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Daijanala aus Berlin: Handgefertigte Looks für Berliner Nächte

Daijanala heißt ein Label, das auf Instagram, Tiktok und in Berliner Clubs auf sich aufmerksam macht. Hinter den „Glory Hole“-, „Choke Me“- und „Vulva“-Tops steckt die 23 Jahre alte Designerin Jana Lanziner. Wir haben sie in ihrem Kreuzberger Atelier besucht, mit ihr über die Anfänge und Entwicklungen ihrer Mode gesprochen und herausgefunden, wie die Berliner Techno-Szene die Marke Daijanala beeinflusst hat.

Die 23-jährige Designerin Jana Lanziner posiert gerne selbst für ihre handgemachte Mode. Foto: Jana Lanziner

Daijanala: Knappe Bodys, durchsichtige schwarze Kleider

Eine kleine Treppe führt runter in das Kreuzberger Atelier, in dem die Designerin Jana Lanziner alias Daijanala ihre Kleidungsstücke näht und verkauft. Die Räumlichkeiten teilt sie sich unter anderem mit Vintage-Verkäufer:innen und jungen Designer:innen, die die Fläche für Schneiderarbeiten nutzen. Ein paar Taschen und Hosen sind auch zu sehen, aber die große Kleiderstange, die in Lanziners Atelier steht, ist vor allem mit knappen Bodys und durchsichtigen schwarzen Kleidern bestückt. Die Tops beispielsweise tragen Namen wie „Choke Me“ oder „Glory Hole“. Für den Alltagsgebrauch ist das eher nichts, diese knappen, eleganten Stücke passen wohl eher in das verruchte Berliner Nachtleben. Und genau dort hat die Geschichte von der Marke Daijanala begonnen.

Daijanala-Gründerin: Die Berliner Techno-Clubs haben mich inspiriert

Maßgeschneidert und per Hand genäht: Jana Lanziner stimmt alles auf individuelle Bedürfnisse ab. Foto: Jana Lanziner

Jana Lanziner wuchs in einer beschaulichen Stadt in der italienischen Provinz auf – ein Ort, an dem sich die Menschen kennen und wo meist konservative Ansichten vorherrschen. Einen Markt für Underboob-Oberteile, nackte Po-Backen und Mesh-Kleider, bei denen der Nippel durchblitzt, gab es dort eher nicht. Schneidern und Nähen hatte Lanziner schon in jungen Jahren lieben gelernt, die Möglichkeit, ihre Ideen in Taten umzuwandeln gab es in der kleinen italienischen Stadt aber kaum.

Der Wunsch nach Veränderung war groß, 2019 ist die damals 19-Jährige nach Berlin gezogen. Bevor sie die Marke Daijanala gründete, arbeitete sie als Schneiderin und war in der Freizeit immer wieder in Techno-Clubs unterwegs – KitKat, Berghain und Co. Wer in Berlins Technoclubs geht, weiß, dass knappe schwarze Outfits dort vorherrschend sind, das KitKat ist da ganz vorne dabei, und auch im Berghain trifft man immer wieder den gleichen Schlag Mensch. Das in der Clubwelt oft beschworenen Gefühl der Freiheit überträgt sich wenig überraschend auch auf die Mode der Raver:innen.

„Die Berliner Technoclubs haben mich inspiriert, auf einmal war ich in dieser Welt, in der alles möglich war, ich konnte sein wie ich bin und das tun, worauf ich Lust hatte“, erzählt Lanziner. Anfangs nähte die heute 23-jährige die ersten Teile in ihrem WG-Zimmer, es gab keine Website, nur Austausch unter Bekannten – und immer wieder Nachfragen anderer Raver:innen, die wissen wollten, woher die Outfits kommen. Als dann ein befreundeter Fotograf ihr dazu riet, die Teile zu fotografieren, um sie in einem Etsy-Shop zu verkaufen, war die Marke Daijanala geboren.

Daijanala: Tangas, Nippel, knappe Oberteile und eine Nähmaschine

In ihrem Atelier in Kreuzberg finden sich die Daijanala Mode-Stücke. Foto: Jana Lanziner

Die Nachfrage war groß, denn Brands, die Underboob-Bodysuits und tief ausgeschnittene Tops verkaufen, waren zu dem Zeitpunkt eine Rarität in Berlin. „Als ich angefangen habe, war die Mode noch sehr nischig“, erzählt die Designerin. Außer Daijanala und dem Berliner Modelable NAKT gab es nicht viele Adressen für ein handgefertigtes sexy Party-Outfit. „Manchmal kam ich bei den ganzen Bestellungen gar nicht mehr hinterher. Italien, Schweden, die Niederlande und USA, aus allen Ländern kamen Bestellungen rein“, erzählt Lanziner, die alle Stücke alleine per Handarbeit genäht hat – und dabei an ihre Grenzen stößt. Die Stücke von anderen produzieren zu lassen, kam für die Designerin aber nicht in Frage. „Ich liebe es zu nähen, das ist das, was mir am meisten Freude bereitet. und das will ich unter keinen Umständen abgeben“, erklärt sie.

Die Marke Daijanala lebt vor allem von Lanziner und ihrem Auftritt. Die Designerin modelt für ihre Stücke, Instagram nutzt sie als Vermarktungsplattform. Fotos und Reels, mal privat, mal von professionellen Fotografen gemacht, geben einen kurzen Einblick in das Leben der Designerin und zeigen ihre Mode. Fotos im Tanga und knappen Oberteil, schwarze Lack-High-Heels und durchsichtige Mesh-Kleider, viel schwarz, viel Szene, viel Techno eben. „Eigentlich bin ich total introvertiert, auf Instagram kommt das natürlich nicht so rüber. Am liebsten sitze ich hinter meiner Nähmaschine und bin kreativ.“ Dass die Menschen den gewagten Content gerne sehen, ist in einer Welt voller Selbstdarsteller:innen kaum verwunderlich. Und bei sinkender Insta-Aktivität stagnieren auch die Daijanala-Verkaufszahlen.

Jana Lanziner sagt: „Mein Stil und Geschmack haben sich weiterentwickelt“

Neben knappen Einteilern werden im Shop jetzt auch Maxi-Kleider und Hosen angeboten. Foto: Jana Lanziner

Mode ist nicht beständig, sie verändert sich genau wie die Berliner Technoszene. Aktuelle Trends wie Y2K, Street-Wear und Punk beeinflussen natürlich auch den Stil der Community in Berlin. „Vor drei Jahren wären die Leute am liebsten nackt feiern gegangen, da wurde höchstens ein Mikro-Oberteil und ein Mini-Höschen getragen. Das hat sich verändert, eine schöne Hose oder ein besonderes Oberteil stehen jetzt im Vordergrund, auch Kleider werden gerne angezogen“, erklärt Lanziner.

Der Stil und Geschmack der Designerin hinter Daijanala haben sich auf Basis dessen weiterentwickelt, aber auch die zunehmende Sexualisierung ihrer Person haben sie dazu bewegt, ihre Mode an aktuelle Bedürfnisse anzupassen. Neben knappen Einteilern werden im Shop jetzt auch Maxi-Kleider und Hosen angeboten, die auch außerhalb der Technoszene ihren Platz finden. „Genau daran merkt man, dass hinter Daijanala eine einzelne Person und kein großes Unternehmen steht. Es gibt keine Linie und keinen bestimmten Look, den ich verfolge. Ich designe das, was ich gerade toll finde, und hoffe, dass es auch anderen Leuten gefällt.“

Die zunehmende Kommerzialisierung der Clubkultur kommt der Marke Daijanala nicht zu gute

Dass Techno gerade in den vergangenen Jahren durch TikTok und Instagram einen neuen Popularitätsschub erhalten hat, hat den Markt verändert – und der Marke Daijanala nicht gut getan. Durch die immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung der Berliner Clubkultur ist zwar die Nachfrage nach Party-Outfits gestiegen, aber auch Fast-Fashion Anbieter:innen sind auf den Zug aufgesprungen und bieten günstigere Teile von der Stange an. „Nicht jeder legt Wert auf maßgeschneiderte, handgemachte und individuelle Stücke, aber natürlich gibt es auch immer wieder Leute, die Lust haben etwas zu investieren und etwas zu tragen, das nicht jede:r zweite hat.“ Genau das ist es doch, was das Berliner Szene Leben ausmacht: Individualität innerhalb einer Community, die sich gegenseitig unterstützt. Ein bisschen maßgeschneiderte Besonderheit kann man sich bei Daijanala im Kreuzberger Atelier, abholen.

  • Daijanala by Jana Lanziner Boppstraße 3, Kreuzberg, mehr Infos online

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