerus Estate, 2022 / Courtesy neugerriemschneider, Berlin
Mit nur 35 Jahren starb Michel Majerus (1967–2002) bei einem Flugzeugabsturz. In seiner kurzen Schaffensphase wurde der Luxemburger Maler und Wahlberliner zu einer prägenden Figur der 90er-Jahre (Abb.). Er vermischte Popkultur und Kunstgeschichte, weitete Malerei von der Leinwand auf den Raum aus, nutzte als einer der ersten digitale Tools. Anlässlich seines 20. Todestages wird sein Werk mit der Ausstellungsreihe „Michel Majerus 2022“ in mehreren Berliner Kunstorten gewürdigt. Zum Auftakt zeigt der Michel Majerus Estate Arbeiten des Künstlers zusammen mit Werken seiner beiden Professoren Joseph Kosuth und K.R.H. Sonderborg.
- Michel Majerus Estate Knaackstr. 12, Prenzlauer Berg, 28.4. 11–18, 29.4. 11–21, 30.4. 11–19 Uhr, sonst Sa 11–18 Uhr, bis 18.3.23
Gallery Weekend 2022: Diese Galerien und Künstler:innen sind dabei
Die folgenden 52 Galerien, stellen Werke von 82 internationalen Künstler:innen aus:
- Guido W. Baudach, Jürgen Klauke
- Galerie Isabella Bortolozzi, Oscar Murillo
- BQ, Dirk Bell
- Galerie Buchholz, Trisha Donnelly, Martin Wong
- Buchmann, Wolfgang Laib
- Capitain Petzel, Sanya Kantarovsky
- Carlier I gebauer, Nida Sinnokrot
- ChertLüdde, Petrit Halilaj & Alvaro Urbano with Annette Frick
- Mehdi Chouakri, John M. Armleder, Charlotte Posenenske, Sol LeWitt, Peter Roehr
- Contemporary Fine Arts, Francesca Facciola
- Crone Berlin, Hamlet Lavastida
- Dittrich & Schlechtriem, Yalda Afsah, Julian Charrière, Albrecht Dürer, Francisco de Goya, Andreas Greiner, Jenna Sutela, Analisa Teachworth, Jol Thoms, Sung Tieu, Jonas Wendelin
- Ebensperger, Lea Draeger, Otto Muehl
- Efremidis, Michelle Grabner, Günther Förg
- Eigen + Art, Martin Groß, Lauren Lee McCarthy
- Konrad Fischer Galerie, Bruce Nauman
- Lars Friedrich, Hans-Christian Lotz
- Galerie Friese, Horst Antes
- Galerie Michael Haas, Anton Henning
- Heidi, Joan Jonas
- Max Hetzler, Jérémy Demester, Günther Förg, Thomas Struth
- Galerie Judin, Philipp Fürhofer
- Kewenig, Bernd Koberling
- Kicken Berlin, Klaus Rinke
- Klemm´s, Adrian Sauer
- Noah Klink, Taslima Ahmed
- Klosterfelde Edition, Lena Henke
- KOW, Anna Boghiguian
- König Galerie, Xenia Hausner, Zhanna Kadyrova
- Kraupa-Tuskany Zeidler, Pieter Schoolwerth
- Alexander Levy, Egor Kraft
- Meyer Riegger, Eva Koťátková, Meret Oppenheim
- Neu, Louis Fratino
- Neugerriemschneider, Thomas Bayrle / Michel Majerus Estate, Joseph Kosuth, Michel Majerus, K.R.H. Sonderborg, Ai Weiwei
- Galerie Nordenhake, John Zurier
- Peres Projects, Shuang Li, Stanislava Kovalcikova
- Plan B, Adrian Ganea
- PSM, Marilia Furman
- Schiefe Zähne, n.n.
- Esther Schipper, David Claerbout
- Galerie Thomas Schulte, Allan McCollum, Matt Mullican
- Société, Conny Maier
- Soy Capitán, Rachel Youn
- Sprüth Magers, Sterling Ruby
- Sweetwater, Luzie Meyer
- Galerie Barbara Thumm, El Hadji Sy
- Tanja Wagner, Anna Witt
- Galerie Barbara Weiss,Ser Serpas
- Wentrup, Gerold Miller
- Barbara Wien, Haegue Yang
- Galerie Michael Werner, Georg Baselitz
- Kunsthandel Wolfgang Werner, André Thomkins

Der Eintritt zu den Galerien ist kostenlos. Im Rahmenprogramm kann es besondere Events geben, für die Tickets notwenig sind. Das genaue Programm wird rechtzeitig bekanntgegeben. Alle Infos auch immer auf der Website des Gallery Weekends Berlin.
Über alle aktuellen Ausstellungen in Berlin informiert sein: mit unserer Kunst-Seite. Das volle Leben im Fotografie-Ausstellungshaus c/o Berlin genießen – oder ein Manifest der Fragilität zur Schau gestellt bekommen im Gropius Bau. Unser kuratierter Überblick über aktuelle Ausstellungen in Berlin: Was sich lohnt, was neu ist und endet.