Comic

Captain Berlin – Ein Superheld in der Mauerstadt!

Vier Abenteuer von Jörg Buttgereits „Captain Berlin“ erscheinen in einem neuen Supersammelband. Diesmal geht es für den West-Berliner Superhelden gegen Zombies, den Genossen Berlin, einen vom nordkoreanischen Diktator gesteuerten Riesenaffen und den horriblen VHS-Mann.

Captain Berlin muss auch mal einstecken. Hier kämpft unser Held gegen einen Schurken aus der Zone: Genosse Berlin. Foto: Weissblech Comics

Jede Stadt hat den Superhelden, den sie verdient. Mit Captain Berlin können wir recht zufrieden sein. Er ist muskelbepackt, hat ein enganliegendes Höschen, kann fliegen und ist bärenstark, ganz so wie unser Wappentier, das stolz auf seiner Brust prangt. Erfunden hat ihn der Schöneberger Universalgelehrte des Splatter-Films Jörg Buttgereit als lokalpatriotische Antwort auf die große Tradition klassischer Marvel und DC-Comics.

Captain Berlin: Einfluss von Superman & Co wird nicht verheimlicht

Der Einfluss von Superman, Spiderman & Co. wird gar nicht erst verheimlicht. Auch Captain Berlin ist im Alltag ein unscheinbarer Reporter, der Ärger mit dem Chef hat, und visuell orientieren sich die Zeichner Rainer F. Engel, Fufu Frauenwahl, Levin Kurio u. a. sowieso an den US-Heften. Doch die Abenteuer, die der Captain bestehen muss, sind vollgespickt mit Berliner Stadtgeschichte, urbanen Skurrilitäten sowie Buttgereits exzentrischen Geschmack und enormen Fachwissen des Popkulturell-Abseitigen.

Allein in dem neuen Supersammelband, der die „Captain Berlin“-Ausgaben fünf bis acht vereint, muss sich unser Held dem nord­koreanischen Diktator Kim Jong-il stellen, der einen an Fassbinder erinnernden Regisseur entführt hat. Ferner bekämpft er Erich Honeckers DDR-Kreatur, den Genossen Berlin, hat mal wieder Scherereien mit dem Altnazi Otto Todt und muss eine Plage Tschernobyl-Zombies beseitigen. Auch der Auftritt von Hitlers Sexy-Leibärztin Ilse von Blitzen oder des horriblen VHS-Mannes, der Kraft Videokassette die Gesellschaft beherrschen will, sind geniale Einfälle, wie auch der Auftritt der Berliner Band Umfallende Hochhäuser beim Festival der genialen Praktikanten.

All das spielt in West-Berlin der 1980er-Jahre, verweist auf seinerzeit wichtige Ereignisse und Nachrichten, dazwischen wird berlinert was das Zeug hält –„Det is diese Supaflitzpiepe Käptn Balin!“ Überhaupt ist immer viel los, so dass man die Mauerstadt-Geschichten immer wieder lesen kann. Die Einzelbände sind teilweise vergriffen, dank der Neuausgabe kriegt man sie jetzt wieder

Captain Berlin Supersammelband (Ausgaben 5 bis 8)  von Jörg Buttgereit u. a., Weissblech Comics, 130 S., 14,90 €


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