In Ost-Berlin lebten die Hunde genauso gut wie ihre Artgenossen im Westen. Für Politik interessierten sich die Vierbeiner nicht. Gute Auslaufgebiete, Leckerlis sowie liebevolle Herrchen und Frauchen sind in einem Hundeleben wesentlich wichtiger. Aber weil sie nun einmal auch Stadtbewohner sind und ein gutes Motiv abgeben, wurden sie gerne fotografiert. So wie auf den folgenden 12 Aufnahmen von Ost-Berliner Hunden, die größtenteils in der Wendezeit entstanden sind. Es sind historische Dokumente, die von der Koexistenz von Mensch und Tier zeugen und viel über die Stadt und die Stimmung auf den Straßen in jener Zeit erzählen. Eine tierische Zeitreise nach Ost-Berlin.
Wörther Strasse
Die Mauer ist gerade gefallen, die Häuser in Prenzlauer Berg sind noch lange nicht saniert, das Phänomen der Gentrifizierung war in den frühen 1990er-Jahren noch ein Fremdwort. Dieser Herr mit seinem Collie posiert vor einer Haustür in der Wörther Straße. Spannend ist hier das Zusammenspiel aus neuen Postern, die für Veranstaltungen werben, und den verblichenen Schriftzügen an der Fassade.
Auf dem Falkplatz
Ein Paar sitzt auf einer Bank auf dem Falkplatz. Mit Hund und Katze posieren sie für den Fotografen Rolf Zöllner, der mit seiner Kamera die letzten Jahren der DDR festhielt. Wie die beiden die Wende erlebt haben und was aus ihnen geworden ist, könnte vermutlich einen Roman füllen. Doch manche Geschichten verlieren sich, wenn man sie nicht aufschreibt. Zumindest ist das Bild aus dem Jahr 1988 erhalten geblieben.
Omis mit ihren Hündchen
In West-Berlin gab es die Wilmersdorfer Witwen, ältere Damen, die das Stadtbild prägten. Ihre Altersgenossinen im Osten hatten einen etwas anderen Status. Sie waren die festen Größen im Kiez, manche von ihnen erinnerten sich noch an die Stunde Null, als sie nach dem Krieg anpackten und Berlin wieder aufbauten. Die Generation Trümmerfrauen war in den 1980er-Jahren noch präsent und die Hunde nicht selten deren ständige Begleiter.
Scheunenviertel
Heute gehört das Scheunenviertel zu den schicksten Gegenden der Stadt. Moderne Eigentumswohnungen, edle Boutiquen und teure Restaurants dominieren die Situation. Ende der 1980er-Jahre war der Kiez in Mitte heruntergekommen, die alten Häuser wechselten sich mit neu errichtetem Sozialbau ab. Im Herbst 1988 geht ein älterer Herr mit seinem Hund spazieren, vorbei an den alten Ost-Müllcontainern, die auf die Leerung warten.
Einsatz an der Mauer
Die meisten Hunde in Ost-Berlin waren Zivilisten und lebten mit ihren Herrchen und Frauchen in Wohnungen oder Häusern, doch einige mussten zum Dienst antreten. Vor allem die Hundestaffel der Grenzsoldaten, die an der Mauer Wache schoben, hatte einen harten Job. Mit Gebell und scharfen Zähnen sollten sie Republikflüchtlinge aufhalten. Im April 1990, als dieses Foto entstand, war es vorbei mit dem Einsatzbefehl, doch die DDR existierte rein formell noch einige Monate.
Kaisers statt Konsum
Der Herbst 1990, im Oktober besiegelten die beiden deutschen Staaten die Wiedervereinigung und in der DDR änderte sich alles. Straßennamen wurden ausgetauscht, den alten Denkmälern ging es an den Kragen, etwa der großen Lenin-Statue in Friedrichshain, und auch die Warenwelt wurde komplett ausgetauscht. Auch die alten Konsums verschwanden im Blitztempo – eine der vielen heute verschwundenen Berliner Marken. Hier in Weißensee zog eine Filiale des West-Supermarkts Kaiser’s in die alten Räumlichkeiten des real-sozialistischen Lebensmittelgeschäfts. Ein angeleinter Hund wartet davor auf seinen Menschen.
Vor der Zentraldruckerei
Eine ältere Dame mit ihrem aufgeregten Hund steht vor dem Gebäude der Zentraldruckerei in der Dresdener Straße 43, wer weiß was die junge Frau in dem rosa Päckchen hat, jedenfalls ist der Hund ziemlich interessiert.
Blindenhunde in Berlin
So wie ihre Kollegen an der Mauer müssen auch Blindenhunde arbeiten. Dieses Foto entstand 1991 im Rahmen einer Reportage über eine Frau mit Sehbehinderung und ihren treuen Gefährten.
U-Bahnhof Dimitroffstraße
Heute ist Prenzlauer Berg vor allem als Paradebeispiel der Gentrifizierung bekannt. Überall Muttis mit Kinderwagen, überall Schwaben. Und auch, wenn das etwas übertrieben ist – Prenzlauer Berg hat sich verändert. In den 1980er-Jahren war Prenzlauer Berg ein beschaulicher und ziemlich sanierungsbedürftiger Berliner Stadtteil. Rentner, Arbeiter, Punks und Studenten teilten sich die kohlenbeheizten Mietskasernen. Trabis und Wartburgs standen herum und auf den Hinterhöfen spielten Kinder im Geröll.
Beim Wachdienst
Auch nach dem Mauerfall gab es noch Einsatzgebiete für Hunde in Ost-Berlin. Zwar nicht mehr an der Mauer, aber bei den privaten Wachdiensten, die sich um die Sicherheit in der S-Bahn kümmerten. 1991 war der Bahnhof Ostkreuz noch ein recht unheimlicher Ort – dunkel, unübersichtlich, leer.
Gleimstraße
Zwei Brandwände in Prenzlauer Berg, an denen kein Schriftzug und kein Graffiti prangt. Nach dem Fall der Mauer wäre das undenkbar. Das tolle Motiv mit dem Mann und dessen Hund im Vordergrund entstand 1988 in der Gleimstraße.
Am Arkonaplatz
Ein tolles Fundstück zum Abschluss! Dieses Foto eines Mädchens, das am Arkonaplatz für ihren Hund Wasser pumpt, entstand 1976. Es wirkt wie aus der Zeit gefallen, fast idyllisch. Der frohe Kiez in Ost-Berlin, der Hund, die bunte Kleidung, die alte Wasserpumpe. Sehr lustig ist der „FC Bayern München“-Schriftzug an der Fassade. Der Rekordmeister hat natürlich auch in der DDR seine Fans.
Hier zeigen wir euch schöne Orte für Hunde in Berlin. Das Pop-Chamäleon lebte in Schöneberg: 12 Dinge, die man über David Bowie in Berlin wissen sollte. Kennt ihr die hier? Berliner Sprüche, die immer gehen. Neu hier? An diese Dinge müssen sich Zugezogene in Berlin erstmal gewöhnen. Ihr lebt schon immer oder zumindest seit einer halben Ewigkeit hier? Diese Dinge kennt jeder, der im West-Berlin der 1980er gelebt hat. Besuche bei Berühmtheiten: Hier sind die Gräber von Größen wie Brecht, Juhnke und Knef. Wir blicken gern zurück – in unserer Rubrik zur Berliner Geschichte.