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Kommentar

Müll, Müll, Müll zum Frühlingsanfang: Das kannst du besser, Berlin!

Wir alle lieben es, bei warmen Temperaturen und Sonnenschein den ganzen Tag in Berliner Parks zu verbringen. Leider bedeuten viele Menschen in den Grünanlagen der Stadt auch meistens viel Müll. Warum eigentlich? Seinen Müll nicht richtig zu entsorgen, ist 2024 doch einfach nur peinlich, findet unsere Autorin.

Wenn das Wetter in Berlin gut wird, leidet leider das Stadtbild. Können wir es diese Saison bitte besser machen und unseren Müll mitnehmen?
Überall Müll: Kein seltener Anblick nach langen Tagen im Park. Foto: Imago/Schuelke

Seinen Müll nicht richtig zu entsorgen, ist 2024 einfach nur noch peinlich

Ein junger Mann in Jogginghose geht am Ostermontag-Vormittag im Viktoriapark mit seinem Dackel spazieren. Auf der gesamten Grasfläche ist Müll verstreut. Es ist ein skurriler, trauriger Anblick. Die Abfalleimer quellen über, neben ihnen auf der Erde liegen Plastikbehälter, leere Wodkaflaschen, Bierdeckel. Ein Gespräch zwischen Fremden entsteht, denn angesichts der Müllberge schafft man es kaum, sich allein im Stillen zu empören. „Ich kenne das schon. Meine Wohnung befindet sich gleich dort.“ Der Mann zeigt auf einen Altbau, direkt an der Kreuzbergstraße, die am Viktoriapark entlangführt. „Wenn einen Tag schönes Wetter war, dann sieht es hier am nächsten Morgen so aus.“

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Welch ein Armutszeugnis für Berlin. Wir vermüllen die Stadt, die wir lieben, derart, dass wir uns an sonnigen, freien Tagen, nicht mehr wohlfühlen können. Obwohl eigentlich klar sein sollte: Wer erwachsen ist und unter freiem Himmel entspannt und feiert, trägt Verantwortung. Die Stadtnatur um uns herum kann nichts für unsere Konsumsucht und für die achtlose Politik der Verpackungsindustrie. Seinen Müll nicht richtig zu entsorgen, ist 2024 einfach nur noch peinlich. Wir Städter:innen sind auf die schönen Parks in Berlin als Naherholungsgebiete angewiesen. Viele von uns verbinden die Natur mit direkter Erholung. Joggen an der frischen Luft, essen unter freiem Himmel, auf der Wiese liegen – Dinge, die der Inbegriff des schönen Lebens sind, oder? Dann sollten wir uns nicht darauf verlassen, dass unser Müll wie von Zauberhand verschwindet. Wenn wir die Natur weiterhin genießen wollen, müssen wir darauf achten, dass sie keinen Schaden nimmt.

Müll in Berlin: Achtsam sein und selber mitanpacken

Dass der Müll nicht wie von Zauberhand verschwindet, hat viele Gründe. Klar, ohne die Industrie gäbe es gar nicht so viel Müll, so viele Verpackungen, bei denen man sich nach dem Verzehr unweigerlich fragen muss – wohin damit? Aber wenn man nicht ganz so weit denkt, dann hat die Vermüllung Berlins auch einfachere Gründe: zu wenig Geld, komplizierte Bürokratie, schlechte Organisation. Und natürlich verleitet auch die Anonymität der Großstadt dazu, seinen Müll nach einem entspannten Tag auf die entspannteste Art, zu entsorgen: einfach liegenlassen. Im vergangenen Jahr haben wir uns mit der Frage beschäftigt, warum Berlin eigentlich so dreckig ist. Und mögliche Lösungsansätze gegen die Vermüllung unserer Stadt aufgezeigt – so schwer ist das eigentlich nicht.

Die Kehrbürger der BSR verhelfen Berlin zu einem saubereren Stadtbild. Wer hier ab und zu mal mit anpackt, bricht sich keinen Zacken aus der Krone.
Die Kehrenbürger der BSR verhelfen Berlin zu einem saubereren Stadtbild. Wer hier ab und zu mal mit anpackt, bricht sich keinen Zacken aus der Krone. Foto: Imago/Funke Foto Services

Den wenigsten Berliner:innen dürfte klar sein, dass es sogar richtig teuer werden kann, seinen Müll einfach auf die Straße zu schmeißen. Wer erwischt wird, zahlt an bestimmten Orten für einen weggeschmissenen Zigarettenstummel oder ein ausgespucktes Kaugummi 120 Euro. Wer seinen Hund ein großes Geschäft erledigen lässt und den Kot danach nicht aufsammelt, kann eine Strafe von bis zu 1500 Euro (!) aufgebrummt bekommen. Doch solche theoretischen Zahlen nützen wenig, wenn die Chance, beim Müll wegschmeißen erwischt zu werden, verschwindend gering ist. Wir sollten und müssen also bei uns selbst anfangen!

Müll schadet nicht nur uns selbst

Wir müssen uns in Erinnerung rufen, welche Folgen achtlose Müllentsorgung hat. Die schöne Stadt, in der wir leben, verliert ihr Gesicht. Unsere Kinder lernen auf dem Kita- oder Schulausflug eine vermüllte Stadt kennen. Die vielen Tiere, für die Berlin genauso Zuhause ist, leiden. Sie fressen Müll und sterben. Das Grundwasser wird verschmutzt. Stadthunde treten mit ihren empfindlichen Pfötchen in Glas. Und, und, und… Wenn der nächste schöne, freie Tag ansteht und die Mülleimer schon voller als voll sind, nehmt euren Müll bitte mit nachhause und helft der BSR dabei, ihre Arbeit so gut, wie möglich zu machen. Und wenn ihr ein bisschen Zeit entbehren könnt, engagiert euch doch bei ehrenamtlichen Putzaktionen in der Stadt. Die sogenannten „Kehrenbürger“ der BSR organisieren regelmäßig Putz- und Verschönerungsaktionen in Berlin. Welche Aufräumaktionen wann und wo stattfinden, könnt ihr hier nachlesen.

Am besagten Ostermontag-Vormittag jedenfalls steht mittlerweile die Sonne am Himmel. Und vor dem kleinen Tiergehege im Viktoriapark drängeln sich Eltern mit ihren aufgeregten Kindern. Im Gärtchen hinter dem Restaurant Tomasa findet ein kleines Osterfest statt. Die Ostereier-Suche ist das Highlight der Kinder. Im eigentlich schönen und verwunschenen Viktoriapark selber ist angesichts der Müllberge leider keine Ostereier-Suche möglich.


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So schwer ist es gar nicht: Wie entsorge ich in Berlin eigentlich meinen Müll richtig? Wir erklären es euch. Bevor alter Kram zu Müll wird: Wie wäre es, wenn ihr euer Aussortiertes spendet? Wir stellen euch Annahmestellen für Sachspenden in Berlin vor. Auch Berlins Gewässer sind vor Vermüllung nicht sicher: Regelmäßig werden horrende Abfallmengen aus der Spree geborgen. Grünanlagen unter Naturschutz zu stellen, kann die Natur vor Vermüllung schützen. In Berlin ist das schon mancherorts gelungen. Wir stellen innerstädtische Berliner Naturschutzgebiete vor und verraten, wie es den Reservaten geht.

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