Die Mauer war kein Spaß, doch das Leben in der geteilten Stadt hat trotz der ernsten weltpolitischen Lage auch schräge Situationen hervorgebracht. Da posieren Bären-Maskottchen aus Ost und West an der zur Sehenswürdigkeit verkommenen Mauer am Brandenburger Tor, auch die italienische Politikerin und Pornostar Cicciolina wählte das ungewöhnliche Bauwerk für eine Fotosession. In der Hafenbar schwoften donnerstags die Damen und ein Kohlenschlepper ist entspannt auf der Ladefläche seines Transporters unterwegs. Hier sind 12 schräge Fotos aus dem geteilten Berlin. Viel Vergnügen bei der lustig-historischen Zeitreise ins geteilte Berlin.
Ost-Bär und West-Bär
Der Kampf der Systeme nahm schon mal bizarre Formen an. So wie es sich für eine geteilte Stadt gehört, gab es in Berlin alles zweimal. Eine Oper im Osten und eine im Westen, genauso verhielt es sich mit Universitäten, Flughäfen, Zoos und auch mit dem Wappentier.
Badehosenalarm am Wartburg
Ach Berlin, du tolle Stadt mit Deiner Vorliebe fürs Absurde. Der Widersinn paart sich mit Wortspielen und schrägen Gedankenverbindungen. Daraus entstand eine spröde Schlagfertigkeit, die schon die Altberliner Humoristen wie Adolf Glaßbrenner und Claire Waldoff pflegten und die sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Einem „echten“ Berliner wurde angesichts dieser Situation so mancher Spruch einfallen!
Freund, Helfer und Motorradakrobat
In West-Berliner Zeiten nannte man die Polizei, wenn man nicht ganz grob sein wollte, auch gerne mal „Grüne Männchen“. Hier sind gleich 21, falls wir uns nicht verzählt haben, davon auf drei Motorräder verteilt. Anlass dieser Motorradstaffel-Akrobatik der Berliner Polizei ist das DFB-Pokalfinale 1985.
Ding-Dong! Die Brust muss raus!
Heute heißt das Erotik-Sternchen, das (gefühlt) jede Berliner Veranstaltung mit entblößter Brust besucht, Micaela Schäfer (oft in der Liste der Peinlichsten Berliner anzutreffen). In der Mauerzeit hieß das Objekt der Begierde Ilona Staller, die gebürtige Ungarin war allerdings besser bekannt unter ihrem Namen Cicciolina, die sich in ihrer neuen Heimat Italien zum mit allen Wassern gewaschenen Pornostar wandelte. Bei einer Visite in Berlin im September 1987, den sie anlässlich der Internationalen Funkausstellung absolvierte, zog sie vor der Berliner Mauer blank.
DDR-Werbung: Sexy Filmchen
Die Frau im Sozialismus war selbstbewusst, modern und autark. So zumindest das Bild, das die Propaganda gezeichnet hat. Und eines wusste man auch im SED-Staat, wo Werbung angesichts der Mangelwirtschaft im Prinzip nicht notwendig war, Sex sells! So kam es dazu, dass sich ein Model im Bikini in einem Ost-Berliner Atelier zwischen die Produkte des Fotomaterialien-Herstellers ORWO legte und verführerisch ins Objektiv schaute.
Easy living als Kohlenschlepper
Bis zum Mauerfall war die Kohlenheizung in Berlin auf beiden Seiten der Mauer keine Seltenheit. So gehörten die Kohlenhändler zum Stadtbild dazu. Der Knochenjob war nichts für jeden was, doch dieser junge Mann scheint ganz gelassen, mit der Situation umzugehen.
„Schandmauer“
Immer wieder wurden in Berlin West und Berlin Ost auch rhetorisch die Klingen geschärft. Die „Springer“-Presse schleuderte Schlagzeilen nach drüben, von dort echote das „Neue Deutschland“ mit Staatspropaganda zurück. Auch für die Berliner Mauer gab es mehrere Bezeichnungen, eine davon war die „Schandmauer“. Der Begriff wurde bis Ende der 1960er-Jahre offiziell im Westteil benutzt und weckte absichtlich negative Assoziationen. Erst unter Willy Brandt und dessen Entspannungspolitik wurde nach und nach auf die Verwendung des Wortes verzichtet.
Salarymen in der Deutschen Demokratischen Republik
Salaryman sind japanische Männer, die ins Büro gehen, arbeiten und sich anschließend im Anzug und mit Aktentasche einen ansaufen, um dann im Rausch an irgendeinem Bahnhof einzuschlafen. Was Japan kann, konnte man im geteilten Berlin schon lange!
Schöne Kindheit
Heute ist Prenzlauer Berg ein durch und durch gentrifizierter, wohlhabender und sanierter Stadtteil. Die Immobilienpreise sind zwischen Kollwitzplatz und Kastanienallee astronomisch, die Restaurants vorzüglich und die Boutiquen verkaufen regional und nachhaltig produzierte Waren für die aus dem Westen zugezogenen Akademiker und ihren Nachwuchs. In den 1970er- und 1980er-Jahren war der Prenzlauer Berg eine ganz andere Welt.
Müll und Anarchie in Kreuzberg
Mythos Kreuzberg. In den 1970er-Jahren wandelte sich Kreuzberg von einer heruntergekommenen Arbeitergegend zum alternativ-linksradikalen Kiez, in dem Künstler, Hausbesetzer und türkische Gastarbeiter das Bild prägten. Schon die Ton Steine Scherben besangen den Kampf um Häuser, die Knappheit von Wohnraum und die Konflikte zwischen Polizei und Besetzern.
Auf ein Tänzchen in der Hafenbar
Der Westen hatte das Café Kranzler und Café Keese, wo die Wilmersdorfer Witwen ein- und ausgingen, und im Osten vergnügten sich die Damen in der legendären Hafenbar. Donnerstags war dort immer „Ladies Night“, irgendwann in den frühen 1980er-Jahren tauchte dort auch die Fotografin Ilse Ruppert auf.
Grellbunt und bombastisch bei den Weltfestspielen der Jugend
Die 1970er-Jahre waren die Ära von Disco, glamouröse Bands wie Abba und die Bee Gees sorgten für die Hits. Geschmeidig sollte der Sound in die Beine gehen, und spätestens seit John Travolta die Hüften in „Saturday Night Fever“ schwang, wollte die ganze Welt nur noch tanzen.
Mehr Berlin verstehen
Ein Riss in der Stadt: Fotos von Berlin mit Mauer und dieselben Orte in der Gegenwart. Die Stadt hat sich seit dem Jahr der Wiedervereinigung ziemlich verändert: Diese Fotos zeigen Berlin 1990 und wie es heute aussieht. Wem diese Gegenüberstellung von neuen und alten Fotos gefallen hat: Hier zeigen wir Berlin 1945 und 2020, Fotos vom Kriegsende – und wie es heute aussieht. Wanderungen auf den Spuren der Geschichte: Wir waren auf dem Mauerweg unterwegs. Immer wieder blicken wir zurück. Besucht unsere Rubrik zur Berliner Geschichte.